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Die Jahre 515 bis 520 »
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04. Zwei Herzen
- sexuelle Darstellungen
Lucretia klopfte an Sadas’ Zimmertüre.
Sie hatte Zimu gebeten, zurück zu bleiben, deswegen stand diese weiter hinten im Flur.
Wartete, den Blick in eine völlig andere Richtung gewandt. Sie würde niemandem etwas antun. Nicht nach dem Schwur, den Lucretia ihr abverlangt hatte, den einzigen, der eine Bedeutung hatte.
Doch das bedeutete nicht, dass sie ihr voll und ganz traute oder dass sie keine Sorgen hatte. Ihr Leben, das sich endlich beruhigt zu haben schien, war durch Zimus Ankunft aufs Neue aufgewirbelt worden und Lucretia wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte.
Völlig vertieft in seine Arbeit saß Sadrius an seinem Tisch, drehte einen kleinen, weißen Diamant mit der Goldfassung zwischen den Fingern, während der gleichmäßig weiße, heilige Magie hineinsickern ließ. Das lange, rote Haar hielt er im Nacken zu einem unordentlichen Zopf zusammengefasst, dennoch entkamen einige vorwitzige Strähnen.
So war es immer, wenn er arbeitete. Er vergaß die Welt um sich herum und einzig Aurya konnte ihn aus dieser Trance herausholen. Ohne ihn zu berühren.
"Sadas?"
Vorsichtig öffnete Lucretia die Türe, lugte in den Raum hinein.
Ihr Geliebter wirkte hochkonzentriert und sie wusste aus Erfahrung, dass er in diesem Zustand nur schlecht hörte, was um ihn herum vor sich ging. Also schritt sie langsam auf ihn zu, legte sacht eine Hand auf seinen Arm.
"Sadas."
Der Diamant entkam Sadrius' vor Schreck erstarrten Fingern, hüpfte mit hohem Klirren über die Tischplatte und kam knapp an der Kante zum Stehen. Gleichzeitig sog der Blutelf nur langsam wieder Luft durch zusammengebissene Zähne ein, zu sehr war er erschrocken.
Lucretia trat einen Schritt zurück, hockte sich neben dem Tisch hin und sah von dort zu Sadas auf.
"Ich wollte dich nicht erschrecken", sagte sie leise und schob ihm den Diamanten wieder zu. "Ist alles in Ordnung?"
"Ja." Abgehackt und matt klang Sadrius, dann jedoch packte er den Edelstein fester, die geschliffenen Kanten des Steins schnitten in das weiche Fleisch seines Handballens. "Alles gut."
Lucretia berührte vorsichtig seine Hand, küsste sie sacht, ehe sie wieder aufschaute.
"Ich habe mit Zimu gesprochen", erklärte sie leise. "Sie stellt keine Gefahr mehr dar."
Kaum das der Name von Tiamats Schwester fiel, wurde Sadrius vorsichtig, sein Blick huschte nervös hin und her, er griff sich an die verbundene Brust, fuhr zusammen als er die empfindliche Wunde durch den Stoff von Kleidung und Verbänden berührte.
"Du brauchst keine Angst zu haben."
Langsam erhob Lucretia sich, nahm Sadas sanft am Arm.
"Komm mit."
Zwar sorgte sie sich wegen der Wunde, aber im Augenblick erschien sie nicht bedrohlich genug, um den jungen Magier am Gehen zu hindern. Trotzdem hatte sie sich bereits vorgenommen, Zimu eigenhändig zu häuten, sollte es mit dieser Verletzung irgendwelche Komplikationen geben.
Mit einem gewissen funken an Misstrauen in den Augen erhob Sadas sich, zischte leise auf. Er misstraute Lucretia nicht, sie könnte alles von ihm verlangen, selbst sein Leben und er würde nicht zögern, sich den Brustkorb zu öffnen und ihr sein noch schlagendes Herz darbieten.
"Zimu also", murmelte er leise, beinahe mürrisch.
"Ja", erwiderte Lucretia, bemerkte den Unterton in seiner Stimme gar nicht.
Sie nahm Sadas am Arm, stützte ihn auf dem kurzen Weg in den dunklen Flur.
Zimu löste sich nahezu sofort von der Wand und trat wiegenden Schrittes auf Sadas zu, kniete sich vor ihm hin.
"Ich habe einen Fehler begangen, Herr", sagte sie leise. "Ich möchte alles tun, um ihn wieder gut zu machen und hoffe, dass Ihr mir vergeben könnt."
