15. Ein Goldkehlchen für Indivia
15. Ein Goldkehlchen für Indivia
in Sommer 516 07.09.2015 13:02von Glacies Citris • Herzog | 15.151 Beiträge
Es war dumm gewesen, sich von Indivia erweichen zu lassen.
Sie hatten einen wundervollen Abend gehabt, ihre Leidenschaft war erst in den frühen Nachtstunden abgeklungen. Und dann, vermutlich noch geblendet von der exquisiten Lust hatte Elliot in seiner Hochstimmung den jungen Barden dazu eingeladen, bei ihm zu bleiben. Er hatte den betrübten Blick nicht sehen wollen, den er mit Sicherheit geerntet hätte, hätte er ihn weggeschickt.
Und er hatte unterschätzt, sich falsch daran erinnert, wie schlecht er wirklich schlief, wenn jemand neben ihm lag.
In dieser Nacht hatte er kaum ein Auge zugetan, sich ruhelos hin und her gewälzt. Manchmal war er kurz vorm Einschlafen gewesen, doch jedes Mal hatte ein kleines Geräusch, ein Rascheln oder Knistern, ihn wieder aufschrecken lassen.
Eine Qual, welcher er beinahe eher noch die Alpträume vorzog, die ihn sonst plagten.
Nun war die Nacht beinahe vorüber, mattes Licht kündete das Nahen der Sonne an. Viel zu früh war es, um schon aufzustehen, schließlich war der Sommer noch immer nicht vergangen und dementsprechend früh begann der Morgen.
Doch Licht bedeutete, dass seine Tortur bald ein Ende haben würde.
Und, dass er sich wenigstens ablenken konnte, indem er mit dem Finger Muster auf Indivias bloßen Rücken malte, in der heimlichen Hoffnung, er würde aufwachen und ihn ablenken.
Ein hübscher Rücken ...
Und er gehörte ihm.
Wenigstens das entlockte Elliots Lippen ein Lächeln.
Leise seufzte Indivia, ehe er sich enger zusammen rollte, selig und ohne Alpträume schlummerte. Etwas, das er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte.
Was hätte Elliot nicht gegeben, um ebenso ruhig zu schlafen wie Indivia.
Ungestört wie ein Kind, dem nie ein Leid widerfahren war.
Er seufzte und strich mit dem Zeigefinger die Wirbelsäule entlang.
Es war eigentlich eine Schande, dass einmal nur Erinnerungen bleiben und auch diese verblassen würden. Nichts war für die Ewigkeit, schon gar keine Liebschaften. Diese jedenfalls würde früher oder später enden, entweder, weil Elliot beginnen würde, sich zu langweilen, oder weil Indivia merken würde, mit was für einem Mann er sich eingelassen hatte.
Das kleine Goldkehlchen würde auf einer anderen Hand landen und niemals würde diese erfahren, dass er einmal Elliot gehört hatte.
Andererseits ...
Das Lächeln des Lords wurde etwas breiter. Er streckte sich ein wenig und begann, mit den Lippen sanft und zärtlich Indivias braune Haut zu liebkosen. Der Nacken, die Schulterblätter, Wirbel für Wirbel.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit.
Indivia stieß einen murrend, leisen laut aus und streckte sich langsam, öffnete nur halb ein Auge, sah schläfrig zu Elliot auf.
"Wiespätises..." Die in die Laken genuschelten Worte klangen wie ein einziger Strang an Worten.
Ihr wollt Euren Besitz markieren? Ich empfehle Säure.
Keine Sorge, mein Lieber, ich habe nicht vor, dich zu markieren.
Elliot lachte leise und strich sacht über Indivias Wange.
"Habe ich dich geweckt, mein Freund?"
Scheinheilige Worte, aber in seiner Schläfrigkeit würde der junge Barde das sicher nicht merken.
"Es ist zu früh, um schon aufzustehen."
Euer Goldkehlchen würde niemand anderem mehr zu laufen, wenn Ihr Euren Namen in seine Haut eingeätzt habt.
Indivia lächelte müde und schloss wieder die Augen, schmiegte sich enger an Elliot. Er stieß ein raues Brummen aus, rollte sich zusammen.
Hat dein letzter Meister seinen Namen in deine Haut geätzt oder warum bist du so versessen auf diese Idee, Tharaniel?
Elliot zog den jungen Mann näher an sich, spürte seinen Rücken an der eigenen Brust.
"Es tut mir leid, mein Freund", raunte er und küsste Indivias Schulter. "Ich kann einfach nicht anders als deine Schönheit zu bewundern."
Er würde dieses vollkommene Geschöpf sicher nicht verschandeln, indem er diese weiche, braune Haut verbrannte. Gegen ein wenig Farbe wäre aber vielleicht nichts einzuwenden.
Tharaniel sparte sich eine weitere Antwort. Vielleicht lachte er aber auch über Elliot.
Während Elliot weiterhin zärtliche Nichtigkeiten in Divas Ohr wisperte, seine Haut mal mit Küssen, mal mit kleinen Streicheleinheiten liebkoste, dachte er nach.
Langsam aber stetig formte es sich in seinem Kopf, ein Bild, eine Vorstellung, wie es auszusehen hatte, das Zeichen für sein Goldkehlchen. Er war überzeugt, dass Indivia ihm einen solchen Wunsch nicht abschlagen würde.
Und wenn doch?
Nun ...
Elliots Lächeln wurde breiter, seine Hand fuhr sacht über die schmale Hüfte seines Gespielen.
Er konnte sehr überzeugend sein.
