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08: Nathaniel, der Hausarzt

in Frühling 516 11.05.2015 11:01
von Glacies Citris Herzog | 15.151 Beiträge

- sexuelle Darstellungen


Ein paar Tage war es nun her, dass Nathaniel von der Verlobung gehört hatte. Es hatte ihn beruhigt, dass Lian wirklich diesen Schritt getan und sich somit hoffentlich in Sicherheit gebracht hatte. Doch trotzdem hatte er nicht gewagt, ihm wieder unter die Augen zu treten, hatte sich gefürchtet, hatte noch immer zu viel Schuld verspürt. Als er dann den Brief erhalten hatte, in dem Lian ihn darum bat, sein Hausarzt zu werden, hatte er ein Friedensangebot gespürt.
Und jetzt, da er ihn vor sich sah, nach so vielen Wochen, die sie getrennt gewesen waren, musste er es annehmen.
Kaum dass sie um die Ecke verschwunden waren und sich außer Sichtweite befanden, ergriff Nathaniel die schmalen Schultern des Elfenmannes und drückte ihn gegen die nächstbeste Wand, verschloss seine Lippen mit einem Kuss, noch ehe er Widerworte geben konnte.

Eigentlich hatte Lian wirklich nur geschäftliches im Kopf gehabt, als er Nathaniel hier hergegeben hatte, doch nun, so überrumpelt wurde seine Gedankenwelt genommen und kräftig durch geschüttelt. Er seufzte leise, dunkel auf, ehe er sich versah, waren seine Hände in Nathaniels Haar und er hatte den Kopf leicht zurückgelegt.
Immer noch bedingungslos hörig. Beinahe peinlich.´

Er hatte noch überlegt, was er sagen sollte, aber das alles verwarf Nathaniel jetzt.
Eng presste er seinen Leib an Lians, seine Hände waren überall an ihm, an seinen Schultern, in seinem irritierend kurzen Haar, irgendwann sogar unter seinem Hemd, ohne dass er klar darüber nachgedacht hätte, seine Zunge spielte mit Lians und wurde nur so davon abgehalten, süße Nichtigkeiten in sein Ohr zu wispern.
Er hatte ihn vermisst.
Er hatte ihn schmerzlich vermisst.

Dumpf lachte Lian auf, ehe er den Kopf leicht fort drehte, den Kuss unterbrach, japsend, nach Atem ringend. Wer hätte gedacht, das Nathaniel die dumpfe Sehnsucht zwischen den Zeilen seines sachlichen Briefes heraus gelesen hatte...

"Jetzt schon außer Atem, Prinzlein?", raunte Nathaniel heiser. "Hoffentlich wirst du noch am Leben sein, wenn ich mit dir fertig bin."
Noch immer stand er eng an Lian gedrängt, hielt ihn so an der Wand fest, als er den Kopf drehte und vorsichtig in alle Richtungen spähte. Schließlich wusste er nicht, wer noch im Haus war.
"Wir können sicher irgendwo ungestört sein."

"Ich wusste gar nicht, dass du so wild sein kannst." Der Kristallelf lachte, heiser und sah zu Nathaniel auf. "Oben, das Schlafzimmer."

"Das wusstest du nicht?", fragte Nathaniel leise lachend. "Das müssen wir ändern."
Geschmeidig löste er sich von seinem Liebhaber.
"Bring mich nach oben."
Es war alles wie immer. Es schien, als hätte sich gar nichts in den Wochen verändert, während denen sie getrennt gewesen waren.

"Du willst nur den schnellsten Fluchtweg wissen", erwiderte Lian mit sanftem Spott, doch ging voran, der leichte, grüne Mantel schleifte leicht auf dem Boden, als er die Stufen hinauf ging.
Sein Schlafzimmer war wie alles in dem Haus, groß und voller buntem Licht.

"Natürlich. Was sonst?", antwortete Nathaniel dem anderen Mann, eindeutige Belustigung deutlich in den Zügen.
Er ließ sich keine Zeit, Lians Zimmer genau zu betrachten, den bunten Lichtschimmer auf hellem Stein, die hübschen Möbel, den feinbestickten Teppich, stattdessen zog er die Tür rasch hinter ihnen zu und schob den Elfen dann zielstrebig auf das Bett zu, das viel zu groß für nur eine Person war und viel zu weiße, reine Bezüge hatte, für das, was Nathaniel vorschwebte. Aber vielleicht machte das den besonderen Reiz aus.

Lian stieß ein atemloses Lachen aus, als er erst die Bettkante gegen seine Kniekehlen spürte, dann beinahe in den Laken versank. Rein und weiß, unschuldig. Es war die Ironie, welche den Kristallelf dazu brachte, diese Farbe auszusuchen.
Denn, weder er noch Nathaniel waren unschuldig. Oder rein. Nur vielleicht ein wenig naiv.

"Wild, hm?", hauchte Nathaniel und beugte sich grinsend über Lian, stützte die Hände links und rechts von dessen Kopf ab. Vielleicht bildete er es sich nur ein, vielleicht wünschte er es sich einfach nur sehnlich, doch das weiße Haar schien wieder etwas länger geworden zu sein.
"Soll ich dir zeigen, wie wild ich sein kann?"

"Gerne", flüsterte der Kristallelf leise, er sah auf, das Lächeln immer noch in den dunklen Augen, das Blau ein wenig wärmer als sonst.

"Oh ja, das sehe ich."
Kichernd beugte Nathaniel seinen Kopf vor, streifte mit den eigenen Lippen kurz Lians.
"Gib es zu - du brauchst meine Wildheit!"
Und mit diesen Worten begann er, ihn mit geschickten Fingern zu entkleiden.
Nahm zu allererst den grünen Mantel und warf ihn achtlos beiseite.

"Vielleicht?" Lian lächelte und ließ sich widerstandslos den Mantel abstreifen, küsste sacht über Nathaniels Lippen, Hals, während seine Hände unter dessen Oberteil fuhren, liebkoste und fühlte. Lebende, warme Haut, nicht nur kalte Laken.

Leichte, sanfte Schauer rannen über Nathaniels Leib, als er Lians kühle Hände, die weichen Lippen an seiner Haut fühlte.
"Du weißt es genauso gut wie ich", hauchte er und öffnete rasch einen Knopf nach dem anderen, legte somit langsam den Oberkörper des anderen frei. All die blasse, feine Haut, die sich um schmale Rippen und wenig Fleisch spannte. Um dies zu spüren, zu schmecken, löste er sich von Lians Küssen und legte seinerseits den Mund an dessen Brust, ließ ihn wandern und aufs Neue erkunden, was ihm schon seit Langem so vertraut war.

