02. Uhrmacher und Pfandleiher
02. Uhrmacher und Pfandleiher
in Herbst 519 07.09.2015 17:39von Glacies Citris • Herzog | 15.151 Beiträge
Alrian hatte einen schlechten Tag.
Nicht nur war das Wetter schon seit dem Morgen fürchterlich und sein linkes Bein schmerzte, nein, ausgerechnet heute musste auch noch eine Uhr aufhören zu ticken, die er in wenigen Tagen versteigern wollte. Der Zeiger blieb einfach stehen, als er sie mit einem weichen Tuch polierte. Ein recht wertvolles Ding mit einer Hülle aus edlem, dunklen Holz und feinen Gravuren. Aber das nutzte wenig, wenn das Ding nicht die richtige Zeit angab, oder nur zweimal am Tag. Zumindest würde es Alrian weit weniger Geld einbringen als erhofft, vielleicht den Preis, dem er damals dem Pfänder bezahlt hatte, aber kaum mehr.
Seufzend stellte er das Gerät auf der Theke ab, schob sich eine rote Haarsträhne hinter das spitze Ohr und starrte hinaus in den strömenden Regen.
Gegenüber seinem Pfandhaus, das wusste er auch ohne durch die dicken Tropfen etwas zu sehen, lag diese Uhrwerkstatt, die er noch nie betreten hatte. Und mit etwas Glück würde man ihm dort für einen geringen Preis helfen können...
Er stieg vom Hocker, sorgsam darum bemüht, das vernarbte Bein nicht mehr zu belasten, als notwendig war. Die Uhr wickelte er vorsichtig in ein dickes Tuch und warf sich einen Mantel über. Einen letzten Blick noch warf er auf sein Reich, das aus Regalen und Auslagen bestand, und der bunten Vielfalt an Dingen, welche die Menschen in ihrer Verzweiflung verkauft hatten.
Alrian hatte kein schlechtes Gewissen, sich mit ihren Notlagen sein Brot zu verdienen. Sie erhielten Geld dafür. Er erhielt Geld dafür. Und sie alle lebten in einer Welt, in der Geld beinahe jeden Traum erfüllen konnte. In der es keine Kasten gab, an denen es scheitern konnte.
Als Alrian durch die Tür Schritt, die trockene, leicht staubige Luft seines Arbeitsplatzes hinter sich ließ und stattdessen den Duft von Regen und feuchter Erde einatmete, fluchte er innerlich. Es waren nur wenige Schritte, die er tun musste, und trotzdem war er schon auf halbem Weg über die Straße völlig durchnässt. Die Haare lagen platt an seinem Kopf, der weite Stoff der Hose klebte eng an seinen Beinen und kalte Tropfen rannen seinen Nacken hinab. Sein Bein protestierte mit dumpfem Schmerz, als er seinen Schritt beschleunigte, gebeugt weiterlief, die Uhr an seiner Brust barg, damit wenigstens sie trocken blieb.
Als er die Uhrenwerkstatt endlich erreichte, energisch nach dem Türgriff langte, fühlte er sich wie damals, vor so vielen Jahren, als sein Halbbruder ihn in den Fluss gestoßen hatte.
Missmutig fuhr Alrian sich über die nasse Stirn, strich einige klebrige Strähnen zurück nach hinten, wo sie hingehörten und ihn nicht störten, blinzelte die kalten Tropfen weg, die seine Augenlider kitzelten. Dann erst ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten. Vitrinen, die sich quer hindurchzogen, allerlei Uhren in unterschiedlichsten Formen und Farben zur Schau stellend. Kleine, filigrane Taschenuhren aus Silber, wie die Lords sie gerne an ihren feinen Kleidern trugen, Verspielte Modelle, welche zu jeder vollen Stunde einen Vogel oder ein junges Paar tanzen ließen, in größeren Glaskästen entdeckte er auch Standuhren, deren Pendel mit jeder Sekunde auf und ab wippten und ein leises, aber sehr penetrant tickendes Geräusch verursachten.