"Hmh." Indivia wurde langsam wacher, obwohl er lieber noch ein wenig erholsamen Schlaf genießen wollte. Er wand sich, entkam für einige Sekunden aus Elliots Griff.
Leise lachte Elliot und zupfte verspielt an einer langen Haarsträhne Divas.
"Was ist los, mein Freund, bin ich dir so früh am Morgen etwa zuwider?", fragte er.
Das Goldkehlchen hatte kein Recht sich zu beklagen. Es hatte einen ruhigen, durchgängigen Schlaf gehabt, während er kein Auge zugetan hatte. Ein wenig Ausgleich musste sein.
"Siszufrüh..." Nuschelnd versteckte Indivia sich unter der Decke, murmelte leise noch weitere Wortketten, die jedoch keinen Sinn ergaben und von der Decke verschluckt wurden.
"Verstehe ..."
Elliot seufzte.
Wenn er noch derart schläfrig war, ließ sich mit Indivia wenig anfangen und seine Langeweile würde das auch nicht mindern.
Doch wenigstens musste er sich keine Gedanken darüber machen, ihn zu wecken, also erhob er sich, warf nachlässig seinen hauchdünnen Morgenmantel über und trat an eines der Fenster, die gen Osten ausgerichtet waren. Rasch war der Vorhang zurückgezogen, das Fenster aufgestoßen. Frische Luft mischte sich mit süßlichem Qualm, als Elliot sich eine Zigarre ansteckte und beobachtete, wie die Sonne langsam am Horizont hinter den Stadtmauern hervorkletterte, einen neuen Tag ankündigte.
Indivia setzte sich auf, rieb sich über die Augen. Jetzt war er wach, also...
Langsam erhob er sich, saß aufrecht zwischen den Laken.
"Was ist das für ein Geruch?"
"Vanille."
Elliot hauchte einen Schwall süßlichen Nebels nach draußen in den beginnenden Morgen und drehte den Kopf dann langsam in Divas Richtung.
"Und ein paar andere Dinge. Ich erinnere mich nicht mehr daran, was sonst noch in den Tabak gemischt wurde."
Er lächelte, nahm einen weiteren Zug. Genussmittel wie diese waren kein Ersatz für Schlaf, doch sie trösteten ein wenig und entspannten. Vertrieben den Anflug von Kopfschmerzen, den eine Nacht ohne Ruhe in Elliots Schädel gesandt hatte.
"Hast du gut geschlafen, mein Freund?"
"Ja, sehr gut sogar", zwitscherte Indivia leise und fröhlich. Er lächelte Elliot so süß und unschuldig an, ein Wunder das nicht jedes Tier auf ihn reagierte wie auf einen jener Engel. "Ihr auch?"
"Nicht besonders", seufzte Elliot.
Aber er zwinkerte Indivia dennoch zu.
"Wie könnte ich schließlich ein Auge zu tun, wenn jemand wie du neben mir liegt?"
In Wahrheit war es egal, wer neben ihm lag. Was einen Puls hatte und atmete, eine Präsenz ausstrahlte, war dazu verdammt, ihm den Schlaf zu rauben und dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um ein hässliches Mädchen, eine wunderschöne Frau oder eben Indivia handelte. Aber das musste sein kleines Goldkehlchen ja nicht wissen.
Und ebenso verlässlich wie der stetige Rhythmus von Tag auf Nacht, färbten sich Indivias Wangen rot unter diesem Kompliment. Er lächelte verlegen und sah zur Seite. Unwissend und sich dumm fühlend. Was sollte er denn darauf antworten ohne völlig ohne Verstand da zu stehen?
"Danke...vermute ich mal?"
"Für die Wahrheit musst du mir nicht danken, mein Freund. Du bist viel zu bescheiden."
Elliot drückte den Stummel seiner Zigarre aus, warf einen Blick nach draußen und winkte Indivia dann an sich heran.
"Komm her, der Sonnenaufgang ist herrlich."
Sofort erhob Indivia sich, tapste zu dem Lord und lächelte erneut. Noch immer bloß und mit nichts als seiner eigenen Haut bekleidet stand der Barde da, sah zum Himmel, sog mit großen, grünen Augen das Farbenspiel der Natur auf.
Sacht leckte er sich die Lippen und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
"Danke. Dass ich bleiben durfte."
"Es war mir eine Freude."
Sanft zog Elliot ihn an sich, den Rücken an seine halbverhüllte Brust gedrückt, damit sie beide weiter in den Sonnenaufgang schauen konnten.
"Glaub mir", murmelte er und küsste sacht die zarte Schulter seines Liebhabers, "wenn ich könnte, würde ich dich jede Nacht in meinem Bett schlafen lassen."
Leise glucksend lehnte Indivia sich leicht zurück, sah über die Schulter kurz auf und lächelte breit.
"Aber dann würdet Ihr ja nicht mehr schlafen?"
"Das wäre ein Preis, den ich gerne zahlen würde", erwiderte Elliot mit einer Überzeugung in der Stimme, die kaum von echter zu unterscheiden war. Vielleicht, weil ein winziger Hauch Wahrheit schon darin mitschwang, doch darüber dachte der Lord nicht nach.
"Ich habe noch nie für jemanden das gleiche gefühlt wie für dich."
Groß und unsicher waren Indivias Augen, er lächelte zittrig zu dem Lord auf, verarbeitete die Worte und lächelte dann strahlend, breit und voller Wärme.
Auch Elliot lächelte und das noch nicht einmal auf verlogene Art und Weise.