Das leise Schnappen nach Atem ging in dem Rascheln der Laken unter, als Lian sich leicht zusammenrollte, Nathaniel entgegen kam. Die schlanken Finger des Elfen strichen, liebkosten zärtlich durch die dunklen Haarsträhnen.

Als der letzte Knopf des Hemdes offenstand, es nur noch von den zarten Armen des Elfenprinzen gehalten wurde, ließ Nathaniel die Hände tiefer gleiten. Eng strich er über Lians Seite, die Hüfte, welche noch in seidenen Stoff gehüllt war, gleichermaßen wie die schlanken Beine, die er nun umspielte, bis er ganz unten angekommen war und ihn aus den weichen Hausschuhen befreite. Sanft strich er über den hellen Knöchel, ehe er sich abermals nach oben vorarbeitete.
Und keinen Moment lang löste er den Mund von Lians Torso, bedeckte die glatte Haut mit allen Zärtlichkeiten, die ihn in den Sinn kamen.
Bis er schließlich beschloss, dass sein Liebhaber lange genug auf die versprochene wilde Seite gewartet hatte. Also wölbte Nathaniel die Lippen leicht und legte sie liebkosend um Lians rechte Brustwarze, ließ seine Zunge zart darüber streichen. Und biss dann spielerisch hinein.

Japsend bog Lian den Rücken durch, näher an Nathaniels warmen, wohltuenden Mund, näher an jene Zunge, die Lust versprach.
Ein heller Laut der Überraschung übertönte jedes Japsen, jedes Ringen nach Atem. Groß wurden seine Augen, er starrte überrumpelt zu Nathaniel auf.

Mit einem beinahe diabolischen Lächeln schaute Nathaniel in Lians Augen.
"Was denn, ist dir das schon zu wild?", schnurrte er, ehe er den Blick wieder senkte und sich am Hosenbund des Elfen zu schaffen machte. Wieder küsste er dabei Lians Haut, knabberte sacht, hielt dann ruckartig inne, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen.
"Oder willst du etwa mehr davon?"

"Ich will mehr, viel mehr davon." Dunkel klang Lians stimme, rauer als gewöhnlich, hallte in seinen eigenen Ohren nach. Sein Verstand stotterte, fiepte um Gnade und gab auf, wurde zu primitiven Instinkt. Zu reiner Gier nach lang verwehrtem Genuss. Er küsste Nathaniel, stürmischer als je zu vor, entschlossener. Sehnsüchtige.

Überrascht schnappte Nathaniel nach Luft, bekam aber keine, denn da war nichts als Lians leidenschaftlicher Kuss. Und so beschämend das auch war, es genügte ihm für den Moment. Für eine Sekunde reichte es ihm, die Lippen des Anderen an seinen eigenen zu spüren, zuzulassen, wie die Zunge nach seiner suchte und damit spielte.
Dann meldete sich seine Lunge und er musste sich schweratmend lösen, doch schon einen Augenblick später hatte er sich wieder Lians Gesicht genähert, liebkoste seinen weichen Mund erneut, schmeckte erneut, was er schon befürchtet hatte, nie wieder zu spüren.
Es lenkte ihn ab, es nahm ihm einen Teil seines Geschicks und so dauerte es deutlich länger als sonst, bis Nathaniel seinen Liebhaber aus dessen Hose befreit hatte.

"Bringe ich dich aus dem Konzept?", lachte Lian mit beinahe spielerischem Spott, er biss leicht in Nathaniels Unterlippe, ein flüchtiger Hauch von Zähnen, zu schnell vorbei, dann waren seine Beine von dem leichten Stoff der Hose befreit, nichts als die Laken unter ihm und Nathaniel über ihm bedeckte die helle Haut.

"Nein", antwortete Nathaniel leise, spürte noch den sanften Biss in der Lippe.
"Aber du überraschst mich ..."
Es war ungewohnt, beinahe seltsam, Lian so stürmisch zu erleben, war er doch sonst entweder weitgehend passiv oder auf zärtliche Weise rücksichtsvoll.
Nicht, dass ihn dieser Sinneswandel auch nur im Geringsten störte ... im Gegenteil, bei der Vorstellung, diese weißen Zähne noch einmal so zu spüren, an der Lippe, am Hals oder an sonstigen Stellen des Körpers, zogen sich Nathaniels Innereien wohlig zusammen.
"Ich dachte immer, ich sei der Bissige von uns."
Breit lächelnd öffnete er sein eigenes Gewand, war froh darüber, dass es nur Schnürungen und keine Knöpfe hatte, denn mit seinen zittrigen Händen, hätte er sicher einen davon versehentlich abgerissen.
"Oder habe ich mich da geirrt?", fügte er hinzu, als er den Stoff schließlich beiseitelegte und sich mit entblößtem Oberkörper erneut auf Lian sinken ließ, einen Kuss auf seinen Kehlkopf pflanzte.

"Nein, nicht geirrt", murmelte der Kristallelf leise, legte den Kopf in den Nacken, während seine Hände sich beinahe schon gierig durch Nathaniels Haar fuhren. Eines der langen Beine angewinkelt, gegen den schlanken Körper auf ihm selbst gepresst, hielt Nathaniel in der Nähe, in Reichweite. "Nicht wirklich."

"Ist das so?"
Nathaniel hob den Kopf, nahm Lians Gesicht zwischen die Hände und schaute ihn lange an.
"Hast du Angst, mir deine Gier zu zeigen?"
Er ließ die rechte Hand noch während er sprach sinken, rieb über das schlanke Bein, das sich gegen seinen Bauch und Brustkorb drückte, strich mit den Fingerkuppen über die Unterseite des Oberschenkels.
Sein Lächeln war nicht völlig frei von Spott, trug eine herausfordernde, provokante Note.

"Ha, nein." Ein heiseres Lachen drang aus seiner Kehle, während Lians Augen sich leicht schlossen, er sich genüsslich die Lippen leckte und Nathaniel schmeckte, ein Geschmack, der ihm sofort durch Mark und Bein schoss, seine Lust anregte. "Ich hab dich nur vermisst."
Ehrlich und direkt, ziemlich ungewohnt für ihn. Aber wenn er es nicht jetzt gesagt hätte, wäre er an den Worten erstickt.

