01: Aufleben
Kalas hatte sich Zeit gelassen, den Wahrsager erneut aufzusuchen.
Vor einigen Tagen war der Jahrmarkt nach Brightgale zurückgekehrt, hatte seine bunten Zelte erneut vor den Toren der Stadt aufgeschlagen. Doch das Wetter war trübe und regnerisch gewesen und es war Kalas als unpassend erschienen, Madeen unter solchen Umständen einen erneuten Besuch abzustatten, nachdem während der vergangenen Jahre immer solch strahlender Sonnenschein geherrscht hatte, wie er es heute erst wieder tat.
Elaine und Brent flehten schon seit Wochen, den Jahrmarkt wieder besuchen zu dürfen und er hatte wiederrum versprochen, ihnen den Wunsch zu gewähren, wenn sie sich eine Woche lang tadellos benahmen, die Aufgaben gewissenhaft erledigten, die Oscar ihnen gab, und Elesil keinen Ärger bereiteten.
Der Forderung war zähneknirschend zugestimmt worden und sofern die beiden Wildfänge nicht noch an diesem Abend einen bösen Streich spielen würden, hätten sie ihren Teil der Vereinbarung morgen erfüllt und er würde mit ihnen zurückkehren.
Doch heute, am vierten Tag des Jahrmarkts, war Kalas alleine hier und das war gut so.
Die strahlende Sonne und die sanfte Brise, die Menschenmassen, die bunten Zelte, die Feuerspucker, Tänzer und Musikanten, die Seiltänzerin ... all das konnte ihn nicht beirren. Zielstrebig hielt er auf jenes Zelt aus edlem, dunklen Stoff, verziert mit goldenen Stickereien, zu, zögerte nicht, einzutreten.
Ein Jahr war eine lange Zeit, um sich Gedanken zu machen, und das war eine Tätigkeit, um die Kalas nie verlegen war.
Entschlüsse zu treffen fiel ihm deutlich schwerer, doch spätestens als er den süßlichen Geruch der Wasserpfeife erneut in der Nase spürte, glaubte er, dass es ihm gelungen war.
Geduld zahlte sich oft aus. So auch in diesem Fall. Madeen hatte seine Pfeife neu angesteckt, prustete das Streichholz aus und... Hier war er. Der Lord, der jenige, den er locken musste, vorsichtig und behutsam zähmen, dass er nicht gleich wieder Reißaus nahm.
"Ah, Lord Dewside. Ebenso angenehm wie vorhersehbar Euch zu sehen. ", die Stimme dunkel und der Akzent etwas deutlicher als beim letzten Besuch, doch sonst hatte Madeen sich nicht geändert. Kein Stück weit. Noch immer blitzten die zwei verbliebenen Löwen auf dem niedrigen Tisch, ruhten vor seinen verschränkten Händen und den sorgsam aufgestapelten Karten. Verirrte Sonnenstrahlen von Draußen berührten das verschrammte Gold, sandte Lichtfinger über Madeens Gesicht, als wollte es sein laszives Lächeln nachfahren. "Ich hoffe, sie hat Euch nicht zu sehr geplagt."
"Nicht mehr als andere Schulden einen Mann plagen, wenn er warten muss, um sie zu begleichen", erwiderte Kalas sanft und setzte sich langsam nieder. "Und dafür so lange am Leben bleiben muss."
Vorsichtig zog er die Münze, welche er ein ganzes Jahr lang aufbewahrt hatte, aus seiner Jackentasche hervor und legte sie unweit der anderen auf dem Tisch ab. Er betrachtete Madeen lange und nachdenklich, als suche er in seinen Zügen Antworten auf den Sinn des Universums.
Er bezweifelte, dass er jemals eine Antwort darin finden würde, doch dazu war er auch nicht hergekommen.
Antworten fand jedermann am besten in sich selbst.
"Schuld? Na, wie amüsant." Madeen machte keine Anstalten das Geld zu nehmen. Er könnte es wirklich brauchen, allein schon weil der Tabak seiner Pfeife nun beinahe aufgebraucht war, doch Stolz Verbot es ihm. Außerdem wollte er etwas anderes als das Geld des Mannes. Das Lächeln, verrucht und lockend wurde breiter.
"Ach, findest du das amüsant?"
Unschlüssig saß Kalas da und betrachtete den Wahrsager. Ein Jahr lang hatte er auf diese Begegnung mit Madeen gewartet, hatte sich ein Jahr lang den Kopf darüber zerbrochen, was er wollte, was er wagen konnte.
Doch nun, da die Gelegenheit vor ihm lag, nur darauf wartete, von ihm ergriffen zu werden, erfüllten ihn Zweifel.
Schöpfte jemand Verdacht, weil er sein Haus verlassen hatte, ohne jemandem zu verraten, wohin er ging?
Würde es jemandem auffallen, wenn er zu lange in diesem Zelt bliebe?
Er wusste es nicht, er fürchtete sich davor, es herauszufinden. Hatte Angst vor der Versuchung, in die Madeen ihn führte, Angst, ihr nachzugeben.
