#1

01: Madeen im Käfig

in Sommer 524 08.06.2015 20:16
von Glacies Citris Herzog | 15.151 Beiträge

- sexuelle Darstellungen


Leer.
Das Zelt war leer.
Es stand an derselben Stelle wie jedes Jahr. Tisch und die Sitzkissen waren platziert wie immer und selbst der Wohnbereich hinter dem Trennvorhang schien genau so, wie Kalas ihn vor einem Jahr gesehen hatte.
Nur eines fehlte, das, was das Zelt zu dem machte, was es war, was es für den Lord bedeutete:
Madeen.
Ohne ihn war es ein leeres Zelt, eines wie viele anderen, nicht einmal der exotische Zauber blieb.
Einige Minuten hatte Kalas hier gewartet, gehofft, dass der Wahrsager vielleicht nur Luft schnappen musste oder den Abtritt aufsuchte, doch je mehr Zeit verstrich, desto weniger glaubte er an eines von beiden.
Also trat er irgendwann wieder hinaus, nachdenklich, enttäuscht ... besorgt.

"Vögelche is ausgeflloche." Der Akzent war breit und schwer, anders als Madeens. Der glatzköpfige Mann lehnte gegenüber von Madeens Zelt an einem Wagen voller Vorräte. Aus dunklen Augen grinste er den Lord an, zeigte abgesprungene Zähne, verfärbt von Kautabak. "Is gefladderd."

Kalas runzelte die Stirn, der Akzent war nur schwer zu verstehen.
Ausgeflogen, geflattert ...
War er verschwunden? Geflohen?
"Könnt Ihr mir sagen, wo er ist?", fragte Kalas höflich.

"Nich weid, nay", der Mann spuckte aus und grinste wieder, auf widerliche Weise. Dann winkte er den Lord hinter sich her, tiefer in die verworrenen Eingeweide des Jahrmarkts. "Is im Käfich."
Und tatsächlich, je weiter sie in dieses Labyrinth aus Wägen, Zelten und Paketen traten, je tiefer sie eindrangen, desto lauter wurde ein lautes, wütendes Fluchen, Schreien.
"Is im Käfich, weils geflloche is. Seeeeehr wüdend."

Mit Unbehagen folgte Kalas dem Mann und hörte auch schon bald die Schreie.
Eine männliche Stimme, verzogen vor Zorn und doch unverkennbar.
Kalas’ Eingeweide krampften sich zusammen und er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, zu kommen.
Andererseits wusste er, dass er selbst keine Ruhe finden würde, ohne zu wissen, was mit Madeen geschehen war.
Ohne ihn in diesem Jahr gesehen zu haben.

"Um die Egge." Der Glatzkopf deutete um die Ecke und verschwand dann hinter irgendeiner Plane außer Sichtweite.
"LASST MICH RAUS!", Madeens Stimme überschlug sich, wurde schrill und rau, brüchig beinahe, während er wie ein tobendes, wildes Tier am Gitter des alten Tierkäfigs rüttelte. Seine Kleidung war stellenweise zerrissen, noch winzige Blätter waren in den wirren, schwarzen Strähnen vorhanden. Seine Augen waren gerötet, der Blick mehr als nur zornig.

Ehe Kalas sich bedanken konnte, stand er allein da und wusste nicht, was er nun tun sollte.
Es war mehr als seltsam, geradezu schockierend, ausgerechnet Madeen, der sich sonst immer so stolz und herablassend, gepflegt und elegant hielt, nun wie ein Tier in einen Käfig gesperrt und in diesem abgerissenen, hilflos erregten Zustand zu sehen. Es war schmerzhaft, ihn so zu sehen, versetzte einen tiefen Stich ins Herz.
Und genau deswegen trat Kalas schließlich vor, schritt langsam und vorsichtig näher an die Gitterstäbe heran.
"Madeen."

Augenblicklich erstarrte Madeens Toben, er wandte sich um und zitterte, heftig.
"Was....", seine Stimme brach sofort, er sank auf die Knie, den Blick leer und hohl, der einer Puppe. "Was machst du hier, Kalas...?"
Madeens Wangen wirkten fleckig vor Staub und kleine Bäche an Tränen hatten netzähnliche Muster hinein geprägt. Aus Zorn und hilfloser Verzweiflung. Seine Hände waren ebenso wie die Sohlen seiner bloßen Füße wund, aufgerissen von einer Flucht querfeldein und unregelmäßigen Steinen der Dächer der Stadt.

"Ich wollte dich sehen", antwortete Kalas leise, mit sanfter, vorsichtiger Stimme, als spräche einem ängstlichen oder traurigen Kind. Er wollte Madeen nicht noch mehr aufwühlen.
Er hatte das seltsame Bedürfnis, ihn zu umarmen, vorsichtig seine Tränen zu trocknen.
Ihm dabei zu helfen, zu entkommen, auch wenn er genau wusste, dass Madeen das nicht zulassen würde.
"Darf ich näher kommen?"