"Wirklich?"
Nathaniels Hand glitt noch tiefer, schob sich unter Lians Becken, massierte es langsam.
"Ich dachte du würdest mich nie wieder sehen wollen."
Leise kicherte er, fest überzeugt, nicht durchscheinen zu lassen, wie viel Gewicht hinter diesen Worten lag, wie sehr sie ihn in den letzten Wochen beschäftigt hatten.

"Das habe ich nie gesagt!" Lians Körper bog sich, er keuchte stockend und wand sich, hielt sich an Nathaniels Schultern fest.

"Ich weiß."
Aber es hatte sich so angefühlt, hatte geschmerzt, als hätte er es gesagt.
Es waren immer die ungesprochenen Worte, die am meisten verletzten.
Sie hatten Nathaniel auf Schritt und Tritt verfolgt, hatten immer in einer dunklen Ecke seines Hinterkopfes gelauert, hatten mit Lians Stimme in seinen Ohren geklungen, deutlicher als alles, was er ihm je ins Gesicht gesagt hatte.
Am Schlimmsten war es nachts gewesen, in den Stunden, in denen keine Arbeit ihn hätte ablenken können, in denen all das Verdrängte ihn wieder heimgesucht und die eine, beklemmende Frage seine Augen offen gehalten hatte:
Was geschehen würde, sollte er Lian verlieren.
"Das würdest du niemals tun."
Sanft strich Nathaniel durch das weiße Haar des Elfen, küsste seinen Hals rau und verlangend.
Die Hand an seinem Hintern hielt in der Bewegung inne, ein einzelner Finger wanderte zwischen die beiden straffen Backen, strich prüfend über den Ring aus Muskeln, ohne einzudringen.
Das hier war mehr als eine Feier des Wiedersehens.
Lian sollte spüren, was ihm gefehlt hatte, wonach er sich mit Leib und Seele verzehrte, sollte danach betteln, ihn anflehen.
Es war Nathaniels Rache.

Was immer auf seiner Zunge lag, scharfe Worte, sarkastisch oder ironisch, giftig, verkam zu einem hohen Wimmern, Lians Hüfte zuckte hoch, er sog zischend die Luft ein.

Süßlich war Nathaniels Lächeln, als er den Kopf hob und den Mund an Lians presste, jeden Laut mit seinem groben Kuss erstickte. Fest drückte er den Finger gegen die protestierenden Muskeln, drang mit der Kuppe ein, reizte die empfindliche Stelle.
Gefällt dir das, Prinzlein?
Hast du es vermisst?

Er schloss die Augen, wollte die bitteren Zweifel vor Lian verbergen.
Oder hast du überlegt, dir eine andere Hure zu suchen?

Dieser verdammte-!
Jeder Gedanke, jedes Versuchen, formen von einem Gedanken ging in lustvollem Rauschen unter, Blut, das durch Adern gepumpt wurde, laut und schnell, voller Wonne und viel zu warm.
Lian hätte gewimmert, hätte geseufzt und gewinselt, stattdessen saugte er gierig an Nathaniels Zunge, kämpfte darum, mehr zu bekommen, zu gewinnen.

Nathaniel verlagerte sein gesamtes Gewicht, benutzte es, um Lian tief in die Laken zu drücken. Er ließ den Kuss noch einen kurzen, süßen Moment anhalten, ehe er ihn dem Elfen wieder verwehrte und sich abermals seiner bleichen Brust widmete, die zarten, sich mit dunklerer Farbe leicht hervorhebenden Spitzen liebkoste, mit dem Mund bearbeitete bis sie beinahe schon schmerzen mussten.
Und dann schob er den Finger ganz in Lians Hintern, rieb damit spielerisch über die heiße, innere Haut, welche sich eng und zittrig darum zusammenzog.
Oh, er würde es bereuen, Nathaniel nicht früher zu sich gerufen zu haben. Er würde so viel Lust erfahren, so intensiv, dass er fast daran ersticken würde.

Ein hohes Wimmern entwich Lian während er sich räkelte, wand und unter Nathaniel, kratzte leicht mit lustvernebeltem Verstand über dessen Haut in der Absicht, ihn näher, mehr, intensiver zu spüren.

Nathaniel spürte deutlich, wie Lian sich an ihm festklammerte, wie Nägel sacht seine Haut ritzten, als suchten sie etwas darunter. Er belohnte diese Geste, indem er fester zubiss, an den längeren Haarsträhnen des anderen Mannes zog und einen zweiten Finger zur Hilfe nahm, um immer wieder zwischen die zuckenden Muskeln zu stoßen.
Eine Weile behielt er das Spiel so bei, entschied sich dann aber, den Einsatz noch ein wenig zu erhöhen, ein letztes Mal sanft durch Lians Haar zu streichen und dann die selbe Hand um dessen Geschlecht zu legen, zielgerichtet zuzudrücken.

Ein dumpfer Aufschrei, ein heftiges Zittern und Lian war nur noch ein Bündel brennender Nerven, Lust und der Drang, die Sucht. Er wimmerte, flehte beinahe, biss sich auf die Unterlippe.

Ohne Gnade oder Mitgefühl setzte Nathaniel sein grausames Spiel fort, streckte den Kopf und verschloss abermals Lians Lippen mit seinen, hielt mit seiner Zunge die andere unten, erlaubte ihm nicht, seinem Verlangen Ausdruck zu verleihen.
Er wollte es selbst, oh, und wie sehr er es selbst wollte! In seinen Augen stand der Hunger, an seinen Eingeweiden zerrte er, unter seiner Haut siedete das Blut, er verzehrte sich förmlich danach, Lian zu nehmen, in ihm aufzugehen, Erlösung von diesem entsetzlichen Verlangen zu finden und schließlich in seinen Armen zu liegen, so nah, wie sie seit Ewigkeiten nicht gewesen waren.
Doch das konnte Nathaniel nicht zulassen, noch nicht.
Er würde Lian bis zum Äußersten treiben und sich mit nicht weniger zufrieden zu geben, bevor er selbst seine Gier stillte.
Und so machte er weiter, stieß die Finger immer wieder gekonnt und geübt in seinen Liebsten, entspannte die Muskeln langsam und quälend, während er das heiße, geschwollene Glied immer wieder eng durch seine Hand gleiten ließ, mit dem Daumen die Spitze massierte.