Er war daran gewöhnt, Lächeln zu künsteln, Freude und Wärme vorzutäuschen und ja, auch Indivia hatte er schon auf diese Weise betrogen.
Aber immer öfter ertappte er sich dabei, dass die Regungen seines Gesichtes echt waren, dass er dabei wirklich etwas anderes als Leere in sich spürte. Es war seltsam und ungewohnt, sich in der Gegenwart eines anderen Menschen derart wohl zu fühlen, es besorgte ihn manchmal sogar ein wenig.
Und mit diesem Gefühl sanfter Wärme beugte er sich vor, küsste zärtlich Indivias Lippen.
Schaute ihm danach noch tief in die grünen Augen, ehe er leise fragte:
"Willst du mein sein, Diva?"
Sacht stellte Indivia sich auf die Zehenspitzen, erwiderte den Kuss vorsichtig, mit seiner eigenen Wärme, Zuneigung.
"Bin ich das nicht schon?"
"Das bist du wohl", murmelte Elliot gegen Indivias Mund, ehe er diesen sanft mit der Zunge spaltete und weiter zärtlich liebkoste, spielte.
Es stimmte, wenn er eines in letzter Zeit erreicht hatte, dann war es, ihn ganz für sich zu erobern. Und er wollte auch, dass das so blieb, hatte nicht vor, den jungen Barden wieder herauszurücken. Es sei denn, vielleicht, Emilia gäbe seinem Werben nach, und das erschien ihm doch alles andere als naheliegend.
Diese Frau würde mich nicht lieben, wenn ihr Leben davon abhinge ...
"Sag", hauchte Elliot in das Ohr seines Goldkehlchens, während er die Hände auf seinen Rücken gleiten ließ, die Schulterblätter sacht massierend, "was hältst du davon, es in deiner Haut zu verewigen?"
"Wieso nicht?" Indivia war vor allem neugierig, verblendet von seiner eigenen, naiven Unschuld um sich vorstellen zu können, wie das gehen sollte. Jeder violette Fleck, ausgelöst von hungrig saugenden Lippen, von Zähnen und Fingern verblasste mit der Zeit.
Elliot lachte leise und belohnte diese gefällige Antwort mit einem weiteren Kuss, tiefer, leidenschaftlicher, länge als die vorherigen.
"Es wird wunderschön sein", raunte er Indivia verheißungsvoll zu.
Er selbst würde sich nie einer solchen Prozedur unterziehen, doch eines von Selenes Mädchen - ein überaus talentiertes, exotisches Ding - hatte ihm einmal erzählt, woher es die Tätowierungen hatte und welchen Herrn man am besten damit beauftragte, diese filigranen Bilder in die Haut zu stechen. Wie es schien, konnte auch das Wissen, welches man nebenbei von gesprächigen Huren erlangte, von Nutzen sein.
Indivia legte den Kopf schief und lächelte, ehe er den Kopf schief legte. Was für ein Bild würde wohl seine Haut zieren? Und wo?
Ein letztes Mal noch streichelte Elliot über Indivias Rücken, seine Wange, dann trat er einen Schritt zurück und bemerkte:
"Wir sollten frühstücken.
Ich werde mich später mit jemandem in Verbindung setzen."
Ein Motiv hatte er bereits im Kopf, doch er wollte sicherstellen, dass das Bild auch wirklich seinen Vorstellungen entsprechen würde.
"Ist gut ~", zwitscherte Indivia fröhlich, huschte zurück zu dem Bett und klaubte seine Kleidung auf, streifte sich seine Hose über, seine Weste und fasste die äußersten Strähnen seines Haars zusammen.
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RE: 15. Ein Goldkehlchen für Indivia
in Sommer 516 07.09.2015 13:03von Glacies Citris • Herzog | 15.151 Beiträge
Sie nahmen das Frühstück gemeinsam mit Emilia ein, die genauso wenig zu den Langschläfern zählte, wie Elliot selbst.
Es war ein ausgiebiges Frühstück, üppig, und es hätte sicher auch sehr angenehm sein können, hätte die junge Dame ihn nicht ständig mit nachdenklichen, aber auch eine Spur feindseligen Blicken taxiert. Da er in den vergangenen Tagen nicht besonders unfreundlich zu ihr gewesen war - im Gegenteil, eher zuvorkommend - schloss er daraus, dass sie bemerkt hatte, was zwischen ihm und Indivia vor sich ging.
Nun, man konnte die Dinge nicht ewig verbergen und es war schließlich wünschenswert, dass auch Emilia die Klinge der Eifersucht im Herzen spürte, die in sein eigenes schnitt.
Trotzdem verabschiedete Elliot sich etwas früher vom Tisch, als die anderen beiden. Emilia würde sicher bald das Gespräch mit ihm suchen, doch vorher wollte er den Tätowierer sehen. Diese Sache wollte er so schnell wie möglich erledigt wissen. Selbst wenn Indivia sich danach von ihm lösen, selbst wenn er - was Elliot stark bezweifelte - in Emilias Arme fallen würde, das Zeichen des Lords würde noch immer auf seinem Rücken prangen, der Beweis, dass er einst ihm gehört hatte.
Tatsächlich schien Emilia es sehr eilig damit zu haben, mit Elliot zu sprechen, denn kaum dass er von dem Mann zurückgekehrt war, der später herkommen würde, um sich Indivias Rücken vorzunehmen, kaum dass er durch die Tür seines Stadthauses getreten war, hörte er auch schon das Rauschen von Stoffbahnen und trippelnde Schritte, welche ihr Kommen ankündigten.