"Ja...ja darfst du.", flüsterte Madeen, er kroch näher an das Gitter, streckte bienahe schon flehend eine Hand nach Kalas aus. Auch wenn er es nie zugeben würde, wollte, er war hilflos, wollte nicht auch noch allein die Nacht in dem alten Tierkäfig verbringen. Dem Käfig, in dem entlaufene Sklaven die Nacht verbrachten um...den Kopf frei zu bekommen, ehe man mit höflichen, kühlen Worten erklärt bekam, dass durch die Flucht erneute Ausgaben angefallen wären, die Schulden gestiegen. Ein altbekanntes Lied, eines, das Madeen auswendig kannte. Ein stetes Hämmern gegen die Innenseiten seiner Schläfe, pochender Schmerz. Madeen lehnte den Kopf gegen die kühlen Gitterstäbe, schloss die müden Augen halb. "Verdammt... verdammt..."

Langsam ging Kalas auf Madeen zu, streckte die Hand aus, als er vor dem Käfig stand und umfasste behutsam die des anderen.
Einen Moment lang sagte er gar nichts, dann fragte er leise:
"Bist du schon lange hier?"

"Weiß nicht. Drei, vier, fünf Stunden", murmelnd drückte Madeen die weiße, weiche Hand in der eigenen, zog leicht, als könnte er durch die Gitter hindurch schmelzen, in die Arme des anderen hinein. Dorthin wo es warm war, wo er sicher war. "Bin am Morgen - gestern - gelaufen. Gerannt."

"Ich verstehe."
Kalas beugte sich flüchtig vor, um einen Kuss auf Madeens Handballen zu hauchen. Dann ließ er zu, dass der an seiner Hand zog.
"Es tut mir leid, dass du es nicht geschafft hast."
Er bedauerte es wirklich. Er hatte sich immer gewünscht, mehr als Spott und Hohn in den Augen des Wahrsagers zu sehen. Doch wenn diese Traurigkeit und Verzweiflung war, was dahinter lag, schämte Kalas sich für diesen Wunsch.
Er wusste, was es hieß, stark zu bleiben, stark bleiben zu müssen.

"Nur drei lächerliche Yard und ich hätte es geschafft." Abrupt zog Madeen seine Hand zurück, lief unruhig in dem Käfig auf und ab, wirkte wie ein exotisches, fremdartiges Tier. Wild. Ungebändigt und mit unersättlichem Hunger nach dem Leben jenseits der Gitter.
Neue, salzige Tropfen rannen durch die Schicht aus Staub und getrocknetem Salz auf Madeens Wangen, er hatte die Arme in einer hilflosen Geste gen Himmel geworfen, die Stimme überschlagend vor Verzweiflung.
"Nur ein paar Jahre, es wären nur noch ein paar Jahre gewesen, aber verdammt, ich wollte endlich in einem richtigen Bett schlafen, ein richtiges Haus betreten, ein echtes Dach aus Stein und Holz über dem Kopf haben, keine Planen die im Wind flattern und knallen. Zum allerersten Mal in meinem ganzen Leben."

Kalas regte sich nicht, nur seine Augen folgten den unruhigen Bewegungen Madeens.
Ich wusste nicht, dass er noch nie in einem Haus war ...
Wie mochte es sich anfühlen, Tag für Tag, Nacht für Nacht in einem Zelt zu leben, es niemals verlassen zu können?
Wenn er an jenem regnerischen Sommertag vor einem Jahr gefroren hatte, wie kalt mussten dann die Winternächte sein?
"Was wird jetzt mit dir geschehen?"

Ein kaltes, freudloses Lachen drang aus Madeens Kehle, endete in einem Schluchzen. Er ging erneut in die Knie, das Gesicht in den Händen versteckt, vor der Welt verborgen.
"Was passieren wird? Nichts", flüsterte er leise, rau, Akzent so schwer wie noch nie. "Morgen früh werden sie mich raus lassen, mir mitteilen, dass meine Schuld erneut gestiegen ist, irgendwas von Zinsen faseln."
Die Augen noch mehr gerötet als vorher, feucht glänzend, sah Madeen auf, ohne einen Schild aus Spott und Hohn wirkte er nur noch kleiner, noch erbärmlicher.
"Ich will dieses Leben nicht mehr. Ich wollte nie für einen Kanten Brot an einen ewigen Käfig verkauft werden."

"Es tut mir leid", sagte Kalas leise, mit belegter Stimme. "Es tut mir leid, dass du so leben musst."
Er streckte den Arm durch die Gitterstäbe, seine Fingerkuppen berührten Madeens tränennasse Wange.
Verletzlich, verwundbar, so hatte Kalas ihn nie wahrgenommen.
Niemals die Verzweiflung und die Trauer in ihm gesehen.
Er schluckte, atmete tief durch und fragte dann zaghaft:
"Gibt es etwas, das ich für dich tun kann?"

"Bleib... ", flüsterte Madeen leise, zum ersten Mal in Kalas' Gegenwart klang seine Stimme flehend. Leise. Er krallte sich in die Hand des anderen, hielt ihn fest. Sein Atem, rasselnd und rau vor ununterdrückten Tränen. "Bitte..."

Kalas nickte langsam, doch er fühlte Unbehagen, als er antwortete:
"Gut."
Sanft drückte er Madeens Hand, strich sacht darüber.
Doch in seinem Hals saß ein Kloß und Schmerz lag in seinen Augen, denn er wusste genau, dass er der Bitte nicht uneingeschränkt nachkommen konnte.
"Bis zur Dämmerung kann ich bleiben."
Es war Sommer, der Abend war noch jung, doch nach der Dämmerung würden die Tore von Brightgale sich schließen und dann musste Kalas innerhalb der Stadtmauern sein.