Stöhnend, wimmernd hob Lian die Hüften, versuchte ekstatisch in Nathaniels Hand zu stoßen, sackte zurück und verkrampfte sich auf lusterfüllte weise, als geschickte Finger über seine inneren Muskeln strichen.

Bewusst spannte Nathaniel den ganzen Körper an, drückte Lian so tief es ging herunter. Seine Behandlung wurde härter, unsanfter, gröber, wie ein kurzes Aufbäumen, dann sanfter, nachgiebiger. Einen Moment lang ließ er locker, liebkoste den anderen Mann mit einer sanften Zärtlichkeit, die sich so ganz von der schmerzhaften Wildheit des vorherigen Augenblicks unterschied. Gab ihm die Freiheit, die er wollte.

"Du bist grausam", murmelte Lian in einem Tonfall, der sehr, sehr flehend klang, er zitterte, bebte, war kurz davor zu verbrennen und dennoch... Obwohl sein Körper so übermäßig sensibel war, es reichte noch nicht.

"Ich weiß", wisperte Nathaniel. "Jede gute Hure ist grausam."
Er zog nur eine Hand zurück, um endlich die eigene Hose zu öffnen, spielte mit der anderen zwischen Lians Schenkeln, auf genau die Weise, von der er wusste, dass es ihn am meisten anstachelte. Er kannte ihn einfach zu gut.

Lian biss sich auf die Lippe und krümmte sich, bäumte sich leicht auf, die schlanken Finger in die Laken gekrallt, er atmete zittrig.

Schließlich ließ Nathaniel ihn ganz los, nahm beide Hände zur Hilfe, um die restliche, störende Kleidung abzustreifen. Dann erst kniete er sich vor Lian hin, ergriff seine Hüfte und zog ihn betont langsam zu sich auf den Schoß. Zugleich beugte er sich weit vor und küsste seinen Bauchnabel, erlaubte nicht, dass er sich aufrichtete.
Dann erst zog er mit den schlanken, geschickten Fingern vorsichtig Lians Gesäßbacken auseinander und schob die Hüfte vor, drang mit einem Ruck in ihn ein.

Ihre erste Vereinigung seit langer Zeit und sie war noch genauso schmerzhaft und brennend vor Lust wie immer. Lians Kopf fiel zurück, er bog den Rücken durch, schlang die Beine um Nathaniels Hüfte.

Nathaniel drückte die Lippen fester gegen Lians Bauch, biss in seine Haut, um ein ohnmächtiges Aufseufzen zu unterdrücken, dem Anderen bloß nicht zu zeigen, wie sehr er das hier vermisst, wie sehr er sich gewünscht hatte, wieder von diesen Beinen gefangen gehalten zu werden, tief zwischen ihnen zu versinken, sich an dem Gefühl dieses zarten, warmen Körpers zu ergötzen, in den tiefblauen, lusterfüllten Augen zu versinken.
Es erfüllte ihn mit Scham, dass ein Mann ihm solche Wonne bereiten konnte, es erfüllte ihn mit Scham, dass eine Unsicherheit, der Gedanke an eine eventuelle Zurückweisung ihn in solche Angst versetzt hatte, und am meisten erfüllte ihn mit Scham, dass er nicht in der Lage war Lian all das zu zeigen, ehrlich zu ihm zu sein, die verletzten Gefühle offenzulegen. Stattdessen tat er weiter, was er am besten konnte.
Mit einer fließenden Bewegung hatte Nathaniel einen Arm um seine Hüfte geschlungen und sich weiter vorgebeugt, mit dem Ellbogen neben ihm abgestützt und küsste nun zärtlich den weißen Hals unter sich, eine Stelle, an der der Elf so empfindsam war, so unglaublich leicht stimuliert wurde ...
Dann erst begann Nathaniel, den Unterleib zu bewegen, tief in Lian zu stoßen, dabei heiser aufzustöhnen und zuzulassen, dass Lust die Zügel ergriff.

Lians Hände lösten sich von den Laken, strich über Nathaniels Rücken hoch, zu dessen Schultern, während der Elf den Kopf zurück und zur Seite legte, mehr von dem schlanken Hals entblößte. Er wand sich, presste eine Hand vor den Mund um das laute, wimmernde Geräusch seiner puren Lust zu unterdrücken. Seine Augen schlossen sich, als er immer wieder Hitze durch seinen Leib rinnen spürte, alles pochte, vibrierte und pulsierte.
Sein Höhepunkt kam so heftig, dass Lians Stimme trotz seines Knebels aus Eigenfleisch durch den hellen Raum hallte, sein Körper zitterte, von den letzten Nachwellen gepackt, während er sich selbst und Nathaniel befleckte.

Als Nathaniel spürte, wie Lian in den Wogen der Lust versank, seine hilflosen Schreie hörte, ihn klebrig an seiner Haut spürte ließ auch er die Selbstkontrolle fallen, sann nur noch nach der eigenen Erfüllung. Einige Momente noch war er so über dem Elfen, hatte die Augen geschlossen, den keuchenden Mund leicht geöffnet, hielt sein Becken fest umklammert, presste seinen Unterleib immer wieder eng und hart daran.
Als er schließlich spürte, wie es um ihn geschah, während er am ganzen Leib zitterte, sich ekstatisch aufbäumte, sich voller Genuss in Lian ergoss, küsste Nathaniel ihn erneut, leidenschaftlich, feurig. Diesmal war er es, dem der Atem genommen wurde.

Lian erzitterte, erwiderte den Kuss verlangend, eifrig, dehnte ihm ein wenig aus, ehe er aus Luftmangel unterbrach. Ein raues Lachen brodelte bereits in seiner Kehle, doch er schluckte es wieder und zeigte nur ein dezentes Lächeln.

Keuchend glitt Nathaniel schließlich von Lian herunter, drückte das Gesicht für einen Moment in die Laken.
Als er wieder zu dem Elfen aufschaute, lag nur ein träges, leicht spöttisches Lächeln auf seinen Lippen.
"Deine Verlobte scheint dich ja nicht sonderlich zu fordern - lebt sie schon hier?
Es war nicht diese ... wie nanntest du sie noch gleich? Adastreia, nicht wahr? Die Frau, die aussieht wie dein Zwilling?"