Und trotzdem war er wieder hier, setzte sich den Lockungen und Versprechen willentlich aus, angezogen wie ein Insekt von dem süßen Duft jener exotischen fleischfressenden Pflanzen, die in weitentfernten Regenwäldern wuchsen. Genaugenommen saß Kalas bereits inmitten des todbringenden Taus. Denn er wusste genau, dass er Madeen nichts entgegensetzen könnte, würde dieser seine Blätter um ihn schließen.
Und ja, beinahe hoffte er, dass genau dies geschehen würde, denn es würde ihn gleichermaßen von Entscheidungen befreien und von der Qual erlösen.
Die Hoffnung eines Feiglings.
Kalas räusperte sich.
"Sag mir, Madeen", kam es leise über seine Lippen, "haben die Karten dir damals erzählt, ob ich die Begegnung mit jener wichtigen Person bereuen werde?"
Die Lippen des Wahrsagers kräuselten sich, verzogen sich in einem höhnischen Spott. Madeen grinste, das glitzern das in seine Augen trat, hatte etwas überaus hypnotisches, als er sich nach seiner Pfeife streckte, die Lippen in einer bewusst sinnlichen Bewegung um das Mundstück schloss.
Für einen Moment war das sanfte Blubbern der Pfeife und ihr ihr Atem das einzige Geräusch in dem Zelt. Es war eine gespannte, beinahe elektrisierende Stille.
"Nein." Rau und heiser klang Madeen als er erneut sprach, die Worte mit süßem Rauch untermalend. "Von Reue sah ich nicht einmal eine Spur."
Kalas’ Augen folgten den Regungen des Wahrsagers und mit jeder einzelnen schien eine Hürde in ihm zu brechen. Er hörte den Hohn in Madeens Stimme, sah ihn in seinen Augen, er wusste, dass er selbst für ihn nicht mehr war, als ein Stück Beute, ein kleines, schmackhaftes Insekt, dass er verschlingen würde.
Und trotzdem lockte die Aussicht ihn. Trotzdem konnte Kalas seine Augen nicht abwenden und gehen, trotzdem rannen Schauer über seinen Rücken, wenn er die Art betrachtete, wie Madeen die Pfeife zwischen den Fingern hielt, sie langsam zum Mund führte, wie er ihn anlächelte. Es war zu spät für ihn.
“Dann sind deine Karten ebenso grausam wie du selbst.“
"Das Leben lehrt uns, wie wir überleben." Madeen legte den Kopf schief, musterte den Lord vor ihn mit diesen halben Lächeln, das mehr und mehr wirkte, als würde allein der Gedanke an den Lord -bloß und hilflos seinen Händen, Lippen ausgeliefert - gewaltigen, dunklen Hunger bereiten. "Jeder lernt seinen eigenen Weg."
Grausam also? Madeen lachte heiser und strich sich mit dem Finger über die Lippen, hinab zur Kehle.
"Ich werde meine Gründe haben, sollte ich Euch grausam vorkommen."
"Wir alle haben unsere Gründe."
Kalas leckte sich über die Lippen, denn sie erschienen ihm mit jedem Moment trockener, klebten beinahe zusammen.
Er schaute in Madeens Augen und ein gewisses Flehen lag in seinen eigenen. Vielleicht würde er noch mehr Hohn dafür ernten, aber es kümmerte ihn in diesem Moment nicht. Er wollte nicht länger leiden, nicht länger gequält werden. Nur eines wollte er, den Hunger stillen, die Neugierde, welche seit jenem Jahrmarktsbesuch vor zwei Jahren in ihm brannte.
Vorsichtig streckte er die Hand nach den Karten aus, die auf dem Tisch lagen, bereit, dem willigen Ohr eine Zukunft vorzugaukeln. Eine einzige zog er hervor, diejenige, mit welcher Madeen ihm die schicksalhafte Begegnung prophezeit hatte, das eng verschlungene Paar.
Diese schob er dem Seher zu, doch in seinen grauen Augen lag nun kein Flehen mehr, nur eine prüfende Ernsthaftigkeit, die auch in seiner Stimme mitschwang:
"Lass mich nichts bereuen."
Sacht nahm Madeen die Karte, schien das Bild zu betrachten, ehe sein Blick zu Kalas wanderte, seine Mundwinkel zuckten.
Stoff raschelte, floss mit der Bewegung mit und schien Madeens Körper zu umspielen als er sich erhob. Ein weiteres, höhnisches Lächeln zierte das Gesicht des Wahrsagers, ehe er den Vorhang hinter sich leicht teilte.
"Ich werde dich vieles lassen. Aber für Reue solltest du dir einen anderen suchen."
Zum ersten Mal, seit er an diesem Tag das Zelt betreten hatte, lächelte Kalas.
"Ja", erwiderte er leise. "Das glaube ich dir."