Alrian hatte diese Obsession, welche die Deviqa für die Zeit und deren Messung zur Schau trugen, immer schon als befremdlich empfunden. Daheim, in Shillian hatte es keine Uhren gegeben, das Licht und der Stand der Sonne hatten den Tagesablauf diktiert, Verspätungen hatte man nie an der Anzahl vergangener Minuten gemessen. Vermutlich war es diese erbärmlich kurze Lebenszeit, welche die Deviqa mit derartiger Besessenheit erfüllte, denn wem von Geburt an nur achtzig Jahre bestimmt waren, der musste sich bestimmt rasch überlegen, wie er diese Zeit verbringen wollte und wie lange er für jeden Schritt brauchen würde. Umsomehr, weil niemand von ihnen von Geburt an einen festen Platz im Leben besaß...
Alrian räusperte sich und trat näher an die gläserne Theke heran, bei jedem Schritt quietschten seine Sohlen und Wasser tropfte unentwegt auf den Holzboden. Der Mann, auf den er seine blauen Augen richtete, stand weiter hinten im Raum, an einem Werktisch, offenbar mit irgendeiner Reparatur beschäftigt. Er hatte ihn schon mehrmals gesehen und erinnerte sich auch gut daran, denn während die meisten Deviqa in diesem Viertel auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden waren, stach dieser hier durch seine dunkelbraune Haut, die gar nicht zu den hellen Augen passen wollte, deutlich aus der Masse hervor. Dies musste der Besitzer des Ladens sein, denn der einzig andere Anwesende war ein Junge mit Brille, der an einem zweiten Tisch saß.
"Ich habe etwas, das repariert werden muss", sagte Alrian, stellte das Bündel auf der Theke ab und entpackte es langsam. Zu seiner Erleichterung war die Uhr wirklich trocken geblieben. "Wir viel willst du dafür, Uhrmacher?"
Abel stieß einen leisen pfiff aus, sah zu Finley. Als der Lehrling aufblickte winkte er ihn rasch heran. Überall anders hinsehen, nur nicht in diese abweisend wirkenden Augen.
Die Uhr würde zehn silberne Münzen einbringen. Vielleicht mehr. Vielleicht weniger.
Alrian schnalzte Verärgert mit der Zunge, als man ihm den Lehrling anstatt des Meisters schickte.
"Gut, wie viel willst du dafür, Junge?"
Offenbar hatten diese Worte eine etwas einschüchternde Wirkung auf den Knaben, denn seine Schultern sanken ein wenig und seine Stimme klang dünn, als er antwortete:
"Ein Silber... also, dafür, dass wir nachschauen... ähm... der Rest hängt davon ab, was das Problem ist."
Auch das noch.
Alrian verdrehte die Augen. "Gut, Junge, und wie viel denkst du, dass es kosten wird? Ich will mein Geld nicht aus dem Fenster werfen und das Ding soll verkauft werden."
"Äh... zehn vielleicht? Oder nur zwei. Außer, wenn wir etwas ersetzen müssten..."
"Das ist keine Antwort, ich hoffe du weißt das." Der rothaarige Mann verschränkte entnervt die Arme und betrachtete den Lehrling eindringlich. Ihm entgingen nicht die hilflosen, verstohlenen Blicke, die er seinem Meister zuwarf.
Abel stieß ein verärgerten laut aus, doch Unterschied dieser sich kaum von einem anderen Atemzug. Die Arme verschränkend erwiderte er den Blick des Mannes. So wie er Finley behandelte, reizte es Abel den anderen zurecht zu stutzen. Was sich ohne Stimme jedoch als beschwerlich erwies.
Also griff er nach einem Stück Papier, schrieb schnell und etwas unordentlich nieder.
Sollte sich nur Staub im Uhrwerk festgesetzt haben, dann 2.
Wenn ein Zahnrad nicht mehr funktioniert, dann 5.
Und wenn der Kern einen Fehler hat, 10.
Mit einer harschen Bewegung schob Abel das Blatt vor den Elfen und starrte ihn eindeutig verärgert in Grund und Boden.
Alrian hob eine Braue, nickte dann aber. Offenbar war es weniger der Fall, dass sein Gegenüber nicht sprechen wollte, vielmehr, dass er es nicht konnte. Nicht mit Lippen und Zunge zumindest.
"Das ist eine Antwort, Uhrmacher. Fünf Silberstücke kann ich zahlen, mehr lohnt sich für mich nicht."
Eine kleine, flüchtige Schmerzwelle huschte über sein Gesicht und er verlagerte das Gewicht auf sein rechtes Bein. Sein linkes forderte den Tribut für das Laufen durch den strömenden Regen. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, dass es bei derartigem Wetter immer beinahe schon konstant pochte.