Ganz das Sklavenmädchen, das sie einst gewesen war.
Sadas war für einen Moment unachtsam gewesen und plötzlich war sie da. Er fuhr heftig zusammen und sprang beinahe vor Schreck auf Lucretias Füße. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er Zimu an, als erwartete er einen erneuten schlag mit dem Schwert.
Lucretia legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter.
Sadas war immer schon scheu gewesen, aber diese Schreckhaftigkeit, mit der er seit einigen Monaten allem und jedem begegnete, machte ihr Sorgen.
Zimus Blick, mit dem sie aus grauen Augen zu Sadas aufschaute, entbehrte jeglichen Urteils. Sie kniete noch immer, schien nur auf eine Antwort zu warten, auf die Erlaubnis, sich erheben zu dürfen.
Die Unsicherheit war zurück. Sadas fühlte sich erstickt von den stummen Anwesenden, hatte sich immer so in der Nähe von Sklaven gefühlt. Nie hatte er verstanden, warum ein anderer etwas tun sollte, dass er selbst konnte, dass alltäglich war. Seine Mutter hatte es rasend gemacht vor Wut. Ihn selbst nur noch mehr verunsichert.
Dass Lucretia nun, anscheinend auch eine Sklavin zu besitzen schien, brachte Sadas aus seinem wackligen Gleichgewicht, ließ ihn verstummen.
Zimu schaute Lucretia zweifelnd an.
Dann zuckte sie mit den Schultern und erhob sich.
"Nun, es liegt an Euch, mir zu verzeihen oder nicht", richtete sie sich an den Blutmagier. "Ich hoffe, dass Ihr es tut, aber ich kann Euch nicht zwingen."
Es würde sie auch wenig belasten, wenn er es nicht täte, doch sie fürchtete, dass Lucretia ihr dann ebenfalls nicht verzeihen würde.
Sie schien sehr an ihrem kleinen Haustier zu hängen.
"Fein. Ich Verzeih dir. Aber halte dich von meiner Tochter fern!", fauchte Sadas, die Fäuste geballt. Er wusste zu genau, dass diese Dunkelelfe ihn mit Leichtigkeit töten könnte. Und das half nicht gerade, seine Gedanken zu beruhigen.
Zimu lachte vergnügt auf, die ehrerbietige Art fiel von ihr ab wie eine bröckelnde Maske.
"Sei unbesorgt. Dein Kind ist sicher vor mir."
Was sollte sie auch damit?
Lucretia war der einzige Grund, weshalb sie hergekommen war.
Lucretia und ... Lucretia und Tia.
"Ich sollte gehen", bemerkte sie rasch und zwinkerte den beiden zu. "Ihr wollt sicher eure Zeit ohne mich verbringen."
Dann drehte sie sich um, verließ das Haus, ehe einer der beiden merken konnte, dass sich Trauer in ihre Augen schlich.
"Das Wort einer Mörderin ist selten viel wert", giftete Sadas zurück, die Worte schneller ausgestoßen als dass er über sie nachgedacht hatte. Und als sie dann draußen waren, war es längst zu spät.
Kummer trat in Lucretias Blick und sie schaute beiseite.
"Ich konnte sie nicht töten", sagte sie leise. "Ich habe darüber nachgedacht, aber ich konnte es nicht."
Sie atmete tief durch und fasste wieder Sadas ins Auge.
"Sie hat auf Tias Grab geschworen, niemandem von uns etwas anzutun ... sie würde dabei nicht lügen."
"Es tut mir leid ", rasch war Sadas nah an sie heran getreten, legte die Hand zärtlich an ihre Wange, liebkoste sie sacht. Sein Blick war wieder weich, warm. Um Verzeihung bittend. "Ich war grob, unhöflich."
"Ich kann es dir nicht verdenken."
Ein Moment des Grübelns, dann aber zierte ein feines Lächeln Lucretias Lippen.
Vorsichtig legte sie die Hände in Sadas’ Nacken und beugte sich etwas vor, gab Acht, nicht gegen seine Wunde zu stoßen.
"Ich bin froh, dass dir nichts Schlimmeres geschehen ist."
Das Lächeln auf Sadas' Lippen war vorsichtig, doch voller Wärme. Er strich gedankenverloren eine rote Locke zurück hinter Lucretias Ohr und küsste sacht ihre Lippen.