Und wenige Momente später war sie auch schon bei ihm.
"Lord Ashsteel."
"Emilia."
"Ich möchte Euch bitte unter vier Augen sprechen."
Er konnte sehen, dass ihre Fassade bröckelte, dass sie aufgebracht war, obwohl sie es unter falscher Ruhe zu verstecken suchte.
Und das alleine war schon eine kleine Genugtuung für Elliot.
"Nun", antwortete er lächelnd und wies in Richtung der Treppe. "Wenn dir mein Gemach als Ort des Vertrauens genehm ist."
Sie nickte nur und folgte ihm schweigend, als er auf sein Zimmer zuhielt. Nacheinander traten sie ein, er trat an seine Vitrine und bot ihr ein Glas Wein an, welches sie ablehnte.
Stattdessen fragte sie schließlich:
"Was wollt Ihr von Indivia?"
Rote Tropfen ließ er in sein Glas fließen, achtete sorgfältig darauf, keinen einzigen zu verschütten, dann erst drehte er sich um eine Antwort zu geben.
"Was soll ich von ihm wollen?"
"Ihr wisst, was ich meine!"
"Nein, meine Liebe, ich kann nur raten."
Sein Lächeln wurde noch eine Spur süffisanter, als er das Glas zum Mund führte und daran nippte.
"Wenn ich aber raten müsste", fuhr er fort, "so würde ich vermuten, dass es dir nicht behagt, Indivia nachts in meinen Armen zu wissen."
Er konnte sehen, wie Wut hinter Emilias Augen aufblitzte und hätte einiges dafür gegeben, zu sehen, wie sie ihr hübsches Gesicht verzerrte.
"Warum?", fragte sie stattdessen nur, sichtlich um Ruhe bemüht. "Warum Indivia."
"Weil ich ihn wollte."
"Und wenn Ihr ihn nicht mehr wollt, werdet Ihr ihn dann einfach fallen lassen, wie all die Frauen!?"
Elliot lachte herzhaft.
"Sollte es dazu kommen, kannst du ihn ja aufheben." Er ergriff ihre Hand und küsste diese spöttisch. "Und wenn dir das zu lange dauert, bist du herzlich eingeladen, dich zu uns zu gesellen."
Diesmal spürte er es kaum, als sie sich losriss und kraftlos seine Wange schlug.
"Darum also geht es dir?", hauchte sie. "Darum, mich zu verletzen?"
Trauer lag in ihrer Stimme und auch in ihren Augen.
Sie sprach kein weiteres Wort, eilte einfach aus dem Raum.
Doch Elliot hatte die Botschaft in ihrem Gesicht deutlich lesen können:
"Das werde ich Euch nicht verzeihen."
Er kannte diesen Blick, hatte oft genug gehört, wie er von ebendiesen Worten begleitet wurde.
Es war schon beinahe ein Ritual zwischen ihm und Frauen.
Und doch ... obwohl er doch genau diese Reaktion hatte erzielen wollen, obwohl es ihm Genugtuung gab, schmerzte es auch.
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RE: 15. Ein Goldkehlchen für Indivia
in Sommer 516 07.09.2015 13:04von Glacies Citris • Herzog | 15.151 Beiträge
Es war wohl eine grausame Routine geworden. Jedes Mal wenn Indivia alleine war, dann streckten die Schatten sich, rissen mit hungrigen, dunklen Krallen an seinem Verstand und ließen ihn panisch durch die Flure eilen. Kein laut konnte sie verscheuchen, kein Licht fernhalten. Einzig die Gesellschaft anderer.
Obwohl Indivia ein sozialer Schmetterling war, so schmerzte es bald schon, nicht einmal mehr eine Minute allein verbringen zu können, ohne den schmerzhaften Zug von Furcht zu verspüren. Längst schon war dieser Nachtmahr nicht mehr nur ein Schemen im Schlaf...
Er verkroch sich bei Arahiel, nahm die Kälte und Fremde hin, das abweisende. Hauptsache er war nicht allein.
Nachdenklich und stumm schritt Emilia den Korridor entlang, ließ sich durch den Kopf gehen, was gerade geschehen war.
Und nicht zum ersten Mal überlegte sie, ob es nicht besser wäre, zu gehen, sich einen anderen Ort zu suchen, an dem sie bleiben konnte. Die Vergangenheit loszulassen und das Gefühl, hier etwas über sie erfahren zu können, aufzugeben. Es würde ihr schwerfallen, doch vielleicht konnte es gelingen. Sie könnte sich eine Gaststätte suchen und dort die Gäste unterhalten, damit ihr Leben finanzieren. Sicher, viel Geld hätte sie nicht, auch Luxus kaum, aber sie wäre fort von hier. Fort von Lord Ashsteel, der nur mit ihr spielte, seinem zwielichtigen Diener, der sie verachtete, und der abweisenden Leibwächterin, die sie ignorierte.
Doch eines gab es, das sie nicht aufgeben konnte, und dabei handelte es sich um Indivia.
Sie konnte ihn nicht einfach zurücklassen, konnte nicht zulassen, dass Lord Ashsteel ihn zerbrach.
Sie musste mit ihm sprechen, musste ihm helfen.
"Musik lenkt ab. Musik ist etwas für weiche Narren", erwiderte Arahiel scharf, hart und schärfte erneut sein Schwert, hielt die Klinge gegen das Licht. Es blitzte und schimmerte gefährlich.