Dämmerung. Einige wenige Stunden vielleicht. Aber besser als nichts. So versuchte Madeen zumindest zu denken. Aber es fiel schwer zu denken, wenn Verzweiflung wie eine Schlange in seinem Herzen saß, fraß und Gift spuckte.
"Kalas... Erzählt mir etwas", flüsterte er leise, sich kraftlos gegen das Gitter lehnend. "Egal was. Nur redet. Bitte."

Erneut neigte Kalas den Kopf, lehnte sich ebenfalls gegen die Gitterstangen und strich mit der Hand über Madeens Arm.
Er räusperte sich und begann dann, stockend zu erzählen:
"Wir - meine Familie und ich - waren bis letzte Woche zu Besuch bei einer meiner Tanten.
Sie hat sich ein Haus in der Königsstadt gekauft und es war das erste Mal, dass die Kinder dort waren.
Crownshaven ist so viel größer als Brightgale und so anders. Sie haben es geliebt."
Lächelnd dachte er daran zurück, wie Brent und Elaine mit großen Augen durch die Straßen gelaufen waren, mit Blicken und Worten gebettelt hatten, hier oder dorthin zu gehen.
"Am besten hat ihnen der Tiergarten gefallen.
Hast du schon einmal einen Elefanten gesehen, Madeen?"

"Der Jahrmarkt hat mal eine Weile einen mit sich mit geführt", flüsterte Madeen leise, mit leerem Blick. Er legte die Hand auf die des Lords, als müsste er sich durch dessen Körperwärme daran erinnern, dass es real war. Nicht nur irgendein Alptraum, dass er erneut gefangen worden war. Die Konsequenzen musste er morgen alleine ertragen und es würde ihm schwer fallen. Extrem. "Dann jedoch wurde der einzige, der es kontrollieren konnte, verkauft."

"Ich habe nur den gesehen, den sie seit Jahren in diesem Tiergarten halten", antwortete Kalas. "Für die Kinder war es auch der Erste und sie waren begeistert.
Eine Frau hat ihn zur Schau geritten und ein Paar Kunststücke vorgeführt.
Und als sie fertig war, bot sie den Gästen an, dass diese zum Preis einer Silbermünze ebenfalls auf dem Tier reiten dürften."
Er seufzte bei der Erinnerung. Es war ein anstrengender Nachmittag gewesen. Nicht nur wegen Elaine und Brent, die von zwei Seiten nach ständiger Aufmerksamkeit verlangt hatten, sondern auch, weil seine Lunge wieder besonders reizbar gewesen war und er es vernachlässigt hatte, seinen Hustensaft mit sich zu führen.
"Natürlich waren die Kinder außer sich und wollten ebenfalls einmal auf dem Elefanten reiten. Meine Tochter hat mir sogar versprochen, dass sie im Gegenzug in der nächsten Woche doppelt so viele Schreibaufgaben erledigen würde."
Er schmunzelte kurz. Elaine war ein aufgewecktes Mädchen, aber Schreib- und Rechenaufgaben löste sie ebenso ungerne, wie er es zu seiner Zeit getan hatte.
"Aber ich habe es ihnen verboten und bin mit ihnen fort von dort gegangen.
Es erschien mir zu unsicher und gefährlich."

"Hm." Madeen lächelte matt, traurig, starrte ins Leere. Er konnte es lebhaft vor sich sehen, Kalas und die Kinder, vermutlich zusammen mit seiner... "Eure Frau war bestimmt anderer Meinung."

Eine merkwürdige Stille legte sich über den Ort, nur die fernen Geräusche des Jahrmarkttrubels murmelten im Hintergrund wie aus einer fernen Welt.
"Das weiß ich nicht", erwiderte Kalas schließlich leise. "Meine Gemahlin starb vor beinahe zehn Jahren."
Zehn Jahre, in denen er ihr bleiches Gesicht, die leeren, aufgerissenen Augen, den Anklagenden Blick nicht vergessen hatte.
Zehn Jahre, in denen er nicht aufgehört hatte, sich die Schuld für ihr Schicksal zu geben, sich zu fragen, was geschehen wäre, hätte er sie lieben und ehren können, wie ein Mann seine Frau zu lieben und zu ehren hatte.

Madeen legte den Kopf schief, starrte Kalas an, nachdenklich und mit schweren Blick. Was er fühlte wusste er selbst nicht so genau, nur das es viel war, schwer wog und ihn unruhig werden ließ.
Die Hand des Lords, vorher noch tröstend wurde auf einmal schwer wie Blei, die Gitterstäbe des eigentlich recht großen Käfigs rückten mit jedem Herzschlag, jedem wimpernschlag näher. Erdrückten Madeen und ließ ihn nach Luft Ringen.
Abrupt erhob er sich, schlich unruhig auf und ab, ein wildes Tier, dass sich nach der Bewegung sehnte die ihm von kaltem Metall verwehrt blieb. Die Zähne gebleckt, doch nicht zu einem seiner üblichen, spöttischen Lächeln, zischte Madeen leise Worte, Flüche.
"Wenn es etwas ist, das ich im überflüssig hohen Maß besitze, dann ist es Zeit."