Zärtlich ging Lucretia auf den Kuss ein, beruhigt, dass es Sadas wieder besser zu gehen schien. Gewärmt von seiner Wärme. Das war alles, was sie wollte. Frieden, Ruhe. Zeit mit Sadas.
Die Schatten der Vergangenheit konnten bleiben, wo sie waren.
Es dauerte eine Weile, bis ihre Münder sich trennten, Lucretia sanft an einer seiner Strähnen zupfte und mit warmem Blick vorschlug:
"Warum gehen wir nicht wieder in dein Zimmer?
Hier ist es so ungemütlich."
"Gerne." Sadas lachte leise, küsste wieder kurz Lucretias Wange und strich über ihren Rücken. Er lächelte wieder.
Lucretia zog ihn mit sich, ließ solange von ihm ab, nur um, kaum dass sie sein Schlafzimmer betreten hatten, wieder seinen Mund zu küssen. Diesmal mit deutlich weniger Zurückhaltung.
"Bist du gut ausgeruht?"
Sie schlang die Arme um ihn, strich über sein seidiges Haar, seinen schlanken Rücken.
Küsste ihn noch einmal.
"Ausgeruht genug", erwiderte Sadas mit rauer Stimme, schlang die Arme enger um sie und keuchte auf, küsste sie wieder. Inniger. Etwas ungeschickt fuhren seine Finger ihre Seiten hinauf, spielte mit den Verschlüssen ihrer Kleidung.
"Das höre ich gerne."
Lucretias Stimme hatte einen etwas verspielten Unterton, als sie das sagte. Aber der konnte nicht von dem Verlangen darin ablenken.
Mit geschickten Fingern begann sie, Sadas’ Robe aufzuschnüren, belohnte seine eigenen Handgriffe immer wieder mit zärtlichen Küssen.
Sadas' Finger zitterten leicht, er teilte sanft, vorsichtig den Stoff, ließ ihn an Lucretias Körper hinabgleiten. Obwohl die Lust deutlich in seinen Augen glänzte, jede Faser seines Körper dominierte, so ließ ihn etwas stocken, langsamer dahin zu gleiten, statt gierig vor zu stürzen.
"Du bist wunderschön.", flüsterte Sadas leise, ließ sich von Lucretia die Robe vom bleichen, mageren Körper streifen, ehe er sie erneut küsste, langsam, süß und mit einer melancholischen Nuance.
Lucretia genoss den Kuss, kostete ihn ganz aus, schmeckte die leichte Traurigkeit darin, aber auch die Liebe, die Zuneigung. Es ließ auch sie etwas ruhiger werden, langsam und zärtlich seinen Körper ertasten, Wirbel für Wirbel, Rippe für Rippe. Sie kannte diesen Leib gut, sie war ihn gewohnt und er war ihr vertraut. Trotzdem konnte sie nicht genug davon bekommen, ihn zu berühren.
Schließlich legte sie die Hand auf seine bandagierte Brust, vorsichtig, um ihm keinen Schmerz zu bereiten, und antwortete sanft:
"Du bist es auch."
Sadas schlang die Arme um Lucretia, verbarg kurz das Gesicht an ihrem vollen, üppigen Haar. Sie duftete vertraut, er würde sie auch blind erkennen, an ihrem Duft, ihrer Stimme, ihren Berührungen. Und mit jedem Herzschlag wuchs seine Liebe zu ihr, im Gleichtakt mit der Angst, nicht genug zu sein. Der Angst, dass all dies nur ein schöner Traum war, der zu bald zu einem Alptraum aus Kummer und Schmerz werden würde.
Tröstend küsste Lucretia seinen Scheitel, das Haar, weich und fein, dünner und glatter als ihr eigenes. Sie spürte, dass etwas in ihm traurig war, doch sie wusste nicht, was. Und sie wollte ihn nicht damit bedrängen.
Also schob sie ihn ganz sanft zum Bett, um ihn abzulenken, ihm zu zeigen, dass es mehr in der Welt gab als Trauer.
Sein Bett war schmaler als ihr eigenes, doch immer noch breit genug, das sie zu zweit dort liegen konnten. Langsam ließ sie sich auf die auch deutlich härtere Matratze sinken, zog ihn mit sich.
"Lucretia..." Langsam ließ Sadas sich auf sie sinken, sacht, stützte sich mit seinen schlanken, bleichen Armen links und rechts von ihr ab. Er küsste sie sacht, wollte die Furcht vergessen, die mit scharfen Zähnen sein ganzes Herz aushöhlte und ihn unsicher, wackelig und nervös werden ließ.