"Aber... " Indivia hatte den Fehler begangen, Arahiel bei einem Trainingskampf zu stören, sie zu fragen ob sie Musik mochte. Die Rothaarige Frau ließ ihr Schwert einen gefährlichen Bogen beschreiben, ehe die Klinge scheinbar harmlos zu Boden gerichtet wurde.
"Du hast mich gefragt, ich habe dir geantwortet." Arahiel gab sich nicht einmal Mühe nicht kalt zu klingen.
In seinem Zimmer war Indivia nicht, also schritt Emilia andere Bereiche des Hause auf der Suche nach ihm ab.
Und schließlich stand sie vor der Tür zum Salon, aus dem sie glaubte, Stimmen gehört zu haben.
"Indivia?", rief sie und berührte den Türknauf. "Bist du hier?"
Indivia sprang auf und hechtete zu der Tür. Allein, von allem verschreckt war es doch schön eine bekannte Stimme zu hören.
Ehe er es sich verkneifen konnte, war er Emilia um den Hals gefallen, suchte Trost in der Umarmung wie er sie auch seinen Schwestern schenken würde. Jedem, der Teil der Familie war.
Erschrocken zuckte Emilia zusammen, als so plötzlich jemand auf sie zusprang und die Arme um sie schlang.
Doch als sie nur den Bruchteil einer Sekunde später realisierte, dass es eben der war, den sie gesucht hatte, erwiderte sie die Umarmung.
"Ist alles in Ordnung?", fragte sie leise, als ihr eigener Herzschlag sich wieder etwas beruhigt hatte.
"Ja…" Eine jämmerliche Lüge, zitterte seine Stimme doch, seine Augen schimmerten nass und tränenreich. Er hielt Emilia fester, versteckte das Gesicht an ihrer Schulter. "Ich freue mich nur dich zu sehen."
Natürlich bemerkte Emilia sofort, dass er log. Sie kannte ihn zu gut und er war außerdem kein geschickter Lügner.
Trotzdem hakte sie erst einmal nicht weiter nach, hielt ihn nur sanft im Arm.
"Ich freue mich auch, dich zu sehen, Indivia", erwiderte sie leise und strich liebevoll über sein Haar.
Dumpf unterdrückte Indivia ein Schluchzen, ließ sich einfach nur trösten und in den Arm nehmen.
"Es sind die Schatten... Sie machen mir Angst."
"Die Schatten?"
Den Arm noch immer schützend um Indivias Schulter gelegt, führte Emilia ihn an Arahiel vorbei hinaus in den Garten, unter die Spätsommersonne, in Wärme und Licht.
Hier war es ruhig, friedlich, sie waren alleine und ungestört.
"Möchtest du darüber sprechen?"
"Nein", flüsterte Indivia leise und ließ sich einfach von Emilia mitziehen. Seufzte erleichtert auf, als warmes Licht seine Haut berührte, er die Sonne auf der bloßen Haut spüren konnte. "Ich will nur dass es aufhört."
Emilia nickte verständnisvoll.
"Das glaube ich dir."
Aber sie konnte herzlich wenig dagegen tun.
Alpträume plagten sie selbst seit jeher, doch sie kannte kein Mittel dagegen, konnte nur ausharren und warten, bis die Nacht vorüber war.
Es musste an diesem Ort liegen, an Lord Ashsteels Gegenwart.
"Ich muss dich etwas fragen."
"Ja? ", verwundert sah Indivia Auf, den Kopf schief gelegt.
"Indivia ..."
Mit einem Mal wurde Emilia ganz scheu, leckte sich über die Lippen und überlegte, wie sie ihn fragen sollte. Es war sicher ein schambehaftetes Thema, für ihn genauso sehr wie für sie selbst, und sie wollte ihn weder beleidigen, noch in Verlegenheit bringen oder verschrecken.
Aber um den heißen Brei wollte sie auch nicht herumreden, denn das würde die Angelegenheit nur noch unangenehmer, peinlicher machen und sie zudem in die Länge ziehen.
Also fasste sie sich ein Herz und fragte leise:
"Liebst du Lord Ashsteel?"
Erstarrt war Indivia, sein Körper zu dem einer Wachsfigur geworden. Starr und unbeweglich, geschockt. Und die Worte, oh ihre Worte rollten immer wieder durch seinen Kopf, der plötzlich so leer, schwer war. Donner oder Kanonenkugeln auf schwerstem Metall.
"Ich..." Die Zunge schwer und klebrig vor Hitze, schluckte Indivia, benetzte seine Lippen. "Ja."
Langsam nickte Emilia, doch ihre Kehle war trocken, in ihren Augen schimmerte Kummer.
"Ich verstehe."
Ja, sie verstand, und das machte es nur noch schlimmer. Denn wie sollte sie einen Verliebten warnen, wie konnte sie einem helfen, dem alles vollkommen erschien, den die Gegenwart eines anderen Menschen derartig mit Glück erfüllte?
Emilia schluckte und legte sacht eine Hand an Indivias Schulter.
"Ich hoffe das Beste für euch.
Ich tue es wirklich, aber ..."
"Aber?" Indivia legte den Kopf schief und räusperte sich, schritt nervös auf und ab.
Emilia ließ ihre Hand sinken, beobachtete Indivias nervösen Gang.
"Sollte er dir jemals wehtun", sagte sie leise, "oder solltest du ihn jemals verlassen wollen ..."
Sie schluckte.
"Bitte erzähl mir davon. Ich werde dir helfen."
Was sonst konnte sie ihm anbieten als ihre Hilfe?