"Ja, sie lebt hier." Lian ächzte auf und verbarg das Gesicht in der Armbeuge. "Und Adastreia sieht deswegen aus wie mein Zwilling, weil sie es ist..."

Nathaniel schwieg einen Moment lang, brauchte ihn, um das Gesagte zu verarbeiten.
"Das leuchtet ein", erwiderte er schließlich. Dann stützte er sich auf dem Ellbogen auf, betrachtete Lian und spielte mit einer seiner Haarsträhnen.
"Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast."

"Ich auch nicht", grollte der Elf leise, versuchte die aufkeimende Sorge zu verdrängen, zu vergessen. Gerade noch im süßen Nichts, dem Nachhall der Lust schwebend, war es nun, als würde er ohne Gnade aus großer Höhe auf dem kalten, harten Boden der Realität aufschlagen. Vermutlich war es auch so. "Und ich wünsche sie ganz, ganz weit fort."

"Wie liebevoll von dir.
Sie ist sicher froh, dich als Bruder zu haben."
Nathaniel lachte und setzte sich auf. Er ließ den Blick durchs Zimmer wandern, nach einer Möglichkeit zum Waschen suchend.
"Wie hast du es erfahren?"

"Sie stand plötzlich vor meiner Haustür und hörte nicht mehr auf zu reden", murmelte Lian aber seufzte tief. Er setzte sich auf, deutete auf eine unscheinbare Tür, welche zu einem luxuriösen Bad führte.

"Wirst du sie fortschicken?"
Nathaniel wartete die Antwort nicht ab, sondern stieg gleich aus dem Bett und lief in die gewiesene Richtung, als sei seine körperliche Reinheit in diesem Moment das wichtigste, was es zu tun galt. Doch die Tür ließ er offen, vielleicht als eine ungesprochene Einladung, vielleicht, um Lians Worte auch im Badezimmer noch hören zu können.
Seine Gedanken kreisten jedoch in diesem Augenblick weder um persönliche Hygiene, nicht mehr als oberflächlich zumindest, noch darum, ob die Türe offen oder geschlossen gehörte. Vielmehr grübelte er darüber nach, was er tun würde, wenn er erführe, dass er eine Schwester hatte.
Er stellte es sich vor, denn unwahrscheinlich war es schließlich nicht, wo er doch keinerlei Wissen darüber hatte, wer sein Vater wohl sein mochte. Er malte sich aus, wie es wohl sein würde, eines Tages eine schwarzhaarige Schönheit, blass wie eine Märchenprinzessin und mit Meeresaugen auf der Schwelle zu seinem Zimmer erblicken würde.
Diesen Gedanken verwarf er allerdings gleich wieder, nicht nur, weil es nicht gerade wahrscheinlich war, dass eine leibliche Schwester sein weibliches Ebenbild war, sondern auch, weil er nun einmal kein Geld hatte, mit dem er eine unbekannte Verwandte locken konnte. Die Dinge, mit denen er locken konnte, waren hoffentlich die letzten, welche seine Schwester von ihm verlangen würde. Besonders, wenn es um sein kümmerliches Talent als Heiler ging.
Zwar befand Nathaniel sich durch diese Überlegungen nicht völlig in seiner eigenen Welt, doch er immerhin zu so großen Teilen abwesend, dass er es versäumte, Lian anzüglich danach zu fragen, ob dabei einen Hintersinn gehabt hatte, sich eine marmorne Wanne von solch gewaltiger Größe ins Badezimmer stellen zu lassen. Stattdessen begnügte er sich damit, Wasser in diese einzulassen.

"Ich habe mit dem Gedanken gespielt und bin mir gleich darauf wie ein Heuchler vorgekommen
Und spar dir den Atem, ich kann schon ganz genau hören, wie du in meinem Kopf stichelst." Lian schob es einfach auf die bizarr euphorische Stimmung nach gutem Sex, dass er es nicht verhindern konnte, seine Stimme vor schwarzem Humor triefen zu lassen. Hinter ihm plantschte Wasser, wurde in die große Wanne aus Kupfer eingelassen, einladend. Etwas, das er zu gerne wahrnahm. Aber erst...
Mit raschen, etwas ungeschickten Bewegungen zupfte der Kristallelf die Laken vom Bett, alles was Nathaniel und er befleckt hatten, knäulte es zusammen und stopfte die schmutzige Wäsche in den Korb.
"Sie war früher meine Spielkameradin. Man gab sie weg, weil man fürchtete, sie könnte mir den Thron streitig machen. Was sie bestimmt geschafft hätte, aber darum geht es nicht." Es drängte Lian dazu, die Worte purzelten ohne sein Zutun aus seinem Mund, seine Zunge formte stetig neue. "Es ist ein zweischneidiges Schwert. Vor allem wenn es um die Kultur geht. Ich bin liberal, mich streng an die Regeln meines Volkes zu halten würde bedeuten, dass ich mir meinen Kristall selbst mit einer Zange aufreißen müsste. Als Strafe. Aber Adastreia... Wenn sie nur ein wenig noch so ist wie früher, dann würde uns alles um die Ohren fliegen."

"Wegen uns beiden?", fragte Nathaniel und versuchte dabei äußerst konzentriert, lediglich beiläufig zu klingen, was sich als keine allzu gute Idee herausstellte, denn es lenkte ihn vom Wesentlichen ab, als er den Zeh ins Wasser tauchte, um die Temperatur zu fühlen, dann mit einem unwillkürlichen Keuchen feststellte, dass es zu heiß war. Ein kurzer Akt des Fokussierens, des blauen Aufleuchtens aber, und er hatte den Inhalt der Wanne mit seinem Zauber auf eine angenehme Wärme gebracht, stieg schließlich hinein.
"Ist sie eine Frau, die einem Verwandten nach Ewigkeiten in die Arme fällt und ihn hinrichtet, wenn er ihrer Vorstellung nicht entspricht?"
Nathaniel konnte sich das eigentlich nur schwer vorstellen, hatte Adastreia mit dem glänzend langen Haar, dem hübschen Kleid, den zarten Gliedern und den weichen Zügen auf ihn doch eher wie eine Porzellanpuppe gewirkt, denn wie eine Henkerin, vor der man sich fürchten mochte. Andererseits musste er zugeben, dass sie eine durchaus majestätische Puppe gewesen wäre und man wusste nie, welche inneren Kräfte einem zarten Menschen innewohnen mochten.
"Oder ist sie hinter deinem Geld her?"