Leise seufzte Lucretia in den Kuss, erwiderte ihn innig.
Ihre Beine spreizte sie, schlang sie eng um Sadas’ Hüfte, nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände.
Lust schlängelte sich durch ihren Körper, die Lust nach seinem Körper, aber auch die nach seiner Seele. Der Wunsch, ihm Halt zu geben. Freude. Glück.
Es fühlte sich richtig an, als sie verschmolzen, sich mit einander vereinigten. Er wurde von ihr ausgefüllt, als könnte Lucretia direkt in seine Seele blicken, jede Furcht dahin schmelzen lassen. Sadas keuchte, versuchte viel mehr ihre Lust zu befriedigen, als sich selbst. Es ging um sie, denn sie war alles woraus seine Welt bestand.
Stöhnend legte Lucretia den Kopf in den Nacken, bog sich Sadas entgegen, ihre Bewegungen verschmolzen mit seinen.
Sie schloss die Augen, ihre Hände wanderten an seinen Rücken, erspürten angespannte Muskeln, die sie versuchte, etwas zu lockern.
Mit keinem Mann war es jemals so gewesen, wie mit ihm. Flüchtige Begegnungen, in denen es um nichts als Lust und Zerstreuung gegangen war, davon hatte sie genügend gehabt.
Doch zu niemandem hatte sie je diese Nähe verspürt.
Das Gefühl gehabt, dass zwei Herzen sich berührten, als eins schlugen.
"Lu...cretia." Nur ein leises, brüchiges Wispern, etwas, dass sich seiner Kehle entwich. Sadas schloss die Augen, war zum Zerreißen angespannt, jeder Muskel, jede Faser seines Körpers war einzig nur noch auf Lucretia konzentriert. Er küsste ihren Hals, weich und weiß, schmeckte salzig ihre Lust und fühlte für einen Herzschlag sowas wie flüchtigen Stolz, angesichts der Tatsache, dass sie wegen ihm sich wand, dass sie seinetwegen Lust empfand.
Es war die Art, wie er ihren Namen flüsterte, die in Lucretia die letzte Tür öffnete, welche die Lust noch zurückhielt. Die Prinzessin schmolz unter seinen Zärtlichkeiten, seinen Liebkosungen dahin, starb in seinen Armen und wurde neugeboren.
Ihre heiseren Schreie verebbten schließlich, ebenso wie ihre Lust, doch zurück blieb ein Gefühl, der Vollkommenheit, des Glücks und das, was sie für den Mann empfand, der ihr all das schenkte.
"Sadas", hauchte sie leise. "Ich ..."
... ich liebe dich.
So sehr, dass sie es nicht aussprechen wollte. Nicht aussprechen konnte, weil selbst ihr diese Worte zu plump erschienen, um zu beschreiben, was in ihr vorging, wenn sie in seinen Armen lag.
Mit zitternden Armen stützte Sadas sich links und rechts von Lucretia ab, den Kopf an ihre Schulter geschmiegt, schwer atmend. Er hielt die Augen geschlossen, konnte nicht. Die Schwärze sog gierig an ihm, wollte ihn verschlingen und er hatte nur so wenig entgegenzusetzen. Nichts.
"Ich liebe dich", flüsterte er, so leise, dass die Worte beinahe in seinem Atem untergingen.
So schön Sadas’ Worte auch waren, da war etwas an ihrem Klang, das Lucretia Sorgen machte, Angst. Sie schlang die Arme enger um ihn, wollte ihn festhalten, weil sie plötzlich fürchtete, er würde ihr entgleiten.
"Ich liebe dich auch", wisperte sie nun schließlich doch die Worte, welche sie so lange hinausgezögert hatte, erhob ihre Stimme nicht lauter als er es getan hatte.
Sie schluckte und fügte dann heiser hinzu:
"Mehr als alles andere in der Welt."
"Ich fürchte mich, Lucretia." Seine Wangen waren nass und das war nicht der Schweiß, egal wie sehr Sadas sich einreden wollte, der salzige Geschmack wären keine Tränen. Ihr Körper unter ihm war weich und stark, warm. Er hingegen, er war kalt, mager und kantig. Seine Arme trugen ihn nicht mehr, er hatte keine Kraft mehr, selbst schlichtes Atmen wirkte unmöglich.
