Emilys Zimmer

Elliot umklammerte den Ring mit einer Hand, sein Blick war entrückt und versunken.
Ohne Tharaniel anzuschauen, trat er in den Flur und deutete auf eine andere Türe.
"Mach auf."

Cliffords Zimmer

Elliot wartete kaum, dass die Tür ganz offen stand, bevor er sich in den Raum drängte.
Sein Blick wanderte wild umher, wahllos visierte er erst Bett, dann Beistelltisch an, ehe er auf den Schreibtisch zuhielt.
Dieser Raum war weitaus weniger heruntergekommen - die Staubschicht war viel zu dünn, als dass Spuren hier sichtbar gewesen wären.
Aber etwas musste er hier finden ...

Cliffords Zimmer

Mit fiebrigem Blick lenkte Elliot sein Augenmerk auf den Schreibtisch, fuhr mit den Händen über die glatte, leicht staubige Oberfläche, nahm jedes verbleibende Blatt Papier in die Hand.
Er zerrte an den Schubladen, riss sie ungeduldig auf, als sie sich nicht einfach öffnen ließen.
Doch er fand nichts vor, nichts von Bedeutung.
Nur alte Zigarren, Tabak, Seidentaschentücher, Tintenfässer, unbeschriebenes Papier, Federkiele - nichts, was an einem solchen Ort fehl am Platze gewesen wäre.
Nichts, was er nicht schon vor zwei Jahren gesehen hätte.

Cliffords Zimmer

Elliot fuhr herum, riss seinem Diener die Schachtel nahezu aus der Hand.
Einen Augenblick lang starrte er sie nur an, dann öffnete er den Deckel.
Im ersten Moment wirkte nichts ungewöhnlich oder verdächtig.
Er sah nur einen Briefumschlag, dessen wächsernes Siegel schon aufgebrochen war. Ein milder, süßer Geruch trat ihm in die Nase, wie vom Parfüm einer Frau.
Dann erst spürte er ein leichtes Stechen in seinem Zeigefinger, sah die hauchdünne Nadel.

Cliffords Zimmer

Elliot biss sich auf die Lippe und zog die Nadel aus seinem Finger.
"Verdammt", murmelte er.
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Er hätte es kommen sehen müssen.
Rasch nahm er die Briefe an sich, bätterte fiebrig hindurch.
Das Blut schien lauter als sonst in seinen Adern zu rauschen.

Cliffords Zimmer

"Wunderbar", gab Elliot verbissen zurück und lehnte sich an die nächste Wand, schloss die Augen.
"Ich brauche nur einen Moment Ruhe ...
Es war ein langer Tag."

Cliffords Zimmer

Ich würde lieber sterben, als mich darauf auszuruhen ...
Zitternd sackte Elliot an der Wand herunter, hielt nur mit Mühe seine Augen offen.

Flur

Elliot spürte Tharaniels Berührung kaum, als dieser ihn trug.
Er konzentrierte sich einzig darauf, die Briefe nicht fallen zu lassen und die glasigen Augen nicht zu schließen.
Ein trockenes, beinahe schon hysterisches Lachen kam trotzdem über seine Lippen.
Bist du jetzt glücklich, Vater?

Emilys Zimmer

Elliots Atem ging schwer, sein Herz schlug nahezu alarmierend schnell.
Doch er hatte nicht das Gefühl, als könne er seine Beine regen, klammerte sich nur mit den Armen zittrig an Tharaniel fest.
Verdammt ...

Emilys Zimmer

Elliot protestierte nicht, er fühlte sich zu schwach dazu.
Und eine gewisse Gleichgültigkeit überkam ihn langsam.
Entrücktem Blickes schaute er das Laken an, fragte sich, ob es dieses Bett gewesen war, in dem man ihn gezeugt hatte.
Lange, bevor man den kinderlosen Menschen, die er als Vater und Mutter kennengelernt hatte, den ungewollten Säugling der unverheirateten Schwester zum Sohn gegeben hatte.
Wie treffend wäre es für sein Sterbebett ...

Emilys Zimmer

Elliot würde sicher nicht zulassen, hier einzuschlafen.
Nicht hier, nicht jetzt.
Da kam ihm Tharaniel gerade Recht.
Was suchst du?

Emilys Zimmer

Elliot verzog das Gesicht.
Such dir eine andere Ablenkung.
Gib mir einen Kuss, vielleicht hilft das ja wie bei Märchenprinzessinnen.
Erschöpft atmete er aus.
Oder mach was anderes mit deinem Mund, um mich abzulenken.
Ich will nicht schlafen.