Lucille schloss amüsiert die Augen, sog den Rauch ein.
"Ich glaube, lieber Bruder", bemerkte er, als er wieder aufblickte, "dass du vorhin die falsche Frage gestellt hast.
Möchtest du nicht lieber wissen, wie das Mal sich schneller ausbreitet?"

"Hör auf unsere weise Schwester", sagte Lucille lächelnd.
"Sie weiß, wovon sie spricht."
Er strich sich eine silbrige Locke aus dem Gesicht und fuhr fort, seine schönen, tödlichen Blumen sprießen zu lassen.

"Oh, das eine schließt das andere nicht aus, liebste Schwester."
Lucille fuhr Sivan durchs Haar.
"Du wirst mir bestimmt gerne helfen, eine wunderschöne Blumenwiese entstehen zu lassen, mein Sohn?"

Lucilles Miene war ruhig, friedlich, beinahe zufrieden, während er da stand, mit einem Arm sanft seinen sich neugierig umschauenden Sohn wiegte und dabei die Saat für seine Blumen streute.

Lucille lachte leise.
"Wann hast du denn zuletzt auf das Signal deiner Mutter gehört, Schwesterchen?"
Seelenruhig machte er weiter.
"Aber weißt du, es ist nicht schwer, nicht von ihnen berührt zu werden."

Lucille lachte leise.
"Oh, das steht nicht in meiner Macht.
Diese Geisterblumen sind ungezogene Geschöpfe und tun, was sie wollen."
Er hielt inne und schaute Nyx an.
"Genau wie du, Schwesterchen."

"Weil es keinen Grund gibt, es nicht zu tun", erwiderte Lucille ruhig.
"Und weil du anscheinend nicht möchtest, dass die Blumen an deiner Lebenskraft zehren."

Lucille seufzte und ließ von den Blumen ab.
Sie würden weiter wachsen, spätestens wenn ein unglückseliger Wanderer sich auf der Wiese niederlassen, einschlafen und nie wieder erwachen würde.
"Was willst du, Nyx?"

Lächelnd ließ Lucille sich nieder, setzte Sivan neben sich ab.
Er schaute gen Himmel und sank dabei zurück, in ein Meer aus kleinen Geisterblumen.
"Du bist freiwillig zu mir gekommen.
Du bist immer noch hier."
Er pflückte eine Blume, hielt sie sich vors Gesicht und sog den Duft ein.
"Und du bist nicht mehr rein genug, als dass du etwas tun würdest, ohne dir davon etwas zu erhoffen."

"Wut steht dir nicht gut zu Angesicht, Schwesterchen."
Lucille hatte sich in die Luft emporgestoßen und schwebte nun lächelnd ein Stück über dem Boden.
"Es ist traurig, wie tief du doch gefallen bist.
Früher warst du so unbeirrbar und jetzt ..."
Er seufzte.
"Jetzt wirst du zu einer Furie, wenn du - wie ein dummes Menschenmädchen - den Sinn eines Satzes verstehst, wie es dir gefällt, um eine Frage nicht beantworten zu müssen."

"Du musst dir den Kopf gestoßen haben, als du gefallen bist, mein süßes Schwesterchen", erwiderte Lucille munter.
"Ich habe dir eine Frage gestellt, die du noch nicht beantwortet hast:
Was willst du?"