"Sei froh darum", murmelte Kalas und starrte für einen flüchtigen Augenblick in die Luft, ohne etwas bestimmtes ins Auge zu fassen. Zeit war etwas, an das es ihm selbst mangelte. Und Während Madeen vermutlich mit mehr als einem Jahrhundert für sich selbst rechnen konnte, wärem ihm selbst dann kaum mehr als 70 Jahre geblieben, wäre er völlig gesund gewesen.
"Bei allem Unglück, das dir widerfährt, sei froh, dass die Jahre gnädig mit dir sind."

"ICH BIN ES ABER NICHT!" Madeens Laute Stimme hallte von den Stoffwänden wieder, laut, schrill und anklagend. Er rüttelte an den Gittern, rutschte ab und Schlitzte sich die Handfläche an einem hervorragenden Nagel auf, bemerkte in blinder Rage nicht, wie er rotes Blut auf seiner Kleidung, seiner Haut und dem Gitter verteilte. Die Zähne wie ein wildes Tier gefletscht und die Augen verdächtig nass schimmernd warf Madeen sich gegen das Metall, welches ihm von Kalas trennte, ließ den Käfig vibrieren. "Es vergeht kein verdammter Tag, an dem ich nicht überlege mir den Hals von Ohr zu Ohr aufzuschlitzen. Denn.Ich. Werde. Nie. Frei. Sein!"

Erschüttert schaute Kalas den Wahrsager an, bereute die eigenen Worte zutiefst.
Er war ein Narr, sich in einem solchen Moment Selbstmitleid hinzugeben, schämte sich für seine Schwäche.
"Verzeih", sagte er leise, "meine Worte waren unbedacht."
Er streckte die Hand aus, bekam einen Zipfel von Madeens Robe zu fassen, weicher Stoff, aber rissig und schmutzig von den Strapazen der gescheiterten Flucht.
"Bitte tu dir nichts an. Ich könnte so etwas nicht noch einmal ertragen."
Er kämpfte gegen die Verzweiflung an, die sich in seine Stimme zu mischen suchte, bemühte sich darum, ruhig und nüchtern zu klingen, als er hinzufügte:
"Kann ich irgendetwas tun, um dir dabei zu helfen, frei zu werden?"

"Warum... Warum sagst du das? ", Madeens Gesicht verzog sich, er wich zurück und konnte doch nicht verhindern, dass es aus ihm heraus brach, bitterlich weinend, schluchzend, kauerte er sich zusammen, krümmte sich, verbarg das Gesicht an die angezogenen Knie.

Kalas ließ los, blickte stumm, bekümmert und sprachlos auf die zusammengesunkene, zitternde Gestalt
Als er dann seine Worte wiederfand, antwortete er stockend, mit brüchiger Stimme und trockenem Mund:
"Weil es mir viel bedeutet, dich wiederzusehen.
Und weil ich nicht will, dass du leidest."

Madeen schluckte beklommen, hob langsam nur den Kopf und als er es dann tat, dann nur so weit, dass Kalas Seine Augen schimmerten nicht mehr nass, doch waren nun noch rote.
"Deswegen spielst du mit. Das Münzenspiel."

"Ja", erwiderte Kalas leise und knapp. "Deswegen."
Es war mehr als die einzige Gelegenheit im Jahr, körperliche Liebe zu erfahren.
Es war mehr als bloße Neugierde oder Faszination für das Spiel.
Es war Madeen selbst, der ihn Jahr für Jahr zurücklockte.

Langsam beruhigte Madeen sich, konnte wieder atmen ohne das Gefühl zu haben von einer metallenen Klemme um die Brust erstickt zu werden. Er rutschte etwas näher, kniete sich neben Kalas.
"Es dämmert. Du solltest, wolltest gehen."

"Ich will nicht gehen", antwortete Kalas sanft. "Aber ich muss."
Vorsichtig berührte er durch die Gitterstäbe hindurch Madeens Schulter.
"Ich werde morgen da sein.
Wirst du dann wieder in deinem Zelt sein?"

"Oder im Badezuber." Madeen schenkte Kalas ein schrecklich falsches, schiefes Lächeln, mehr eine Grimasse um sein eigenes Leid zu verstecken. Legte kurz die Hand auf Kalas ', drückte sie und schob Kalas dann von sich. "Auf dem Jahrmarkt auf jeden Fall."

"Dann werde ich dich finden."
Kalas hauchte einen Kuss auf die eigenen Fingerspitzen, strich damit flüchtig über Madeens Arm.
"Sommernächte sind kurz."
Etwas Besseres, tröstlicheres, das er hätte sagen können, fiel ihm nicht ein, doch er hoffte, dass es dem anderen Mann wenigstens ein bisschen Kraft schenkte.
Dann zog er eilig von dannen.

"Denkst du. ", murmelte Madeen leise, ehe er mit sich selbst alleine war. Diese Nacht lag schwer auf ihm, ließ ihn würgen und Keuchen.