"Klingt es abgedroschen wenn ich sage, dass ich mir beides gut vorstellen kann?", erwiderte Lian mit einem halben Lächeln auf den Lippen, Sarkasmus in der Stimme.

"Nein", seufzte Nathaniel und ließ sich tiefer in die Wanne gleiten, bis warmes Wasser schließlich sein Kinn umspielte.
"Es klingt, als solltest du dein Schwesterchen so bald wie möglich loswerden."
Er schloss die Augen, legte den Handrücken an die eigene Stirn, wie jemand, der bei sich selbst ein Fieber erfühlen wollte.
"Oder mich."

"Nein." Elegant glitt Lian gegenüber Nathaniels in die Wanne, seufzte wohlig und tauchte unter, das warme Wasser genießend. Er schmeckte das Badeöl auf der Zunge, als er wieder auftauchte, sich den feinen Schleier an weißem Haar aus dem Gesicht strich. "Ich kenne sie gar nicht."

"Dann umso mehr."
Als Nathaniel die Augen wieder aufschlug, sah er Lian vor sich sitzen, Tropfen an der bleichen Haut hinabperlen, das helle Haar nass am Kopf kleben. Für einen kurzen Moment fühlte er sich an jene Regennacht erinnert, in der er den anderen Mann zum ersten Mal angesprochen hatte.
"Wenn du sie nicht einschätzen kannst, wird sie dich früher oder später in Schwierigkeiten bringen."
Er räkelte sich ein wenig, verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
"Und wenn dir nichts an ihr liegt, sollte es nicht schwer sein, sie einfach zu verjagen."

"Weißt du was sie als einfache Behausung versteht?" Sarkasmus perlte von Lians Worten, er lachte heiser und schüttelte den Kopf. Mit einer schlanken Hand machte er eine allgemeine Handbewegung, schloss alles mit ein. "Alles, was mein Haus ist. Das ist für sie einfach. "

Nathaniel war alles andere als überrascht, das zu hören, denn zugegebenermaßen mangelte es solchem Adelsvolk an vielem, nur nicht an Hochmut, Ignoranz und einer völlig eigenen Definition des Wortes "Bescheidenheit".
"Nun, überrascht dich das? Sie ist nicht nur ein Prinzesschen, sondern auch deine Schwester."
Süßlich grinsend winkelte er das Knie an und streckte den Fuß aus, strich mit dem großen Zeh spielerisch über Lians Bauch.

Lian hielt Nathaniels Fuß fest und legte den Kopf schief.
"Ich bin nicht so überheblich. Oder doch?"

Seit wann sorgst du dich denn darum?
Sobald er Lians Griff spürte, hielt Nathaniel inne, schaute sein Gegenüber nachdenklich an.
"Nein ... ich glaube nicht."
Er zuckte mit den Schultern.
"Du warst ein ziemlich arroganter Mistkerl, als ich dich kennengelernt habe, schätze ich."
Eigentlich war das sogar eine ziemlich akkurate Beschreibung von dem Lian, den er damals kennengelernt hatte. Stolz, privilegiert und aufbrausend. Hätte Nathaniel nicht spontan entschieden, ihn zu erpressen, hätte er ihn wahrscheinlich wirklich verraten, sein Doppelleben publik gemacht und ihm damit jede Chance genommen, das Leben weiterzuführen, für das seine Mutter sich so aufgeopfert hatte. Damals hatte er nicht viel mehr als leichtes Geld in diesem Elfenprinzen gesehen.
Niemanden, dessen Bett er unentgeltlich wärmen würde.
Niemanden, dem auch nur den leisesten Schimmer einer echten Gefühlsregung zu zeigen er bereit wäre.

"Es erleichtert mich ungemein das zu hören." Kichernd ließ Lian den Fuß des anderen los und schenkte ihm kurz ein neckendes Lachen, ehe er sich nach dem Behälter streckte, der eine Waschlotion für seine Haut enthielt.

"Ach wirklich?"
Nathaniel ließ sein Bein wieder sinken, tauchte die von der Luft schon unangenehm abgekühlte Haut in warmes Wasser.
Mit einem spöttischen Lächeln fügte er hinzu:
"Das ist gut, ich hätte es nämlich nicht zurückgenommen."
Kaum aber, dass die letzte Silbe verklungen war, wurde seine Miene wieder ernster und mit fast schon besorgten Augen beobachtete er Lian dabei, wie dieser die Salbe auf seiner Haut verteilte.
"Aber mich interessiert wirklich, was du mit dem Prinzesschen vorhast.
Nehme ich richtig an, dass du sie nicht einfach dorthin zurück schicken kannst, woher sie kam?"

"Nein. Kann ich nicht, denn sie ist Witwe und hat nichts." Lian ächzte auf und starrte auf die Wasseroberfläche, das Gewirr von Gliedern, Kupfer und süßer Schaum. Wellen schlagen im Takt zu ihrer beider Atem, schlagen unerbittlich als Konsequenz jeder Bewegung gegen matt glänzende Bande. "Sie zurück zu schicken ist, als würde ich sie auf die Straße setzen und so fremd sie mir ist. Das kann ich nicht. Selbst wenn sie nicht meine Schwester wäre."

"Du bist zu weichherzig", seufzte Nathaniel mitleidig, doch es war nicht Spott, der in seiner Stimme mitschwang. Eher Sorge, vielleicht sogar gut versteckte Bewunderung. "Irgendwann brichst du dir noch das Genick daran."
Er beugte sich etwas vor, ließ die Wellen höher schlagen.
"Dann bleibt dir wohl nichts übrig, als ihr ein eigenes Haus zu schenken oder sie hier aufzunehmen."

"Das werde ich." Lian leckte sich die Lippen und legte dann den Kopf schief, weiße Haarspitzen kitzelten sein Kinn, seinen Hals.
"Familie...es fühlt sich fast wie ein Fremdwort auf der Zunge an."