Die Wahrheit, dass er nur eine hübsche Puppe für Lord Ashsteel war, nur anderen Geschlechts als die üblichen, würde Indivia wehtun, verletzen ... falls er sie überhaupt glauben würde.
"Ich... werde auf dich zu kommen." Indivia lächelte unsicher, den Kopf weiterhin schief gelegt. "Sollte es...dazu kommen...."
"Gut."
Emilia erwiderte das Lächeln vorsichtig und fügte ein wenig zu schnell hinzu:
"Aber ich hoffe nicht, dass es dazu kommt."
Es würde dazu kommen. Es würde unweigerlich dazu kommen und sie hatte nichts dagegen in der Hand. Sie konnte nur zuschauen und versuchen, Schaden zu minimieren.
"Warum hast du so Angst?" Der Lord war vielleicht manchmal eigen, aber im inneren...war er ein guter Mensch. Bestimmt. Indivia leckte sich die Lippen und drückte Emilia dann leicht. "Alles wird gut, bestimmt!"
"Ich habe keine Angst", antwortete Emilia leise. "Ich mache mir nur Sorgen. Vielleicht sind sie nicht begründet, aber ..."
Sanft umarmte sie ihn ihrerseits.
"Ich will, dass es dir gut geht, Diva.
Verstehst du das?"
"Natürlich." Indivia nickte eifrig, wollte ihr zeigen, dass er ihre Sorgen anerkannte, wenngleich er gar nicht wusste wer das Subjekt ihrer Sorge war.
Aus den Augenwinkeln sah Emilia eine Bewegung weit über ihnen, an einem der Fenster. Ein helles Gesicht umrahmt von dunklem Haar, eine Gestalt, die langsam zurücktrat. Lord Ashsteel war hierher unterwegs.
Ein letztes Mal strich die junge Frau noch über Indivias Wange, ehe sie einen Schritt zurücktrat.
"Bitte pass auf dich auf, ja?"
Dann eilte sie von dannen. Sie wollte dem Lord erst einmal nicht mehr über den Weg laufen.
"Ist gut", rief Indivia hinter Emilia her, ehe er schwer seufzte. Er blinzelte zu Sonne auf, dann jedoch wandte er sich ab. Selbst hier draußen lastete das drückende, schwere der Schatten noch immer auf seinen Geist...
"So schwermütig, mein Freund?
Man könnte meinen, heute sei ein Tag zum Trauern."
Lächelnd schlenderte Elliot auf den jungen Barden zu.
"Oder hat Emilia dich angesteckt?"
"Uh?" Überrascht sah Indivia auf, blinzelte verwirrt, als hätte er nicht mitbekommen wie Lord Ashsteel sich genähert hatte, dann jedoch lächelte er breit. "Nein. Alles gut."
"Wie schön."
Sanft strich Elliot über Indivias Haar, als er ihn erreicht hatte.
"Wollte Emilia etwas Bestimmtes von dir?"
Vermutlich hatte sie mit dem jungen Barden über das Gleiche gesprochen wie zuvor mit ihm.
Nun wäre es nur interessant, zu erfahren, was genau sie ihm erzählt hatte.
"Sie sagte nur dass sie sich Sorgen mache", erwiderte Indivia und sah aus großen Augen auf, treu und voller Hingabe.
"Oh, das ist aber aufmerksam von ihr", bemerkte Elliot nicht ohne Spott in der Stimme. "Ich hoffe, sie hat nichts Schlechtes über mich gesagt?"
"Nein, hat sie nicht", wisperte Indivia sanft, der Spott in Elliots Stimme weckte immer wieder Unsicherheit und Nervosität.
Elliot musterte den jungen Barden noch einen Moment lang eindringlich, dann zuckte er mit den Schultern und drehte sich um, hielt langsamen Schritts auf den Pavillon zu.
"Wie dem auch sein", fuhr er fort, "ich habe jemanden gefunden, der bereit ist, sich der Aufgabe anzunehmen.
Er wird heute Nachmittag hier sein."
Er ließ sich im Schatten des Pavillons nieder, widmete seine Aufmerksamkeit einen Moment lang ganz dem friedlichen Plätschern des nahen Springbrunnens, ehe er sich wieder Indivia zuwandte.
Lächelte.
"Und danach werden wir nie vergessen, dass du mein bist."
"Was...was habt Ihr geplant?" Indivia legte den Kopf schief, versuchte nicht allzu neugierig zu wirken, zu unwissend. Nichts Schlimmeres als das, unerfahren und unreif zu wirken, mehr noch als sonst.
Elliots Lächeln wurde breiter, er winkte Indivia näher an sich heran.
"Erst, mein Freund", sagte er und ließ, als der junge Barde vor ihm stand, die rechte Hand unter sein Hemd gleiten, "wird dein Torso entblößt.
Dann", er strich mit dem linken Zeigefinger über seine Lippen, "wird dir ein Mittel verabreicht, damit du nichts hörst, nichts siehst und nichts spürst.
Und dann, wenn du wieder aufwachst ..."
Sanft strich er unter dem dünnen Stoff über Indivias Haut, bis er die Schulterblätter ertastete.
"... wird ein Goldkehlchen auf deinem Rücken sitzen."
"Warum..." Indivia stockte, sah aus großen, überraschten Augen zu Elliot auf. Warum musste er schlafen um einen Vogel auf dem Rücken sitzen zu haben?
Herr. Der...Gentleman von dem Ihr spracht ist da.