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#2

RE: 01: Madeen im Käfig

in Sommer 524 08.06.2015 20:16
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"Madeen?"
Kalas’ Stimme hallte recht leise durchs Zelt, er hoffte, dass sie bis in den hinteren Teil reichte.
Er hatte sein Versprechen gehalten, war zurückgekehrt, sobald sich ihm die Gelegenheit geboten hatte.
Was etwas später erst gewesen war, als er gehofft hatte.
Schließlich war seine späte Rückkehr am vergangenen Abend auffällig genug gewesen, dass Elaine sich beschwert und Oscar ihm einen Blick zugeworfen hatte, ähnlich dem, den er als Schüler immer gefürchtet hätte, wenn er mit seinen Aufgaben nachlässig gewesen war.
Heute hatte er ein paar unwichtige Angelegenheiten in der Stadt vorgeschoben und einige von ihnen tatsächlich auch schon erledigt.
Nun neigte sich der Vormittag schon dem Ende zu und trotzdem wusste er nicht, ob Madeen im hinteren Teil des Zeltes oder noch immer in diesem unwürdigen Tierkäfig war.
"Bist du hier?"

Träge hatte Madeen sich in dem klobigen, großen Badezuber zurück gelehnt, das heiße Wasser und die Seife ohne Hemmungen genutzt, sich den Dreck des Tierkäfigs und der fehlgeschlagenen Flucht von der Haut gekratzt, gewaschen. Dann sich einfach nur treiben lassen.
"Kommt rein, leistet mir Gesellschaft", antwortete der Wahrsager auf das Rufen von Kalas, tauchte tiefer in das Wasser ein.

"Gerne", rief Kalas zurück, zog seine Schuhe aus und trat hinter den Vorhang.
Er fand Madeen nackt vor, nur in Wasser und Dampf gehüllt vor, in einem geräumigen Zuber sitzend. Sich zu waschen, nach einer solchen Nacht, wäre vermutlich auch Kalas’ erster Wunsch gewesen.
Langsam ließ er sich daneben auf dem Boden nieder und fragte sanft:
"Wie geht es dir heute?"

"Oh bitte, verschone mir den zuckrig-süßen Mist." Madeen schüttelte den Kopf und rubbelte sich durch die Haare. Sein Blick war wieder fest und spöttisch und ein wenig kühl. Ein Schutzschild um die gestrig gezeigte Verletzlichkeit abzuschirmen. "Es geht mir gut."

"Das ist schön zu hören", antwortete Kalas mit einem schiefen Lächeln. "Oder ist es auch 'zuckrig-süßer' Mist für dich, wenn ich das sage?"
Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort, nur das Wasser plätscherte leise vor sich hin. Kalas hatte nicht weniger Fragen und Sorgen als am Tag zuvor, glaubte kaum, dass es Madeen wirklich gut ging, insbesondere nicht dauerhaft.
Aber genau deswegen entschloss er sich dazu, nicht weiter zu bohren, höchstens sanft nachzuhorchen. Er hatte Madeen nie als zerbrechlich betrachtet und vielleicht war das ein Fehler gewesen.
"Sag mir, Madeen", fuhr er schließlich fort, "hast du die zwei Münzen noch, die ich dir gegeben habe?"

"Ja." Madeen bemühte sich seinen Tonfall höchst beiläufig zu haben, doch eine kleine Spitze von Furcht schwang im ihr mit. "Wollt Ihr sie wieder?"

Kalas runzelte die Stirn und schüttelte eilig den Kopf.
"Nein, sie sind dir. Ich kann sie nicht zurückverlangen."
Er hielt kurz inne und fügte dann etwas weicher hinzu:
"Und ich will es auch gar nicht."

"Aha. Und warum fragt Ihr dann danach? ", fragte Madeen rau, ehe er nach der Seife griff, sie erneut über seine Haut rieb und dann untersuchte. Erst als seine Lungen nach Luft schrien, tauchte Madeen wieder auf, strich sich das nasse, dunkle Haar zurück und lehnte den Kopf tief entspannt gegen den Rand des Zubers.

Diesmal ließ Kalas sich von der abweisenden Art nicht abschrecken.
"Du fragtest gestern", erwiderte er ruhig, "warum ich mitspiele."
Er griff in seine Brusttasche und zog seine Münze hervor, nahm sie zwischen Daumen und Zeigefinger, musterte sie. Er hatte das schon oft getan, mittlerweile konnte er sie sehr gut von anderen Goldmünzen unterscheiden. Sah sofort die Kratzer, die Unebenheiten in der Prägung.
"Und ich fragte mich dasselbe.
Warum hast du sie nicht ausgegeben?"

Madeen spürte wie sein Blick abweisend wurde, unterkühlt und unfreundlich. Dann jedoch sah er zur Seite, weg von Kalas, strich sich das nasse Haar hinter die halbspitzen Ohren zurück.
"Da wo ich herkomme, ist es eine Tradition, die man nicht hinterfragt."
Hör auf zu fragen!

Kalas starrte weiter auf die Münze, drehte sie zwischen den Fingern.
Sollte er weiterfragen, auf die Gefahr hin, dass Madeen sich ihm ganz verschloss?
Ihn in Frieden lassen und ihm Zeit geben, bis er von selbst sprechen würde, selbst wenn das niemals geschähe?
"Ich verstehe."
Er schaute von dem goldenen Metall auf, wieder zu Madeen.
"Ich bin ein Fremder in deinem Reich, also werde ich deine Tradition respektieren."