Und die Kälte. Oh, die Kälte. Er begann schon, leicht zu zittern, etwas, das leider nicht unbemerkt blieb.
"Soll ich Euch ein Handtuch bringen?", fragte der Lehrling. "Nicht, dass Ihr Euch erkältet. Ähm... natürlich nur, wenn Ihr... also, wenn Ihr wollt..."
Alrian zuckte in scheinbarer Gleichmut mit den Schultern. Einzuwenden hätte er nichts gegen eine Gelegenheit, sich wenigstens kurz abzutrocknen. Aber er würde eher nach einer Wohnung in Zuaqa suchen, als das auszusprechen.
"Tu was du nicht lassen kannst, Junge."
Als besagter Junge durch eine Tür im hinteren Bereich des Raumes verschwand, räusperte Alrian sich erneut.
"Kannst du jetzt schon nachsehen, was an der Uhr nicht stimmt, Uhrmacher?"
Abel blickte für einen Moment finster drein, schätzte es gar nicht wenn man so mit seinem Lehrling umsprang. Finley war ohne hin schon schüchtern, da brauchte es nicht noch so ungehobelte Grobiane.
Doch die finsteren Gedanken hielten nicht lange, er wurde vom Interesse übermannt. Die Uhr hatte ein edles Gehäuse aus dunklem Holz, selten und durch aus anfällig. Mit geschickten Fingern fuhr der Steppenherr den Rand des Gehäuses entlang, dort wo das Ziffernblatt von einer dünnen Glashause und einem goldenen Ring gehalten wurde. Nach einem seiner Instrumente greifend nahm Abel das Ziffernblatt und die Glashause ab, offenbarte das filigrane Innenleben der Uhr.
Das Handtuch erreichte Alrian schnell, nur einen Augenblick, nachdem der Uhrmacher sich an die Arbeit gemacht hatte. Der Pfandleiher drückte seinen Dank nicht explizit aus, aber er nickte dem Lehrling zu und seine Züge wurden etwas weniger verkniffen.
Er drückte sich den weichen, sauberen Stoff ans Gesicht, fasste sich dann hinter den Kopf und löste das lange Haar aus dem ohnehin schon lockeren Pferdeschwanz. Dass es sich beim groben Abtrocknen noch weiter aufplusterte als sonst schon, störte ihn nicht. Dafür war es zu angenehm, endlich wieder eine trockene Kopfhaut zu besitzen...
Während er sich weiter nach unten vorarbeitete, beobachtete er den Uhrmacher bei der Arbeit. Es war beneidenswert, dass er dabei anscheinend völlig in seinem Element aufging.
Enttäuscht atmete Abel aus und legte das Werkzeug zur Seite. Er winkte seinen Lehrling heran und überließ ihm die Uhr. Es war so lachhaft, hatte doch nur der Staub die filigranen Zahnräder zum Stillstand bewegt.
Sich die Hände an einem in der Nähe liegendem Tuch sauber wischend wandte Abel sich seinem Kunden wieder zu, zeigte mit einer Hand die Zahl zwei. So viele Münzen bekam er.
Alrian nickte, helle Haut blitzte flüchtig auf, als er sein vom Abtrocknen leicht verrutschtes Hemd glatt strich.
Er zog die zwei Münzen hervor und legte sie auf die Theke.
"Wird es lange dauern?", fragte er, während er sein Haar wieder bändigte. Zwei Silbermünzen waren verkraftbar. Er würde den Grundpreis nur leicht anheben müssen und das würde vermutlich keinen Bietenden abschrecken.
Doch das setzte eben voraus, dass er die Uhr zum geplanten Zeitpunkt versteigern konnte.
Abel zögerte und sah Finley hinterher, wie dieser die Uhr zu dessen Arbeitstisch trug. Dann wandte er sich um und schluckte hart. Seine Wangen glühten rot und er war sehr dankbar für seine dunkle Haut. Sie verbarg wunderbar, wie rot sein Gesicht war.
Dann jedoch räusperte er sich und kitzelte auf das etwas verschmierte Blatt.
Morgen ist sie fertig.
"Dann werde ich morgen wiederkommen", antwortete Alrian knapp, legte das Handtuch auf der Theke ab und drehte sich um. Mit erleichtertem Blick stellte er fest, dass der Regen zum ersten Mal seit dem Morgen aufgehört hatte.