Tharaniel machte sich nicht die Mühe selbst zu erscheinen. Er sandte nur seine faulig angehauchten Gedanken in Richtung seines Herrn, wohl wissend, dass dieser wieder einmal von ihm gestört wurde. Ein Gedanke, der seinen Tag versüßte.
Nun, dann war er aber überpünktlich.
Bring ihn in den Salon.
Elliot erhob sich ruckartig, strich sacht über Indivias Kopf.
"Frag nicht so viel 'warum', mein Freund. Du wirst es gleich sehen, der werte Herr ist anscheinend jetzt schon da."
Er nahm sein kleines Goldkehlchen am Arm und führte es wieder in Richtung des Hauses.
"Lass dich von seinem Gebaren bitte nicht verunsichern.
Er stammt nicht von hier."
"In...Ordnung?" Nun war Indivia verunsichert. Sehr verunsichert. Dennoch ging er weiter, folgte Elliot wie ein Lamm zur Schlachtbank, ohne zu wissen was wirklich auf ihn zukam.
Der Mann, den Tharaniel in den Salon geführt hatte, hätte nicht weniger danach aussehen können, als würde er dort hingehören, wäre er ein Bär in einem rosafarbenen Kleid gewesen, der die Sprache der Dunkelelfen sprach.
Ihn groß zu nennen wäre eine Untertreibung gewesen, er war derart gigantisch, dass es sogar unter der hohen Decke auffiel und die Frage aufwarf, wie er durch den Türrahmen getreten war, ohne sich dabei den Kopf einzuschlagen. Er hatte tellergroße Hände und bloße Arme, die nicht nur äußerst muskulös waren, sondern auch von zahlreichen, bunten und filigranen Tätowierungen bedeckt. Seine Haut war entweder von Geburt aus oder durch die Sonne gebräunt, sein Haar dunkel und in einem dicken Zopf nach hinten geflochten, wo es ihm bis zum Oberschenkel reichte. Auch sein Bart war voll und lang, machte dabei jedoch einen sehr gepflegten Eindruck, war am Ende ebenfalls geflochten und mit feinen Bändern geschmückt. Gleichermaßen war seine Kleidung, die im Wesentlichen aus einer dunklen Weste, einer buntbestickten Schärpe und einer weiten, hellen Hose bestand, dem Anschein nach von guter Qualität.
Wäre ihm der Mann ihm in irgendeiner Weise schmutzig oder unzivilisiert vorgekommen, hätte Elliot ihn auch nicht hergebeten. Doch hier, zwischen den edlen, zierlichen Möbeln seines Salons, der dafür ausgerichtet war, teetrinkende Herren zu beherbergen, deren größtes Talent darin bestand, mit großen Worten um sich zu schleudern und überlegen zu grinsen, sowie hübschen Frauen in hübschen Kleidern mit hübschem Schmuck und Hauttönen, die weit heller waren als ihre süßen Köpfe ... nun, in einer solchen Umgebung wirkte die eindrucksvolle, exotische Gestalt doch etwas lächerlich. Aber das sollte Elliot egal sein, denn würde er jemanden suchen, der in seinem Salon gut aussähe, würde er einfach ein Fest oder eine Orgie veranstalten.
Der Mann lächelte breit und warm und trat mit einer Geschmeidigkeit, die beachtlich für seine Größe war, auf den jungen Lord zu, als dieser mit Indivia durch die Gartentür eingetreten war.
"Ashsteel", begrüßte er ihn mit nur dem Hauch eines Akzents, welchen Elliot nicht zuordnen konnte. Wie schon von der ersten Begrüßung gewohnt, wurde er an der Hand genommen und flüchtig auf den Ringfinger geküsst, eher er kurz in die Arme geschlossen wurde.
Die Prozedur wurde bei Indivia wiederholt.
"Beryas Shai'Ruh ist mein Name", stellte der Mann sich danach schließlich auch dem jungen Barden vor.
Indivia war es gewohnt sind klein zu fühlen. Aber doch nicht derart winzig ! Er blickte zu dem Riesen auf, ehe ein leises Lachen aus seiner Kehle drang, er es sofort wieder erstickte. Das letzte was er wollte, war diesen Mann zu verärgern. Vermutlich könnte der ihn brechen wie einen Zahnstocher.
"Das ist Indivia", stellte Elliot den jungen Baden vor. "Er ist es, der Eurer Handwerk in Anspruch nehmen wird."
"Verstehe", antwortete Beryas Shai'Ruh und lächelte erneut, seine Augen blitzen dabei gutmütig. "Ihr braucht nicht fürchten, Indivia, denn Ihr werdet fest schlafen wie Stein und ich werde sanft sein wie Sommerbrise."
"Ich... Äh... Danke?" Indivia fühlte sich erneut wie auf den Kopf gefallen. Er war nicht sonderlich eloquent, brachte keinen ganzen Satz ohne Unterbrechung hervor. Und wusste nicht was er überhaupt sagen sollte.
"Nicht danke", erwiderte der Tätowierer schmunzelnd. "Ist besser für alle, ja?"
Elliot nahm Indivia am Arm.
"Komm mein Freund, gehen wir nach oben. In deinem Zimmer kann der werte Herr sicher besser arbeiten."
Als sie zu dritt den Raum betraten, machte Shai'Ruh sich gleich daran, eine Decke auf dem Boden gleich am Fenster, wo es am hellsten war, auszubreiten.
"Ich muss bitten, dass Ihr Hemd ablegt", sagte er in Indivias Richtung. "Und Euch hierhin legt, ja?"