"In meinem Reich, sagst du. Aber das würde voraussetzen, dass ich so etwas besitze", sagte Madeen beinahe sanft und wandte sich zu Kalas, legte die Arme auf den Rand des Zubers und schmiegte den Kopf auf seine gekreuzten Arme. "Aber ich glaube, ich verstehe es."

"Nun, in deinem Zelt bin ich nur ein Gast und muss gehen, wenn du mich fortschickst", antwortete Kalas und ließ die Münze wieder in seiner Brusttasche verschwinden.
"Und ich werde mich an deine Regeln halten."

Kichernd legte Madeen seine Hände um Kalas’ Wangen, küsste sacht dessen Stirn. Er grinste, breit und höhnisch.
"Du kannst sehr niedlich sein. Beinahe wie der Welpe, der mir eine Zeit lang hinterher gelaufen ist."

Kalas lachte heiser, doch eine gewisse Traurigkeit stand in seinen Augen, die durch den Humor nicht abgeschwächt, sondern eher noch verstärkt wurde.
"Das passt wohl zu mir, bin ich die meiste Zeit doch wenig mehr als ein guterzogener Hund."
Zärtlich legte er die Lippen an Madeens Kiefer, fügte dann leise hinzu:
"Und einmal im Jahr wohl ein ungezogener Welpe."

"Immerhin bist du stubenrein." Madeen lachte und legte den Kopf in den Nacken, grinste breit.

"Ja", stimmte Kalas mit einem müden Lächeln zu, "das bin ich wohl."
Ein Welpe war er also. Ein alter, kranker Welpe, der treu dem folgte, der ihn fütterte, selbst wenn er im gleichen Maße gestreichelt und verspottet wurde.
Er hatte nie darüber nachgedacht, welches Tier er sein würde, wenn er denn eins wäre, doch dieses schien ihm passend wie jedes andere.

Glucksend neigte Madeen sich vor, küsste Kalas sacht, neckende, honigsüße Küsse, die er immer dann beendete, wenn Kalas sie vertiefen wollte, strich über dessen Wangen und löste das schwarze Samtband.
"Ihr seid niedlich", grinsend lehnte Madeen sich zurück, das schwarze Band zwischen den Fingern zwirbelnd.

Madeen spielte mit ihm, wie er es jedes Jahr tat.
Und genau wie in jedem anderen Jahr ließ Kalas es zu, wehrte sich nicht, sondern erlaubte es ihm, ihn zu küssen und sich wieder zu lösen, sobald er auf mehr von diesem süßlich scharfen Geschmack hoffte, das Band zu nehmen, welches die langen, blonden, im Ansatz schon leicht ergrauenden Locken bändigte.
"Dann scheint Niedlichkeit dir zu gefallen."

"Nein. Gar nicht." Madeen winkte lasziv mit dem Finger, lud Kalas zu sich in den Zuber. Sein Gesicht war von diesem trägen, halb spöttischen Lächeln geziert. "Nur Ihr gefallt mir."

"Dann hast du einen seltsamen Geschmack."
Doch auch Kalas lächelte. Stück für Stück legte er seine Kleidung ab, entblößte immer mehr seiner bleichen Haut und merkte, wie er sich nicht einmal mehr dafür schämte. Als er schließlich keinen Streifen Stoff mehr am Körper trug, stieg er zu Madeen in den Badezuber, begrüßte nicht nur das wärmende Wasser, sondern auch den wunderschönen dunklen Leib, der sich darin räkelte.
"Aber ich sollte dankbar dafür sein."

Wasser plätscherte und Madeen schob sich an Kalas heran, schlang die Schenkel um Kalas' Hüfte, küsste ihn gierig, hungrig. Seine Finger krallten sich in helles Haar und bleiche Haut, unwillig los zulassen. Mit blitzenden Augen grinste Madeen ihn an, dann stürzte er sich förmlich wieder auf ihn.
"In erster Linie solltest du aber hier sein."

"Darum musst du dich nicht sorgen", hauchte Kalas. "Ich bin ganz und gar hier."
Er küsste Madeen seinerseits, verbarg nicht, wie sehr er vermisst hatte, das zu tun. Wie sehr er vermisst hatte, was sie im Begriff waren, zu tun. Und während er etwas hin und her rutschte, eine gute Position suchte, erkundeten seine Finger den Körper des anderen, er lernte aufs Neue kennen, was er ein Jahr lang nicht hatte berühren können. Schließlich kamen seine Hände auf Madeens Hüften zum Ruhen, verweilten dort einen Moment und während Kalas ihn erneut küsste, zog er ihn ganz auf seinen Schoß.

Madeens Nägel hinterließen rote Striemen auf Kalas' bleicher haut, er kratzte und küsste, drängte sich gegen den Lord und keuchte auf, gebärdete sich wieder gierig und hungrig, wild wie ein entfachter Waldbrand.
"Irgendwann muss ich dir dass alles nochmal heimzahlen", keuchte Madeen, bog sich den Händen auf seinem Körper entgegen. "Und ich weiß schon genau wie."