Selbst durch die weiten und verhüllenden Roben hindurch versprachen die Bewegungen von Madeens Leib alles, was er sich jemals erträumt hatte, und vieles, an das er nie zu Denken gewagt hatte. Seine Stimme, dunkel und rau, mit diesem fremden Akzent, schien dafür geschaffen zu sein, lockende Worte zu flüstern. Und seine Augen schienen alles zu sehen, alles zu wissen.
Sollte jemals jemand von dieser Begegnung erfahren, so würde Kalas das bereuen. Nicht aber, all seinen Stolz fortgeworfen und sich Madeen hingegeben zu haben.
"Schnürt die Plane zu, Lord, wenn Ihr keine Zeugen wünscht." Madeen schenkte Kalas ein weiteres, vor Spott nur so blitzendes Lächeln, ehe er hinter seinen Vorhang verschwand. Ein, zwei geschickte Handgriffe und die komplizierte Verschnürung der Robe löste sich, ließ den Stoff an Madeens Leib hinab rinnen und sammelte sich, Wasser gleich als farbiger Teich um seine Knöchel. Genüsslich streckte Madeen die bloßen Glieder, warf einen Blick über die Schulter zurück. "Und beeilt Euch besser."
Kalas nickte, obwohl Madeen das kaum sehen konnte.
Dann erhob er sich und tat, wie geheißen. Erstaunlich ruhig waren seine Hände, als er die Plane ganz verschloss, keinen Spalt zuließ, durch den ein neugieriges Auge schauen konnte.
Dann atmete er ein letztes Mal tief durch und folgte Madeen hinter den Trennvorhang.
Wenn es überaupt möglich war, so schien der Wahrsager unverhüllt, nackt noch schöner als in seinen kunstvollen Roben. Schlank war er, doch nicht mager, und unter der braungebrannten Haut zeichneten sich filigrane Muskeln aus. Keine Stelle seines Leibs schien einer Willkür der Natur unterworfen zu sein, geradezu grobschlächtig und unvollkommen kam Kalas sich nun vor.
Wunderschön, das war Madeen, doch Kalas wagte nicht, ihm das zu sagen.
Den Blick aus Augen, die im zwielichtigen Lichtfall des Zeltinneren mehr violett als blau schimmerten, fest auf Kalas gerichtet, streckte Madeen seinen bloßen Leib, räkelte sich lasziv.
Sein Bett bestand aus einer Form, ähnlich einem überdimensionalen Katzenkorb mit Unmengen an Kissen unterschiedlicher Größe anstelle einer Matratze. In dieser Kugel aus weichen Kissen ließ Madeen sich sinken, entspannt und beinahe schon selbst gefällig, er lockte Kalas mit einem herausfordernden Blick, einem halben Lächeln.
"Seid Ihr schüchtern, Lord? Oder kommt Ihr erst in Fahrt wenn ich vor Euch knie?"
"Nur wenn du vor mir knien willst", antwortete Kalas sanft. Es waren törichte Worte, schließlich war Madeen wohl kaum ein Mann, der sich auf irgendetwas einließ, das er nicht wollte.
Aber was sollte er schon sonst antworten? Kalas wagte nicht, Wünsche zu äußern, und genausowenig wollte er sich eingestehen, dass man ihn wohl als schüchtern bezeichnen konnte.
Mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen entkleidete er sich, denn er wollte nicht auch noch den letzten Rest Würde verlieren, indem er in gieriger Eile einen Knopf seines Hemds abriss oder sich in irgendeiner anderen Weise ungeschickt wie ein hastiger Jüngling gab. Mehr und mehr Haut legte er frei, hell, bleicher mit der Zeit geworden, sodass die bläulichen Äderchen an einigen Stellen geradezu dunkel hervorschimmerten. Auch dünner war er als früher und die Muskeln hatte er seit Beginn seiner Krankheit nie wieder zu ihrer vollen Größe zurück entwickeln können. Auch sein lockiges Haar, welches er zuletzt aus dem Gefängnis des schwarzen Seidenbands löste, sodass es frei über seine Schultern fiel, wuchs bereits etwas spärlicher und das Gold war hier und da von silbernen Fäden durchzogen.
Kalas fühlte sich in diesem Moment wie eine Vogelscheuche, er schämte sich beinahe für seinen Körper.
Es dauerte einen langen Moment, in dem er in Madeens Augen schaute, bis er wagte, näher zu treten und sich vorsichtig neben ihm zwischen den Kissen niederzulassen.
Hungrig leckte Madeen sich die Lippen, die Arme lässig hinter dem Kopf verschränkt, verschlang Kalas förmlich mit Blicken.Zusagen, dass der Lord eine Schönheit war, wäre eine eiskalte Lüge. Er musste krank gewesen sein, war es vielleicht immer noch.
Aber reizend war er dennoch. Kalas wirkte trotz seiner Größe und seiner Muskeln irgendwie...zerbrechlich. Der Wahrsager kicherte dunkel, stieß einen Laut aus, der eine Mischung aus Lachen und Keuchen bildete.
Seine Zähne blitzten auf, entblößt durch ein höhnisches Grinsen, als Madeen sich vorbeugte, die schlanken Arme um Kalas Nacken schlang und ihn küsste, gierig, beinahe schon wild.