Lucretia atmete tief durch und wälzte sich auf die Seite, zog Sadas neben sich in eine sanfte Umarmung. Befreite seine zittrigen Arme von der Pflicht, sich weiter abstützen zu müssen. Drückte ihn innig an ihre Brust wie eine Mutter ihr Kind, küsste seinen Scheitel, strich die Tränen von seinen Wangen.
"Wovor?", fragte sie.
"Ich hatte Angst dich zu verlieren", wisperte Sadas, klammerte sich hilfesuchend an Lucretia. Es war nichts, was er verhindern konnte, nichts was zu stoppen war. Er fiel. Fiel und fiel, endlos und ewig in ein bodenloses, schwarzes Loch aus Depression.
Schmerz trat in Lucretias Augen und sie drückte Sadas so fest an sich, wie sie konnte, ohne einem von ihnen weh zu tun.
"Ich bin bei dir, Sadas", erwiderte sie. "Und ich werde dich nie alleine lassen."
Aber sie fühlte auch die Furcht, dieses Versprechen nicht halten zu können.
"Niemand kann wissen was noch kommt ", flüsterte Sadas gegen ihre Haut dennoch ließ er zu, von ihr getröstet zu werden, die Angst genommen zu bekommen.
"Ja."
Lucretia fühlte sich, als würde ein Gewicht sie herabziehen. Unendlich schwer und unendlich traurig, eine Last, vor der sie sich nicht schützen, von der sie sich nicht befreien konnte. Und trotzdem versuchte sie, dagegen anzukämpfen.
Für Sadas.
Für sich selbst.
Sie musste stark sein, denn wie sonst konnte sie darauf hoffen, ihrem Geliebten beizustehen?
"Das kann niemand wissen.
Aber ich verspreche dir ..." Sie blickte in seine trüben Augen, ihr eigener Blick mit einem Mal fest entschlossen. "... ich werde alles tun, um bei dir zu bleiben.
Alles, um uns zu beschützen.
Ich schwöre dir bei meiner Ehre als Kriegerin, ich werde nicht zulassen, dass etwas uns trennt."
"Lucretia ", flüsterte er ihren Namen, als wäre er ein schützender Zauber. Er kroch langsam hoch, küsste ihre Wangen, ihre Lippen. "Ich glaube dir… ich vertraue dir."
"Sadas ..."
Lucretia küsste ihn ihrerseits. Zärtlich, weich.
"Ich würde in keinem Moment rückgängig machen wollen, dich hier aufgenommen zu haben."
Fast schon beschämend sentimental klangen diese Worte aus ihrem Munde. Doch sie hatte das Gefühl, sie sagen zu müssen. Dass Sadas in Traurigkeit versinken würde, täte sie es nicht.
Ihre Worte entlockten ihm ein heiseres Lachen, der erste, freudige Ton seit Zimus überraschender Ankunft, den sie aus ihm heraus gepresst hatte.
Sadas schlang die schlanken Arme um sie, für den Moment entspannt und besänftigt.
Lucretia musste lächeln, warm und liebevoll schimmerten ihre Augen.
Sie schmiegte ihre Wange an seine, streichelte seine Schultern, sein Haar.
Sein langes, wunderschönes Haar, das immer so gut duftete, das sich auf der Haut schmeichelhafter anfühlte als teure Seide, das selbst zerzaust und wirr noch eine ganz eigene Ästhetik hatte.
"Hmm ~"
Ein raues, dunkles Rumoren direkt aus Sadas' Brustkorb kommend zeigte, wie sehr er entspannt war, wie ruhig. Als das Rumoren verebbte, sein Atem gleichmäßig geworden war, zeigte sich, dass er in Lucretias Armen eingenickt war.
Nur kurz löste Lucretia sich - vorsichtig, um Sadas nicht zu wecken - und zog die Bettdecke heran, breitete sie über ihnen aus, ehe sie ihren Liebsten wieder in ihre Umarmung schloss. Sie war nicht müde, würde es wohl auch lange noch nicht sein, hatte auch eigentlich genug zu tun. Doch sie wollte Sadas nicht allein lassen. Sie wollte nicht, dass er aufwachte und sich einsam fühlte.
Also lag sie weiter bei ihm, betrachtete sein friedlich schlummerndes Gesicht, wachte über seinen Schlaf.
Sie würde ihr Versprechen halten.
zuletzt bearbeitet 07.09.2015 19:05 |
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