"Wirklich?", fragte Kalas atemlos.
Madeens Rauheit, Hunger, der scharfe Schmerz, den seine Nägel hinterließen - all das störte ihn nicht, nein, es stachelte ihn an und er gab es zurück. Er biss in seine dunklen Lippen, sog an dem schlanken Hals und hinterließ dort Male, er presste sich rhythmisch, aber nicht weniger leidenschaftlich, an ihn, klammerte sich in dem dunklen, nassen Haar fest.
"Wie willst du es mir heimzahlen?"

"Ich überlege mir was", versprach Madeen, ehe er sich Kalas zu wandte, sich ihm entgegen bog und keuchte. Sich wand und auf die Lippe biss.

"Ich bin gespannt ..."
Sehr gespannt, und Kalas hoffte, dass er es nicht erst im Folgejahr erfahren würde.
Aber daran wollte er jetzt nicht denken, denn dann müsste er daran denken, wie kurz ihre gemeinsame Zeit wieder sein würde.
Das wäre Verschwendung dieses Moments gewesen und Gedanken konnte er sich auch später noch machen.
Jetzt gab er sich lieber Madeen und seiner Wildheit hin, ließ sich von ihm mehr und mehr in Brand stecken, stöhnte und japste vor Verzückung, während er sich immer schneller und fester an den anderen Mann drückte.

Es war, wie es in jedem, vergangenen Jahr gewesen war, wie es in seinen Träumen und Erinnerungen fest verankert war. Madeen keuchte, stöhnte, seufzte, aus jeder seiner Poren tropfte die Lust, Feuer, es brannte. Aber es brannte auf eine gute Weise, es verzehrte sie beide, sie beide brannten und waren Funken, Rauch, Hitze.
Wilde Bewegung und pure Lust.
Atemlos lachte Madeen auf, krallte die dunklen Finger in Kalas Haar und eroberte dessen Mund, beinahe schon grausam in seiner wilden, unbezähmbaren Leidenschaft.

Nur zum Schein, als Spiel zur Steigerung des Genusses, leistete Kalas Widerstand, denn wie könnte er nicht wollen, dass Madeen ihn so feurig und ungehalten küsste, wie konnte er nicht wollen, dass er sich so an ihm festkrallte, den Leib mit solch kraftvollen, ungezügelten Bewegungen gegen seinen warf? Wie konnte er sich nicht so fühlen wollen, lebendig, begehrt? Nein, Kalas wollte es nicht anders, die Leidenschaft erschreckte und beschämte ihn nicht länger, er wollte darin untergehen, wollte in Madeens Armen und in der Lust untergehen und davon umfangen werden, wie von dem Wasser um sie herum.
Und er wollte, dass der Wahrsager das gleiche erfuhr. Als er sich aus dem Kuss losriss, um wieder an Luft für seine protestierenden Lungen zu gelangen, tauchte er eine Hand ins Wasser, griff zielstrebig zwischen ihre Leiber und legte die Finger um Madeens Glied, liebkoste es im Rhythmus ihrer Körper.

Sich winden, krallte Madeen sich fester an Kalas, sein Rücken bog sich durch, bildete einen Bogen geformt aus purer Lust. Wasser spritzte, ununtermalte jede Berührung, jede Bewegung.

Kalas Atem ging schwer und flatternd und trotzdem konnte er nicht anders, als Madeens Gesicht, seinen Hals mit Küssen zu bedecken. Seine Männlichkeit zu streicheln, massieren, ihm den Genuss zu bereiten, der ihm zustand.
Kalas’ gesamter Körper schien bereits vor Lust zu vibrieren, sie ballte sich, pulsierte in seinem Unterleib, drängte ihn, loszulassen, erlöst zu werden. Seine kehligen Laute verstummten, als er schließlich ein letztes Mal tief in Madeen stieß, die Luft anhielt, ihn so eng an sich zog, wie es möglich war.

Erst wehrte Madeen sich, wollte nicht, ließ sich nicht so bändigen. Dann jedoch ächzte er, biss in Kalas' weißen Hals um ein schreien zu unterdrücken, seine Hände, sein ganzer Körper, alles wurde weich, nachgiebig.
Mit dem rauschen seines Blutes im Ohr drückte Madeen sich enger an Kalas, schmiegte den Kopf an dessen schulterbeuge.

Kalas keuchte schwer, kniff die Augen in den letzten Zügen seiner Lust zusammen.
Er hielt Madeen noch immer fest umklammert, als alles vorbei war, das Gesicht seitlich gegen sein Haar gedrückt.
Er wollte noch nicht loslassen, wollte den Moment noch nicht gehen lassen, einen weiteren hier verbringen, eng verschlungen mit Madeen, das Gefühl seltenen, kostbaren Glücks auskostend.

Leise murrend rutschte Madeen auf Kalas' Schoß hin und her, bis er entschied, so war es gut. Dunkles Lachen drang aus seiner Kehle, er küsste die Abdrücke seiner Zähne auf Kalas ' Hals.

Wohlig seufzte Kalas, seine Lippen streiften flüchtig Madeens Scheitel, dann schloss er die Augen.
Er genoss diese Ruhe nach ihrem stürmischen, fast schon barbarischen Liebesakt, das Gefühl von Madeens Fingern und Lippen, welche soeben noch schmerzhafte Zeichen auf seinem Körper hinterlassen hatten, diese nun zärtlich linderten.
Er lächelte.