Zu lange ...
Zu lange war es her, dass Kalas von einem anderen Menschen geküsst worden war und niemand hatte es jemals so getan wie Madeen. Wild, ungehemmt. Diese Leidenschaft überrumpelte ihn, raubte ihm den Atem, machte ihn sprachlos.
Es dauerte einen Moment, bis er wagte, den Kuss sanft zu erwidern, seine Hände ebenfalls auszustrecken und mit ihnen vorsichtig, beinahe ehrfürchtig über die glatte, dunkle Haut zu wandern.
Also jemand schüchternes. Madeen knurrte, in den Kuss hinein, drückte Kalas auf die Kissen und begann sich an dessen Lippen satt zu trinken, zu kosten. Mit Lippen und Zähnen rutschte er am Leib des anderen hinab, hinterließ eine Spur aus Knutschflecken und leichten Bissspuren auf der hellen, bleichen Haut, kühler als seine eigene.
Tief in der Brust des Wahrsagers rumorte es, das dunkle Lachen quoll über seine Lippen und strich warm, heiß über helle, entblößte Haut, während Madeen auf allen Vieren über Kalas kauerte.
"Ich zerbreche nicht, wenn Ihr mich berührt."
"Ich weiß."
Kalas lächelte.
"Du bist nicht von der zerbrechlichen Sorte."
Wenn überhaupt, so fürchtete er selbst, unter dem Gefühl heißen Atems, weicher Lippen und blitzender Zähne an seiner Haut zu zerbrechen, zu bersten. Blut pulsierte laut und heiß durch Kalas’ Adern, die Leibkosungen, die Bisse ließen ihn erschauern und begierig zittern. Madeen brachte das Leben in seinen Körper zurück, die Wärme, doch es ging so schnell, fühlte sich nach so vielen Jahren so ungewohnt an, dass der Lord kaum wusste, wie ihm geschah.
Aber er gehorchte, und er tat es nicht aus reiner Gefälligkeit, sondern auch aus Neugierde. Mit etwas mutigeren Händen erkundete er den Rücken des Wahrsagers, strich die Wirbelsäule entlang, fuhr über die Schulterblätter, nahm die weichen, dunklen Strähnen zwischen seine Finger.
Und bereute, dass er so lange gewartet hatte.
Erneut blitzten Madeens Zähne auf, er lachte dunkel, rau und heiser. Seine Hände glitten an Kalas Seiten hinab,ehe er sich zwischen dessen Schenkel niederließ, erneut leise grollte.
"Ganz und gar nicht", antwortete er mit dem Blick direkt auf Kalas' Geschlecht gerichtet - gierig und regelrecht hungrig. Neckend, beinahe schon frech legte Madeen eine schlanke Hand um es, leckte über eine pochende Ader an der Unterseite. "Hmm~"
Ein Beben durchlief Kalas’ Körper, als er Madeens Hand, seine Zunge dort, an der intimsten Stelle seines Körpers spürte.
Wenn da noch irgendetwas in ihm gewesen war, das ihm den Rücktritt befahl, so war es jetzt vergangen, denn an eine Umkehr war jetzt nicht einmal mehr zu denken. Kalas’ Leib war in Wallung, sein Herzschlag war so laut, dass er ihn schon in den eigenen Ohren hörte, seine Glieder fühlten sich heiß und zittrig wie im Fieber und er musste keinen Blick nach unten werfen, um zu wissen, wohin all das Blut schoss.
Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken, die hellen Finger in Madeens dunklem Haar vergraben, unruhig durch die ohnehin schon zerzausten Strähnchen wandernd.
Freudig summend neigte Madeen den Kopf, nahm mehr von Kalas auf. Mit geschickten Fingern liebkoste er dort, wo er mit Lippen und Zunge nicht hinkam, neigte den Kopf erneut und schloss kurz die Augen. Die zittrigen Finger in seinem Haar verrieten ihm, dass der Lord anscheinend nicht so erfahren war, wie er im ersten Moment wirkte.
Es störte ihn nicht, so machte es viel mehr Spaß. So könnte er jeden einzelnen Gedanken innerhalb dieses hübschen Goldschopfes umwringen, mit seiner Lust tränken.
"Mei, mei...Solch eine Angespanntheit." Mit geschwollenen, feuchtglänzenden Lippen schmiegte Madeen die Wange, ähnlich wie eine Katze an Kalas' Brust, schnurrte dunkel. Küsste neckend die leicht salzig schmeckende Haut. "Wie lange ist Euer letztes Mal her?"
"Ich weiß es nicht ..."
Kalas Stimme, dunkel und heiser vor Verlangen, klang trotzdem brüchig, erfüllt von der Schwere, welche die Bürden mit sich brachten, die er zu tragen hatte.
"Viel zu lange."
Er wollte nicht daran denken. Er wollte sich nicht an die Zeit erinnern, da er zu jung gewesen war, um Liebe von Lust zu unterscheiden, und die er so teuer bezahlt hatte. An die Konsequenzen, die er erst jetzt in ihrer Gänze betrachten konnte.