Widerstandslos legte Indivia die leichte Weste ab, warf Elliot einen letzten fragenden Blick zu und ließ sich dann dort nieder, wo der Hüne von einem Mann hingedeutet hatte.
Elliot schenkte seinem Goldkehlchen ein ermutigendes Lächeln, als wolle er sagen:
"Es wird sich lohnen, mein Freund."
"Trinkt das", sagte Beryas Shai'Ruh, indem er ein kleines Fläschchen mit einer leicht rosafarbenen Flüssigkeit aus seiner Tasche hervorzog.
"Ihr werdet schlafen und aufwachen als neuer Mann."
Er grinste breit.
"Aber gut als neuer Mann."
Was auch immer er damit anfangen sollte...mit diesem Satz. Indivia kippte das Fläschchen hinunter, spürte augenblicklich, wie er leicht schläfrig wurde. Indivias Lider wurden schwerer, das Blinzeln dauerte länger und dann war er auch schon ein genickt.
Elliot hatte nicht unbedingt ein großes Interesse daran, wie Tätowierungen angefertigt wurden, doch er wollte Indivia nicht alleine lassen, während ein riesiger Mann feine Nadeln in seinen Rücken stach.
Also wartete er ab, beobachtete ruhig, wie langsam ein Bild auf dem Rücken des jungen Barden entstand.
Und stellte zufrieden fest, dass es genau seiner Vorstellung entsprach.
Es dauerte, aber irgendwann am späten Nachmittag oder frühen Abend - im Sommer ließ sich das so schwer sagen - war das Werk vollbracht. Indivia wurde auf seine Schlafstätte gehievt, Beryas Shai'Ruh wurde für seine Arbeit bezahlt, und anschließend setzte Elliot sich mit einem Glas Rotwein an Indivias Bettkante, wartete darauf, dass er aufwachte.
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RE: 15. Ein Goldkehlchen für Indivia
in Sommer 516 07.09.2015 13:04von Glacies Citris • Herzog | 15.151 Beiträge
Indivia murrte leise, wand sich im Schlaf und fuhr heftig zusammen, als sein offenes Haar über die frischen Narben - was anderes waren Tättowierungen - rutschte.
"Au...", murrte er leise, ganz leise.
Seid Ihr zufrieden, Herr? Nun, da Ihr Eurem Eigentum Euer Brandeisen in das Fleisch gedrückt habt?
Oh, bist du immer noch eifersüchtig, Tharaniel?
Sorge dich nicht, für dich werde ich ein echtes Brandeisen finden.
Vorsichtig schob Elliot das braune Haar von der frischen Tätowierung und sagte sanft: "Du musst noch eine Weile ruhig bleiben, mein Freund."
"Wasistesgeworden?", nuschelte Indivia leise, stützte sich auf die Ellenbogen auf und lächelte Elliot verschlafen an.
"Ein Goldkehlchen", erwiderte Elliot lächelnd und musste sich zusammenreißen, um nicht mit dem Finger über die feinen, dunklen Linien zu streichen. "Ein singendes Goldkelchen."
Er beugte sich vor und küsste Indivia zärtlich auf den Mund, fügte danach hinzu:
"Schließlich hat deine Musik dich damals zu mir geführt, mein Freund."
Indivia lächelte, strahle förmlich und schlang die Arme um Elliots Nacken, drückte ihn an sich. Und dann fühlte er eine seltsame Erhebung.
"Euer Nacken...was ist das?"
Etwas fester als notwendig schloss Elliot die Finger um Indivias Handgelenke und schob ihn von sich.
Sein Lächeln war samtweich und honigsüß - beides vielleicht ein bisschen zu sehr.
"Mein Nacken ist mein Nacken", erwiderte er zwinkernd, "und mit Sicherheit bei weitem nicht das interessanteste meiner Körperteile."
Er ließ seine Hände los, streichelte dann sanft über seine Wange.
"Außerdem solltest du dich noch nicht so viel bewegen, mein Freund. Wir wollen schließlich nicht, dass das schöne Bild Schaden nimmt."
Indivias Finger verkrampften sich, er unterdrückte ein Winseln. Es tat nicht direkt weh, so hart von dem Lord angegriffen zu werden, viel mehr war es der Schreck. Er ließ natürlich sofort los, hielt sich nie fest, doch die Verwirrtheit, die Unsicherheit in seinem Inneren blieb, kalt und klebrig.
Elliot merkte, dass er ihn eingeschüchtert hatte, aber er konnte sich schlecht dafür entschuldigen.
Er hasste es, wenn jemand seine Narben bemerkte, hasste es noch mehr, darüber zu sprechen.
Also wechselte er so schnell wie möglich das Thema:
"Du hast lange geschlafen, mein Freund. Bist du hungrig? Oder durstig?"
"Nein...danke", murmelte Indivia leise, fasste sein Haar über die gesunde Schulter nach vorne, dass es nicht pendelte und die frische Narbe reizte. Das sein Blick verschüchtert nach unten gerichtet war, half kein bisschen.
Elliot nickte und stand auf, trat vom Bett weg.
"Gut, dann werde ich dich jetzt eine Weile alleine lassen. Ruh dich besser noch ein wenig aus, mein Freund."
Als er die Tür schon erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um und fügte hinzu:
"Sag mir Bescheid, wenn du etwas brauchst."
"Ist gut...", brachte Indivia noch heraus, ehe die Tür mit sanftem Klicken ins Schloss fiel. Er alleine in dem Zimmer blieb. Mit einer schmerzenden Schulter und vollkommen verwirrt.
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