"Gewöhnt Euch gar nicht dran", nuschelnd brummte Madeen die Worte gegen Kalas ' Kehle, ließ sich liebkosen und halten. Die Augen geschlossen und den Körper vollkommen entspannt, völlig anders als sonst. "Ich bin nur müde."

"Ich werde mich nicht daran gewöhnen", versprach Kalas, obwohl ihm der müde, sanfte und weiche Madeen ihm mindestens ebenso gut gefiel wie der wilde, leidenschaftliche. Aber das würde er nicht aussprechen. Er hatte nicht das Gefühl, dass derartige Worte auf Gegenliebe stoßen würden.
Er lehnte sich ein wenig im Zuber zurück, vorsichtig, damit Madeens Gesicht nicht ins Wasser getaucht wurde, schlug die Augen auf und betrachtete die Gestalt in seinen Armen.
Der drahtige Körper unverändert in seiner Geschmeidigkeit, die Haut braun und gesund wie eh und je. Zu beneiden waren sie, diese spitzen Ohren, welche lange Jugend und nahezu endloses Leben verhießen. Sacht fuhr Kalas mit dem Finger darüber, ehe er wieder durch das dunkle Haar strich.
Neid nutzte ihm nichts.
Keine Magie der Welt würde ihm Elfenblut geben, kein Arzt der Welt ihn heilen oder verjüngen.

Madeen fuhr zusammen und unterdrückte ein Kichern, rutschte von Kalas' Schoß runter. Er griff schützend über seine halbspitze Ohren.
"Kein Grund mich zu kitzeln."

"Oh ..."
Kalas starrte den Halbelfen verdutzt an.
Dann lachte er leise.
"Es tut mir leid", antwortete er, sichtlich bemüht, ein kindliches Kichern zu vermeiden, "ich wusste nicht, dass du dort empfindlich bist."

"Ha Ha ", Madeen bohrte seinen spitzen Finger leicht gegen Kalas' Seite, grinste breit. "Sagen alle."

"Bei mir musst du es nicht versuchen", antwortete Kalas amüsiert. "Mit zwei Geschwistern wird man schnell unempfindlich."

"Das heißt nur dass ich kreativer sein muss ", Madeen grinste breit und küsste Kalas so gierig, als hätten sie nicht gerade eben noch getobt und sich geliebt.

Kalas’ Antwort wurde von Madeens Kuss erstickt, aber das störte ihn nicht - im Gegenteil, er erwiderte ihn nicht minder verlangend.
"Das bist du schon", erwiderte er, als er seine Lippen keuchend löste. "Da bin ich sicher."

Madeen grinste, breit und siegessicher, er sah auf Kalas' herab, seine Zähne blitzend und die Augen violett schimmernd.
"Es geht nichts über ein paar Streicheleinheiten fürs Ego."

Kalas zog die Brauen leicht nach oben.
"Ich hätte nicht erwartet, das von dir zu hören."
Er hätte gerne einen Funken von Madeens Feuer, einen Hauch seines Selbstbewusstseins.
Es würde sein Leben einfacher machen. Hätte es vielleicht schon längst einfacher gemacht.

"Angst sich zu verbrennen? ", Madeen lehnte sich vor und wirkte trotz der geringeren Größe so... Siegessicher, so überlegen. Als ob nicht er sondern Kalas nur der schmückende Beiwerk wäre, ein Schoßtier das gut abgerichtet wurde.

"Muss ich die denn haben?", fragte Kalas, legte den Kopf schief und wusste doch schon die Antwort.
Ja, er musste sich in Acht nehmen, vor dieser Glut, die in Madeen brannte, er musste aufpassen, nicht völlig davon in Brand gesteckt zu werden.
In dieser Hinsicht war es vielleicht gut, ihn im Jahr nur an so wenigen Tagen zu sehen, sich von ihm mitreißen zu lassen, ohne sich dabei völlig in ihm verlieren zu können.

"Vielleicht", schloss Madeen das Thema, wandte sich grinsend Kalas ' Körper zu. Als wolle er gewaltsam dem Hunger für ein ganzes Jahr stillen, jeden Tropfen Lust aus Kalas wringen und das alles mit diesem Lächeln auf den Lippen, das der Lord selbst einmal als grausam beschrieben hatte.

In diesem Moment bedauerte Kalas, dass sie sich nicht bereits zehn Jahre früher begegnet waren, zu einem Zeitpunkt, als er selbst noch voll jugendlicher Kraft und Ausdauer gewesen war, gesund und frei von allen anderen Gewichten, die er heute zu schleppen hatte.
Oh, er war mehr als willig, streckte sich Madeen beinahe schon ein wenig zu begierig entgegen. Und er wusste, dass, wenn es denn einen Menschen auf der Welt gab, der sein Verlangen zu wecken vermochte, dieser Mensch eben Madeen war.
Und trotzdem, obwohl er es so sehr wollte, als hätte er nicht eben schon eine mehr als großzügige Kostprobe bekommen, ahnte er, dass ihm der Preis, den er im Nachhinein dafür zahlen würde, die eigene Ausdauer derartig zu überstrapazieren, nicht gefallen würde ...






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