Nein, er war nicht zu Madeen gekommen, um sich in diese Momente zurückversetzen zu lassen.
Er wollte weiter die Hände und Lippen dieses Manns an seinem Körper spüren, die hitzige, dunkle Haut an der eigenen, er wollte unter ihm zerfließen und vergessen.
Er sprach den Wunsch nicht aus, bat nur stumm darum, indem er Madeens Gesicht zwischen die Hände nahm und mit Nachdruck seinen Mund küsste.
Grausam hatte er ihn genannt, also würde er auch grausam sein. Madeen entzog sein Gesicht Kalas' Händen, sah, während er auf dessen Schoß saß, aus violett schimmernden Augen zu dem Lord herab, las jedes bisschen an Kummer, an Scham und dem Wunsch zu vergessen, dem dringenden Wunsch danach, alte Erinnerungen mit neuen zu übermalen.
Schlanke Hände umfassten Kalas' Erregung, führten, dirigierten, während Madeen sich wohlig streckte, den Rücken durchbog, er sich langsam, Stück für Stück nahm, was er begehrte. Wohliges Seufzen, dunkel und schwer entkam seinen Lippen, wurde er doch auf jene Weise ausgefüllt, die Lust in hellen, glühenden Funken hinter seinen Lidern entfachte.
Kalas keuchte atemlos, als Madeen sich langsam auf ihm niederließ.
Scham brannte in seinen Wangen, er fühlte sich, als würde sein Innerstes nach außen gekehrt, offengelegt und mit Füßen getreten. Diese höhnischen, blauen Augen, in ihnen spiegelte sich wieder, wie wertlos und jämmerlich er doch war.
Und trotzdem klammerte er sich an Madeens Hüften fest, trotzdem hob er das Becken an, um ihm entgegen zu kommen, trotzdem wollte er mehr.
Er lechzte nach dieser Lust, wie ein Mann, der in der Wüste verloren ging nach Wasser.
Er würde trinken, selbst wenn es Gift wäre.
Madeen schnappte nach Luft, warf den Kopf in den Nacken und biss sich auf die Lippe, schmeckte kupfern das Blut, das es kostete den Schrei von Lust zu verkneifen. Unerfahren? Vielleicht war Kalas das wirklich, aber dann würde Madeen nie wieder erfahrene Männer wollen, wenn er diesen beinahe jungfräulichen Adeligen schon jetzt so gut reiten konnte, dass er beinahe schon Sterne hinter geschlossenen Lidern tanzen sehen konnte.
Noch trunken von Lust stützte Madeen sich auf Kalas Schultern ab, seine Nägel zogen rote Striemen über die bleiche Haut. Egal, es war egal, denn nun begann der eigentliche Spaß. Ohne zu warten, ob Kalas selbst ein ihm angenehmes Tempo vorschlagen würde, begann Madeen sich zu bewegen, auf, ab, nicht routiniert, aber er wusste was er tun musste, wie er sich bewegen musste, dass sie beide trunken wurden.
Warm sickerte ein schmaler Streifen an salzigem Rubinrot sein Kinn hinab, der Wahrsager hatte sich fester gebissen als gedacht, eine winzige Wunde gerissen, nur um das Geräusch zu dämpfen, den Schrei der sonst gellend und laut entkommen wäre.
Kalas wand sich unter dem Wahrsager, bog den Rücken durch, stöhnend und winselnd.
Er krallte sich in den Kissen unter sich fest und trotzdem fühlte er sich, als hätte er keinen Halt, keine Kontrolle.
Aber Madeen wusste, was er tat, er wusste, was er wollte, er wusste genau, wie er zu lange ruhende Lust entfachte.
Was kümmerte es Kalas da, dass seine Schultern zerkratzt wurden, dass er nicht mithalten konnte, dass er gegen den Wahrsager wie ein unerfahrenes, hilfloses Kind wirkte.
Was sollte es ihn auch kümmern, gefiel es ihm doch, nahm ihn ein, ließ ihn brennen.
Also ließ er los, ließ sich treiben, mitnehmen, ließ zu, dass Madeen ihn hemmungslos ritt.
Viel zu früh, so schien es, überkam es ihn. So plötzlich, dass Kalas kaum wusste, wie ihm geschah, dass er nichts tun konnte, als einen heiseren Schrei auszustoßen, während die Lust ihn schüttelte und er mit Schamesröte in den Wangen kam, zur Seite blickte, um nicht Madeens spöttischen Augen zu begegnen, nicht jetzt, noch nicht.
Als die prickelnde Wärme sich in seinem Inneren ausbreitete, seine Wirbelsäule empor kroch, ging sie unter. Denn noch immer brodelte gnadenlos die Lust in Madeens Adern, ließ seine Ohren vom erstickten Aufschrei dieses Lords - beinahe so unberührt wie eine Jungfrau - klingeln.