"Ein wohlschmeckendes oder ein übles?", fragte Nathaniel.
Ihm selbst ware die Vorstellung einer Familie vermutlich noch fremder als Lian, hatte er doch nie erlebt, wie es war, mehr als eine Mutter zu haben. Ihm hatte das immer gereicht, doch er hatte nicht selten darüber nachgedacht, wie das Leben mit einem Vater, mit Geschwistern ausgesehen hätte.
Wieder seufzte er leise und kletterte dann langsam aus der Wanne.
Darüber nachzudenken war sinnlos. Es kam nicht darauf an, wie etwas hätte sein können, nur darauf, wie es war.
"Was wirst du eigentlich deinem Schwesterchen erzählen, das uns gesehen hat?", fragte er stattdessen, während er sich in ein Handtuch wickelte. "Und deiner gnädigen Verlobten?
Sicher nicht, dass ich dafür da bin, dir Vergnügen zu bereiten, die ihr zustünden."

Lian fuhr heftig zusammen und Gewitterwolken schoben sich - bildlich gesprochen - vor seine Augen.
"Götter nein! Meine Schwester ist derart konservativ, dass es schon an Engstirnigkeit grenzt und meine...Verlobte...nun es würde ihr vermutlich nur ein Schauer entlocken."

"Oh, das Mädchen weiß, was für einen Mann sie heiraten wird?"
Nathaniel lachte ob Lians schockierter Miene. Man konnte geradezu meinen, für ihn ginge gerade eine Welt unter.
"Nun, das macht das Ganze zumindest etwas einfacher", fuhr er fort, während er sich die Haare abtrocknete. "Sag deinem Schwesterchen doch einfach, dass ich dich wegen einer üblen Migräne untersucht habe.
Sie muss ja nicht wissen, dass ich kein fertiger Arzt bin."
Geschweigedenn ein fähiger.

"Du bist der Hausarzt meines Vertrauens." Lian verzog die Lippen zu einem matten Lächeln, ehe er aus der Wanne kletterte, sich in seinen Bademantel, die Haare aus dem Gesicht streichend. "Außerdem war das kein Scherz. Da ich kaum noch heilen kann, wirst du wohl meinen baldigen Schwiegervater medizinisch betreuen müssen."

Nathaniel verzog das Gesicht.
"Man sollte meinen", erwiderte er säuerlich und machte eine weite Geste mit beiden Händen, als wolle er das gesamte Innere des luxuriösen Badezimmers berühren, "dass jemand, der sich ein solches Haus leisten kann, auch die Rücklagen für einen guten Arzt hätte."
Er legte die Handtücher beiseite und wanderte zurück ins Schlafzimmer, wo er seine Kleidung aufsammelte und etwas zügiger als notwendig überstreifte.
"Und ich gehe davon aus, dass dein baldiger Schwiegervater keine einfache Grippe hat, wenn du dafür zusätzliche Hilfe brauchst."

"Ha, ha." In einem ebenso säuerlichen Tonfall lehnte Lian sich an den Türrahmen, beobachtete für einen Moment Nathaniels bloße Gestalt. "Ich habe doch einen guten Arzt angeheuert. Außerdem hat er etwas Chronisches. Eine Grippe ist das nicht."

Schnaubend schlüpfte Nathaniel in sein Gewand, ließ jeden Reiz den sein Körper besaß darunter verschwinden, bis nur noch der junge Arzt zurückblieb, dessen Rolle er spielte.
"Ich werde es mir anschauen, aber wenn ich merke, dass es etwas ist, dem ich nicht gewachsen bin, werde ich meine Finger davon lassen."
Er hatte zu oft erlebt, wie Patienten unter seiner Hand hinwegstarben. Es war ein Erlebnis, auf das er in Zukunft gut verzichten konnte.

"Wirkt es noch? Oder ist es schon brüchig geworden?", fragte Lian abrupt, wechselte das Thema so schnell, dass einem schwindelig werden konnte. "Das Armband meine ich."

"Das hier?", fragte Nathaniel mit erhobener Braue und zog den Ärmel etwas nach oben, um sein Handgelenk und damit das besagte Schmuckstück zu entblößen. "Ich kann nicht klagen. Dein Großvater macht den Alltag weitaus weniger anstrengend."
Er musterte den blaugrünen Stein eindringlich, suchte nach Rissen oder einer Trübung der satten Farbe. Doch er konnte nichts dergleichen entdecken, das Juwel, welches einst in der Stirn von Lians Großvater gesessen hatte und nun die magischen Kräfte seines Geliebten verstärkten, schien klar und glatt, makellos wie eh und je.
"Kann es brechen?"

"Wir - mein Volk - zieht die Energie für unsere Magie aus den Juwelen und nicht aus der Umwelt", erklärte Lian kurz und legte den Kopf schief. Keine Trübung, kein Kratzer. Nichts. Anscheinend war es immer noch mächtig.

"Ach wirklich?"
Nun blickte Nathaniel interessiert auf, Neugierde stand in seinen Augen.
"Wie funktioniert das? Bilden die Kristalle selbst die Energie? Oder wird sie durch die Kristalle aus der Luft gefiltert?"
Er hatte Lians Kristall selten viel Beachtung geschenkt, doch nun schritt er auf den anderen Mann zu und streckte die Hand aus, um das goldene Juwel sanft zu berühren. Warm fühlte es sich an, lebendig, nicht wie kalter Stein.
Und er konnte Macht darin spüren.

"Ich vermute sie selbst bilden die Energie. Oder zumindest den Katalysator." Lian räusperte sich und neigte den Kopf leicht in die Berührung.
"Es gilt als Sakrileg die Kristalle im Namen der Wissenschaft zu öffnen. Allerdings habe ich auch schon gesehen, wie die Opfer aussehen, die sich zu viel zu muten. Über die Kristalle kann mein Volk immense magische Energie freisetzen. Doch wenn es zu viel wird explodiert der Kristall und zurück bleibt ein Loch bis ins Hirn. "

"Das klingt angenehm", bemerkte Nathaniel trocken und drückte leicht gegen den goldenen Stein. "Du musst wohl besonders aufpassen, dich nicht zu Überarbeiten.
Muss ich auch darauf achten, deinen Großvater zu schonen, damit ich deinen Schwiegervater und mich selbst nicht in die Luft sprenge?"
Ihm war nie der Gedanke gekommen, dass Vorsicht geboten sein könnte.
Nun erfüllte ihn das mit Unbehagen, schließlich hatte er ständig über die eigene Erschöpfungsgrenze hinaus von dem Armband Gebrauch gemacht.
Er wollte nicht sterben, aber wenn das schon sein musste, dann sollte es wenigstens nicht aus Unvorsichtigkeit und Unwissenheit geschehen. Und wenn es jemanden zum Mitreißen geben würde, dann hoffentlich jemand, der es ordentlich verdiente.