Leicht humpelnd verließ er den Laden des Uhrmachers und freute sich schon auf ein heißes Bad in seiner Wohnung über dem Pfandleihhaus.
Sacht tippte Abel gegen Finleys Schulter, sah sacht wie er die Uhr auseinander nahm, säuberte. Er machte sich ein wenig Sorgen, ob der Junge denn die abweisende Art des letzten Kunden nicht zu sehr zu Herzen genommen hatte. Den Kopf schief gelegt beobachtete er den Lehrling.
Finley hob den Kopf, als er eine federleichte Berührung an seinem Oberarm spürte. Meister Verniers Gesicht sah besorgt aus, also erwiderte er mit einem beruhigenden Lächeln:
"Ich bin solche Kunden gewohnt. Ich habe meinem Vater früher oft im Laden geholfen."
Bevor der ihn nach Brightgale geschickt hatte.
Beruhigt schenkte Abel dem anderen ein erleichtertes Lächeln, wuschelte ihm kurz durch das kurze Haar und wandte sich dann der Arbeit zu. Es war...wahrlich erleichternd, er wollte nicht das Finley noch wegen sowas traurig wurde.
Finley errötete leicht, als er die Hand an seinem Haar fühlte und senkte den Kopf, um sich nichts anmerken zu lassen. Es war ihm nicht unangenehm, berührt zu werden, im Gegenteil, er mochte es. Aber von Meister Vernier war dies eine äußerst... ungewohnte Art der Zuwendung.
Etwas verbissener als zuvor arbeitete er weiter, befreite die winzigen Zahnräder nach und nach von ihren Verschmutzungen, bis sie wieder wie dunkles Silber glänzten.
"Ich bin fertig, Meister."
Langsam hob Abel den Kopf und strich sich das dicke Haar aus dem Gesicht. Es dauerte einen Moment bis er die Worte des Lehrlings verarbeitet hatte, blickte - mit den Gedanken noch bei dem Inneren der goldenen Uhr - verwirrt zu Finley, dann jedoch lächelte er strahlend.
Erhob sich langsam und nahm die fertige Uhr entgegen, wickelte sie sorgfältig in weiche Tücher und legte sie dann in eine leere Kiste. Er sah sich nach etwas zu schreiben um, doch fand jedoch nichts. Also konnte er nur lächeln und so seinen Lehrling loben.
Schüchtern erwiderte Finley das Lächeln, in seinen Augen lag ein warmer Schimmer, der zeigte, wie sehr ihn die Zustimmung des Meisters wirklich freute. Erst seit er bei ihm in der Lehre war, wurde ihm Stück für Stück bewusst, wie wichtig Lob und Anerkennung - selbst für solch kleine Aufgaben - ihm waren. Auch wenn es im Grunde lächerlich und beschämend war, darauf angewiesen zu sein, um Stolz für das zu empfinden, was ihm gelang, oder einen Sinn in seiner Arbeit zu sehen.
"Gibt es noch etwas in der Werkstatt zu tun?", fragte er. "Oder soll ich... ähm... vielleicht um das Abendessen machen?"
Abel verzog nachdenklich die Lippen und legte den Kopf schief, dann jedoch streckte er sich, rieb sich leicht über den Bauch. Abendessen klang nach einer guten Idee. Es war sowieso nichts mehr zu tun. Sein liebstes Spielzeug würde ihm nicht fortlaufen, sowie auch sämtliche Aufträge nicht mehr von derartiger Dringlichkeit waren, dass sie es nicht verkrafteten um einen Tag zu warten.
"Ich glaube, wir haben noch ein paar Kartoffeln da... und Möhren", sagte Finley nachdenklich und blieb im Türrahmen stehen, kaum dass er auf den Knauf gedrückt hatte. "Soll ich noch etwas kaufen?"
Der Markt hatte um diese Uhrzeit wohl schon geschlossen, aber vielleicht würde er noch etwas beim Fleischer oder beim Bäcker oder in einem der anderen Lebensmittelgeschäften in der Nähe finden. Auch wenn die Vorstellung, nach draußen zu gehen, wo der Regen gerade wieder eingesetzt hatte, ihm nicht behagte.
Abel winkte ab und deutete über die Schulter hinaus, auf den strömenden Regen, hob skeptisch die Augenbraue in der stummen Frage: Bei dem Wetter willst du wirklich nochmal raus gehen?