Grollend wand er sich, nutzte gnadenlos Kalas' Körper gegen ihn, gegen sich selbst, nutzte die eigenen Hände und massierte, kratzte, drückte sein eigenes Fleisch, bis auch er die köstlich süßen Flammen eines mitreißenden Höhepunkts genießen durfte, er sich, Kalas befleckte und sich nicht darum scherte. Einzig seine eigenen, zittrigen Arme, links und rechts von diesem von Krankheit berührten Engelsgesichts auf Kissen abgestützt, hielten Madeen aufrecht.
Noch immer in dieser Position verharrend schenkte der dem Lord unter sich ein spöttisches Lächeln mit entblößten, blitzenden Zähnen.
"Mei, Mei, Ihr seid wahrlich ein Mann der zu genießen weiß." Zumindest waren seine Knie immer noch weich und wackelig, als Madeen sich langsam, etwas ungeschickt von Kalas' Schoß erhob. Erneut züngelte der Hohn in seinem Blick, gleich einer Schlange welche die Luft mit ihrer gespaltenen Zunge kostete.
"Bin ich das?"
Kalas’ Stimme war leise, hohl.
Er regte sich nicht, er schaute Madeen nicht an, denn der Spott würde sich scharf wie eine unsichtbare Klinge in seine Brust bohren und ihn zerreißen.
Sein Körper fühlte sich an, als würde Glück flüssig durch seine Venen fließen, und doch fühlte er sich schmutzig, benutzt. Er wollte nichts, als verschwinden von hier, fort aus diesem Zelt, jetzt, da seine Neugierde gestillt war und nichts als Leere blieb.
Langsam setzte er sich auf, suchte mit den Augen nach der Stelle, an der er seine Kleidung hatte fallen lassen.
Vielleicht war sein Spott ein bisschen zu viel gewesen, Madeen legte den Kopf schief und kehrte zu dem Bett zurück, musterte den nun etwas zerschrammt wirkenden Lord von oben bis unten. Sacht legte er eine Hand, dunkel und schlank, auf dessen Arm, eine Geste die ihn inne halten lassen sollte.
"Das seid Ihr", wiederholte Madeen, diesmal jedoch ohne Spott. Sacht liebkoste der Wahrsager den Unterarm des Lords, ehe er einen Kuss auf dessen Handfläche drückte. "Mein Zelt steht Euch jederzeit offen."
Und dann, weil der Stolz Sich nicht schlucken ließ und drohte alles wieder zu vernichten, fügte er noch rasch hinzu.
"Ihr seid ein guter Mensch, Lord Kalas. "
Kalas schwieg, ließ die Worte in seinen Ohren wiederhallen.
Dann hob er den Kopf und schaute Madeen an, lächelte matt.
"Danke", erwiderte er und sein Gesicht wurde etwas weicher, die Züge entspannten sich.
"Nicht Viele glauben das.
Ich weiß es zu schätzen, dass du es tust."
Er erhob sich und küsste sanft Madeens Stirn.
Als er kurze Zeit später das Zelt des Wahrsagers verließ, lag eine Münze in seiner Hand.
Der bittere Geschmack war aus seinem Mund verschwunden und er fühlte sich seltsam beschwingt.
Lebendig.
Als der Lord gegangen war, griff Madeen nachdenklich nach seiner Pfeife und zog gedankenverloren. Nur um festzustellen das der Tabak während seiner Bettspielerei aufgebraucht und verpufft war.
"Verdammt."
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Am sechsten Tag des Jahrmarkts, zwei Tage nachdem Kalas und Madeen einander zuletzt gesehen hatten und gleich einen Tag nachdem er mit den Kindern dort gewesen war, die ein Blick in die Zukunft glücklicherweise nicht gereizt hatte, stattete er dem Zelt des Wahrsagers erneut einen Besuch ab.
Zwei Tage lang würde es nur noch hier stehen und er wollte nicht ein ganzes Jahr darauf warten, zurück zu kehren.
Er kam nicht einmal in erster Linie, weil er sich eine weitere Einladung in Madeens Bett erhoffte. Wäre das der einzige Grund gewesen, hätte er diesem Zelt wohl tatsächlich für immer den Rücken gekehrt, denn so gut es auch gewesen war, sich von ihm in Flammen stecken zu lassen, so schmerzhaft waren seine Blicke und Worte auch gewesen.
Nein, wäre da nicht dieser kurze Moment gewesen, in dem Madeen sanfter gewesen war, freundlicher, dieser Moment, der den Schmerz ein wenig gelindert hatte, dann wäre Kalas für immer verschwunden und hätte keine der drei Münzen vom Tisch aufgehoben. Nachdenklich hatte es ihn gestimmt und er hatte beschlossen, mehr über den Wahrsager zu erfahren, einen weiteren Blick hinter dieses spöttische Lächeln zu werfen.
Möglicherweise bezweckte Madeen genau das, möglicherweise war es nur ein weiterer Teil seines Spiels, doch dieses Risiko nahm Kalas in Kauf. Denn es erschien ihm besser, als sich für den Rest seines Lebens, welches schon in einer Woche oder erst in zwanzig Jahren enden konnte, der Ungewissheit auszusetzen.
