Niamh erwachte durch ein seltsames, gurgelndes Geräusch.
Alarmiert sprang sie auf und eilte zu ihrem Vater, der gerade einen Hustenanfall zu haben schien.
"Verdammt!", murmelte sie und reichte ihm hastig einen Becher Wasser.
Dabei hatte es in letzter Zeit so gut ausgesehen ...

"Hinterher sah es immer so gut aus", knurrte Niamh.
"Warte hier, No, ich hole einen Heiler.
Und sieh zu, dass er trinkt!"
Noch während des Sprechens war sie aufgesprungen und zur Tür geeilt.
Amber zu finden würde sich als schwierig gestalten und vermutlich zu lange dauern.
Also der andere Heiler ...

Niamh -> Yllwenns Hütte

Niamh + Yllwenn -> Ankunft

"Wie geht es ihm?", fragte Niamh ihren Zwillingsbruder, kaum dass sie die Tür durchschritten hatte.
Sie nickte dem Heiler zu und schaute in Richtung ihres Vaters.

Niamh nickte.
Es half nie mehr als fürs Erste.
Damit hatte sie sich schon lange abgefunden, auch wenn sie insgeheim hoffte, dass eines Tages genug Geld da sein würde, um ihrem Vater auch dauerhaft zu helfen.
"Wie viel nimmst du?"

Niamh runzelte die Stirn.
"Wenn’s weiter nichts ist ..."
Nicht, dass sie sich beklagen würde, kein kostbares Geld ausgeben zu müssen.
Doch die Kaserne war ein Ort, den sie lieber mied.
Ein Ort des Schreckens für eine kleine Diebin.
"Ich bin bald wieder da.
Bis später, No, Paps."

Niamh + Yllwenn -> Kaserne

Niamh -> Ankunft

Niamh rauschte förmlich durch den Eingang.
"Ich habe uns was zu Essen besorgt", erklärte sie beiläufig und warf den Laib Brot, den sie diesem einen, besonders unfreundlichen und geizigen Bäcker vom Markt entwendet hatte, auf den Tisch.
Begegnungen mit Wachen, selbst wenn sie nur kurz und gefahrlos waren, bereiteten ihr immer schlechte Laune.

"Ja, mir geht’s prima", antwortete Niamh, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ.
"Hier, iss was!"
Lustlos riss sie erst Noah, dann sich selbst ein Stück Brot ab.
Als sie ihre Zähne in dem Teig versenkte, verzog sie das Gesicht.
"Und dafür will er Geld haben!"
Gut, dass sie keins bezahlt hatte.

Auch Niamh sprach eine Weile lang kein Wort.
Schließlich, als sie ihr Brot verzehrt hatte, fragte sie stirnrunzelnd:
"Was will so einer überhaupt in der Kaserne?"
Es war Grund, misstrauisch zu werden.
Niemand aus dem Armenviertel kam unter normalen Umständen auch nur in die Nähe der Kaserne.
Die Stadtwache war nicht auf der Seite der Armen.
Und die Armen waren nicht auf ihrer Seite.

"Oder er verdient sich ein kleines Taschengeld damit, ihnen Dinge zu zu flüstern", knurrte Niamh.
Dann und wann fanden sogenannte Säuberungen statt, bei denen gezielt Diebesnester oder Schwarzmarktecken ausgehebelt wurden.
Vermutlich half es der Obrigkeit ungemein dabei, mehr Geld zu scheffeln, doch für die Bewohner des Armenviertels bedeutete es jedesmal eine Möglichkeit weniger, mit der sie an Geld oder Güter gelangen konnten.
Und Niamh hatte gehört, dass die Stadtwache für Hinweise zahlte.

"Ich auch nicht", gestand Niamh zähneknirschend.
Sie konnte das nicht ausstehen.
"Aber wenn er ihnen zuspielt, dann ..."
Ja, was dann?
Sie würde nichts tun können, das wusste sie schon.
Und es frustrierte sie nur noch mehr.

Niamh zuckte mit den Schultern.
"Am Ende können wir nichts tun.
Ich würde mich nur freuen, wenn hier in nächster Zeit nicht mehr Wachen als sonst rumlaufen werden."

"Vielleicht sollte ich auch Attentäterin werden", witzelte Niamh dunkel.
"Dann könnte ich Leute umlegen, die ich nicht mag und würde dafür auch noch Geld bekommen.
Und wer würde ein so süßes Mädchen schon verdächtigen?"
In Wahrheit hatte sie noch nie jemand mit dem Wort "süß" bedacht und selten als "Mädchen" bezeichnet.
Und es war Niamh recht.
Mit recht kurzem, zerzausten Haar, weiter Kleidung und ihrem schmalen Körperbau hielten die meisten sie eher für einen schlaksigen Jungen, der noch nicht ganz auf der Schwelle zum Mann stand - und das hatte sie bisher zur Genüge vor ungewollter Aufmerksamkeit geschützt.