Der Steppenherr lachte und scheuchte Finley schonmal nach oben, in die Wohnung, während er selbst begann, die Werkstatt abzuschließen. Erst die Vordertür, dann die Vorhänge zu ziehen und schließlich die Hintertür.
Finley protestierte nur leise, als Meister Vernier ihn in die Wohnung scheuchte. Halbherzig, denn eigentlich war er ihm dankbar, nicht in den Regen hinaus geschickt zu werden.
Also schritt er die Treppe ins Obergeschoss empor und betrat die Küche, wo er neben Kartoffeln und Karotten tatsächlich auch noch ein Stück geräucherte Wurst vorfand. Er lächelte, holte ein Schneidebrett und ein scharfes Messer, krempelte sich die Ärmel hoch und begann mit der Zubereitung.
Erst nachdem Abel sich vollkommen vergewissert hatte, dass der Laden vollkommen verschlossen war, keiner nun einfach so hineinspazieren konnte, begab er sich nach oben, wo er erst ins Bad huschte um sich nochmal frisch zu machen.
Er knotete den Seidenschal um seinen Hals auf, legte den weichen Stoff auf die Seite und griff nach einer einfachen, duftlosen Lotion. Verrieb eine Fingerspitze voll auf seiner Narbe um das gelegentlich unerträgliche Jucken zu beruhigen, zu stoppen.
Das Kochwasser war schnell aufgesetzt, die Zutaten schnell geschnitten. Und bald schon erfüllte ein Duft von Eintopf die Küche, welcher Finley das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Karotten gehörten zu dem wenigen Gemüse, das er gerne aß - vor vielen anderen Sorten ekelte er sich geradezu. Insofern war er eigentlich immer froh, wenn er kochen und somit beeinflussen konnte, was auf den Teller kam.
Sich die letzten Reste der Lotion von den Fingern waschend, sah Abel kurz auf, strich sich das dicke Haar zurück und knotete es dann, mit noch feuchten Fingern zu einem lockeren Dutt im Nacken. Erst dann ging er aus dem Bad, roch den aromatisch anmutenden Duft von gekochten Speisen. Mit knurrendem Magen begann Abel routiniert den Tisch zu decken. Eine stumme, immer gleiche Sache.
"Es müsste gleich fertig sein", rief Finley über die Schulter, als Meister Vernier eintrat und mit hellem Porzellan zu klappern begann. "Nur ein paar Minuten noch."
Während er mit dem Holzlöffel kräftig rührte, fragte er sich, was man wohl in der Heimat des Uhrmachers kochte. Heiß war es dort, so hatte er gehört, und trocken. Fisch gab es dort sicher kaum und Gemüse... konnte man das dort anbauen? Wenn nicht, wäre Finley wahrscheinlich glücklich mit der Küche der Steppenherren.
Abel leckte sich die Lippen und grinste freudig, er hatte sehr großen Hunger. Und vor allem das Essen wie Fisch oder Gemüse sagte ihm sehr zu, auch wenn Finley es nicht so gern mochte. So etwas gab es nur sehr selten zu Hause, war teuer und schmeckte meist versalzen.
Finley nahm eine Gabel zur Hand und stach mit konzentriertem Blick in eine Kartoffel hinein. Augenblicklich hellte sich seine Miene auf und er verkündete mit strahlendem Lächeln:
"Fertig."
Schnell würzte er mit Salz und Pfeffer nach - nahm eine Kostprobe mehr, als notwendig gewesen wäre - und hob den heißen Topf vom Herd, stellte ihn auf den gedeckten Tisch und setzte sich. Er war hungrig, fühlte, wie Wasser in seinem Mund zusammenlief und sein Magen zu knurren begann.
Wenn es die Arbeit nicht war, machte ihn spätestens das Kochen hungrig.
Abel bedeutete ihm mit einer ausladenden Geste zuerst zu nehmen, ein Akt purer Höflichkeit, war er doch so etwas wie Finleys dauerhafter Gastgeber. Außerdem waren bei weitem nicht alle Aspekte seiner Vergangenheit schlecht gewesen.
Nachdem sein Lehrling sich das Essen auf den Teller geladen hatte, war Abel an der Reihe, konnte ein Lächeln nicht verkneifen als sein Magen lautstark knurrte.
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