Also betrat er erneut das mittlerweile vertraute Zelt, trug diesmal eine kleine Tasche mit sich, mit der er hoffte, Madeen eine Freude zu machen und auch zu entschädigen, für die Zeit, die sie miteinander verbrachten und in der er kein Geld verdienen konnte.
Zwei Tage ohne die Möglichkeit von Tabak, ohne das sanfte Blubbern des Wassertanks, den würzig süßen Geschmack von Rauch auf der Zunge rieben schmerzhaft an Madeens Nerven. Machten ihn so unruhig und nervös, dass er bereits wieder damit begonnen hatte, sich zu kratzen. Selbst auf seiner sonnengeküssten Haut sah man am Rande des Ausschnitts, die gereizte Rötung, hervorgerufen durch seine Nägel.
Madeen überlegte ernsthaft, ob er nicht doch die zwei verbliebenen Münzen für ein Säckchen voll des süßen Räucherwerkes ausgeben sollte, knurrte dumpf als ihm Kalas und dessen verletzter Blick in den Sinn kam.
Dieser Mann wirkte weniger arrogant als jeder höher geborene, verletzlicher als eine Jungfer in Nöten.
"Störe ich?"
Irgendwie hatte Kalas erwartet, wie immer mit diesem lasziven, spöttischen Lächeln empfangen zu werden.
Heute aber wirkte Madeen anders, seine Miene war gereizt, seine Augen schienen unfokussiert und nervös zu sein.
Und im ersten Moment schien er Kalas gar nicht zu bemerken.
"Kommt drauf an ", erwiderte Madeen deutlich gereizter, aggressiver als sonst, biss auf das Mundstück seiner nutzlosen, erkalteten Pfeife. Das Sonnenlicht stach in seinen Augen, weswegen er sie murrend schloss. Dann wiederrum konnte er das grinsende Gesicht des Lords nicht mehr sehen.
Kalas runzelte die Stirn.
Der Zeitpunkt seines Besuchs war wohl ungünstig gewählt, zumindest war er eindeutig nicht erwünscht.
Aber er wollte nicht vollkommen umsonst gekommen sein und mit seinem Mitbringsel konnte er selbst ohnehin nichts anfangen.
Also schloss er den Vorhang hinter sich und hockte sich auf das bereitliegende Sitzkissen, angespannt, ungemütlich, wie jemand, der gedachte, bald wieder zu gehen.
"Ich werde nicht lange bleiben", versprach er sanft. "Ich wollte mich nur bei dir für alles bedanken. Und dafür um Entschuldigung bitten, deine Zeit geraubt zu haben."
Er hob die lederne Tasche, in der sich seine Geschenke befangen, empor und legte sie auf den Tisch. Er war nicht sicher gewesen, welche Art von Tabak Madeen bevorzugte, also hatte er statt einer großen Dose mehrere kleine mit unterschiedlichen Sorten abfüllen lassen und darauf gesetzt, dass eine davon die richtige wäre.
"Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen."
Mit diesen Worten erhob er sich wieder und wandte sich dem Ausgang zu.
"Halt!" Madeens Stimme klang rauer, härter als gewohnt, Schuld daran hatte nur der Stress und der Drang nach dem Rauch seiner Pfeife. Er starrte erst das Säckchen Tabak, dann Kalas an, die Gesichtszüge entgleist. Wut und Stolz blitzten in seinen Augen, verlieh ihm einen kalten Glanz. "Was soll das? Versuchst du mich etwa zu kaufen? Zu bestechen? "
Kalas’ Magen krampfte sich beim Klang von Madeens Stimme zusammen.
Wie es schien, hatte er von allen Dingen, die er hätte tun können, genau das falsche getan.
Langsam drehte er sich um und schaute in die Augen des Wahrsagers, die sonst so gelassen waren, zwei undurchdringliche Scheiben aus Spott, nun aufgebracht und zornesglühend.
"Du bist weder käuflich, noch bestechlich, Madeen", antwortete er ruhig, denn was würde es ihm nutzen, sich ebenfalls von Gefühlen aufbrausen zu lassen? "Und keines von beiden ist meine Absicht.
Es tut mir leid, wenn ich den Eindruck mache."
"Warum dann Geschenke?", zischte Madeen, klang weniger zornig als verletzt und verwundet. "Glaubst du, nur weil ich ein Sklave bin, kann ich mir so etwas nicht selbst leisten?!"
Die Überraschung in Kalas’ Augen, kaum sichtbar in dem so gut verhüllenden Grau, war dennoch ehrlich.
Ein Sklave? Dieser stolze, ungezwungene Mann?
Was war er selbst dann, den Regeln Anstand, sein Name und seine Familie so eng fesselten, dass er manchmal glaubte, Striemen im Herzen zu spüren?
"Ich habe dich nie als Sklave betrachtet", antwortete er leise. "Und es kam mir nie auch nur in den Sinn, dass du auf irgendjemandes Mildtätigkeit angewiesen wärest.
Ich wollte lediglich meine Dankbarkeit ausdrücken und plumpe Geschenke erschienen mir als der einzige Weg dazu.
Es tut mir leid, dich stattdessen gekränkt zu haben."
Besänftigt sah Madeen zu dem Beutel herab, der kalte Zug um seinen Mund wich ein halben Lächeln. Zwar war der Blick in seinen Augen immer noch nicht amüsiert, aber er ließ sein Amüsement durchschimmern.
"Nun. Zumindest beweist du Geschmack. ", der spöttische Unterton in seiner Stimme war beinahe zaghaft, als erwartete Madeen, dass die Stimmung jederzeit umschlagen würde. Mit zittrigen Fingern öffnete er den Beutel, hob das erste winzige Päckchen raus. "Hm ~"
In geschickten, routinierten Bewegungen füllte der Wahrsager die Wasserpfeife mit Wasser und Tabak auf, steckte sie an. Das kunstvolle Mundstück zwischen den Fingern grinste er Kalas an.
"Ob Eure Lunge einen Zug dieses erhabenen Krauts verkraftet?"
Erleichtert und froh, den Wahrsager nicht vergrault zu haben, setzte Kalas sich nun doch wieder.
"Es freut mich, dass es deinen Geschmack trifft, auch wenn die Wahl weniger mit meinem zu tun hatte als mit glücklichem Zufall. Ich kenne mich kaum mit Tabak aus."
Ein feines Lächeln legte sich auf seine Lippen.
"Ich bin mir allerdings sicher, dass meine Lunge einen Zug verkraften würde."
Sie hatte vieles überstanden und fühlte sich im Augenblick wieder sehr kräftig an. Es war Wochen her, seit er zuletzt des Nachts von Hustenanfällen wachgehalten worden war.
Schnaubend nahm Madeen einen tiefen Zog, schloss die Augen und atmete genüßlich den würzigen Rauch ein, entließ ihn in kleinen, silbrig schimmernden Wölkchen. Beinahe augenblicklich entspannte sich sein Körper, seine Augen - als sie sich wieder öffneten - schimmerten leicht violett, hatten ihren harten Glanz verloren.
"Dennoch könnte ich Euch küssen für Euer 'Glück'", erwiderte der Wahrsager mit schnurrender Stimme, grinste höhnisch auf. Seine Zähne blitzten erneut, als er sich vorlehnte, das Mundstück der Pfeife lockend in Kalas' Reichweite hielt. "Vielleicht werde ich das noch~"
Kalas lachte leise.
"Vielleicht sollte ich häufiger Glück haben."
Er nahm das Mundstück mit einem dankbaren Nicken entgegen, sog leicht daran.
Ein süßlicher Geschmack, ähnlich dem Duft des Zeltes, aber viel intensiver, füllte seinen Mund. Und im ersten Moment fühlte sich das gar nicht unangenehm an.
Bis der Rauch seinen Hals erreichte, ihn dort kratzte und einen Hustenreiz auslöste, den er nur mit großer Mühe - und viel Übung - unterdrücken konnte.
Madeens Lachen erklang scharf und frisch in dem Zelt, er neigte sich leicht vor und umfasste das Kinn des Lords, zog dessen helles Gesicht heran und küsste ihn auf die Lippen, während Funken des Spottes in seinen Augen blitzten. Er schmeckte den Tabak, schmeckte Kalas und entschied, ihm nicht mehr von der Pfeife zu gönnen.
"Solltet Ihr", schnurrte Madeen rau, lehnte sich wieder zurück und gluckste erneut. "Ich nehme an, die Flasche habt Ihr noch nie gekostet."
"Nein", antwortete Kalas kopfschüttelnd. "Hier raucht man allenfalls Zigarren und die entsprachen noch nie meinem Geschmack."
Diese Wasserpfeife sollte es aber besser auch nicht.
Das Aroma war angenehm, doch auch wenn er nicht glaubte, dass ein Zug ihn töten würde, glaubte er nicht, dass es eine gute Idee war, seinem Hals mehr zuzumuten.
"Aaah", höhnisch klang Madeens Stimme, ehe er plötzlich ernst wurde, das Mundstück der Pfeife zwischen schlanken Fingern drehte. Er starrte auf den Beutel mit Tabak an, unsicher was er tun, sagen wollte. "Aber ich meine es ernst. Keine Geschenke. Wenn du...wenn Ihr mir wirklich etwas schenken wollt, dann tut es mit Euren Worten."
Kalas schaute ihn lange aus nachdenklichen grauen Augen an, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen.
Dann nickte er, nicht weniger ernsthaft als sein Gegenüber.
"Ich verstehe."
Er würde Madeens Wunsch respektieren.
Und auf gewisse Weise war Kalas froh, dass er seine Geschenke nicht wollte. So konnte er wenigstens sicher sein, dass es weder sein Geld, noch sein Status waren, auf die der Wahrsager insgeheim aus war.
Was auch immer es sonst war, das er an ihm fand.
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