Lian lachte herzhaft und fing Nathaniels Finger ab, hielt sie mit den eigenen fest. Er konnte nicht anders, schnaubte erneut.
"Nein. So viel Energie kannst du nicht aufbringen.", Lian legte den Kopf schief und sah zu Nathaniel auf. "Du müsstest es wenn schon drauf anlegen."

"Gut zu wissen", erwiderte Nathaniel in einem Anflug von schwarzem Humor. "Aber das klingt mir wirklich zu anstrengend."
Er spürte, wie Lians Hand seine eigene warm und sanft umfasste und irgendwie tat es ihm leid, die ganze Zeit so schroff und bitter gewesen zu sein, dauernd Pfeile nach ihm zu schießen und über die traurigsten Dinge zu scherzen. Lian war kein Engel, aber er musste die Geduld eines solchen haben, es mit ihm auszuhalten. Dabei immer so zärtlich su bleiben.
Langsam beugte Nathaniel sich vor und küsste vorsichtig seine weichen Lippen. Ganz kurz nur, flüchtig, ehe er seine Hand wieder an sich zog und einen Schritt zurücktrat.
"Möchtest du mir meinen Patienten vorstellen?"

"Wohl eher der Teufel in Person", murrte der Kristallelf leise, ehe er sich rasch ankleidete, dann Nathaniel mit sich winkte. Durch den langen Flur, zurück in ein Schlafzimmer, geräumig und sowohl Schlafzimmer als auch Rückzugsort. Hätte zwischen den Laken nicht ein kränklicher Leib gelegen, hätten aufgesprungene, wundgebissene Lippen nicht nach Krankheit riechenden Atem hervor gepresst, angestrengt und schlürfend, dann hätte das Zimmer wie ein Hort von Seelenfrieden und Ruhe gewirkt.

Was Nathaniel gleich nach dem Geruch von Krankheit und der gebrochen wirkenden Gestalt bemerkte, war die Anwesenheit eines Mädchens. Es saß an einem kleinen Tisch und versuchte anscheinend, etwas aus dünnen Drähten und einigen Kastanien zu basteln.
Mager war Lians holde Maid mit recht kurzem Haar, steckte in einem Kleid, welches so gar nicht zu all dem passte, was man an Einrichtung im Haus sehen konnte. Wäre sie nicht so sauber gewesen, hätte Nathaniel sie wohl für eines der armen, streunenden Waisenkinder gehalten, eine der bedauernswerten Straßenratten, von denen es in letzter Zeit viel zu viele gab.
Doch als sie den Kopf hob und das Gesicht des angehenden Heilers mit grauen Augen fixierte, sah er mehr als nur ein Opfer der Umstände, ein hilfloses Kind. Er sah Stolz in diesen Augen, Willenskraft, den Willen, am Leben zu bleiben und den Preis dafür zu bezahlen. Er kannte diesen Blick aus seinem eigenen Spiegel.
"Fräulein Hughes, nehme ich an?"
Das Mädchen öffnete den Mund, doch statt einer weichen Frauenstimme ertönten raue, krächzende und eindeutig männliche Worte. Aus der Richtung des Betts.
"Und wer bist du?"

"Er ist der Heiler, der sich um Euch kümmern soll", erwiderte Lian, die Worte gestelzt um zu verbergen wie genervt er war. Langsam trat der Kristallelf zur Seite, zu Niamhs Sessel. Er legte den Kopf schief und musterte sie mit fragendem Blick. Der Stolz in ihren Augen. Lian lächelte, nicht ganz so sanft und weich wie bei Nathaniel, doch schenkte er Niamh ein klein wenig seiner Bewunderung.

Niamh runzelte leicht die Stirn, wusste nicht so recht, was sie mit dieser kleinen Zuwendungsbekundung anfangen sollte. Sie wusste das nie so recht.
Lian war zumeist kein unfreundlicher Mann und sie wusste genug über ihn, um sicher sein zu können, dass sie vor ihm nichts zu befürchten hatte. Sonst wäre sie sein Angebot nicht eingegangen.
Aber das änderte ja nichts daran, dass sie ihm erst seit kurzem kannte, dass er ihr weder so nahe war, wie ein angeborenes Familienmitglied, noch so nah, wie er es als zukünftiger Ehemann eigentlich sein sollte. Es war seltsam genug, diese falsche Zuneigung zur Schau zu stellen, doch wenn es um echte Sympathie ging, war Niamh verwirrt.
Sie entschied sich dafür, ein kleines Lächeln zu erwidern und dann den Blick wieder abzuwenden, ihrem Vater und dem Heiler zuzuschauen, welcher sich anscheinend gerade darum bemühte, einen Zugang zu ihm zu finden.
Ihr Vater war alles andere als zufrieden mit der Situation, wie sie war. Manchmal argwöhnte sie sogar, dass er die Wahrheit erahnte, aber wahrscheinlich mochte er es einfach nicht, abhängig von Lian zu sein, der bis zur Hochzeit jederzeit noch sein Versprechen lösen und sie beide zurück auf die Straße setzen konnte.
Eine kleine, heftige Diskussion entbrannte zwischen Arzt und Patient, an derem Ende Niamh und Lian in den Flur verbannt wurden, während hinter geschlossener Türe die Untersuchungen stattfanden.

"Nicht einmal mein Großvater war so ein sturer Mann wie dein Vater es ist", murmelte Lian leise, massierte sich die Schläfen. Dann neigte er leicht den Kopf, doch konnte nichts erhaschen, was scheinbar zu dem Gespräch gehörte. Der Elf grummelte leise und schloss kurz die Augen.

Niamh kicherte leise.
"Das hätte mich gewundert.
Mein Vater ist schlimmer als jeder Esel."
Sie lehnte sich gegen die Wand, lächelte.
"Früher mussten wir ihm androhen, ihn ans Bett zu fesseln, damit er nicht mit Fieber durch die Stadt gelaufen ist. Mein Bruder und ich."
Ein Schatten viel bei diesen Worten über Niamhs Gesicht. Sie hatte lange nicht mehr an Noah gedacht, an jene Nacht, welche ihn ihr geraubt hatte. Ihren Zwilling, ihre andere Hälfte.
Ich hätte ihn mehr ermutigen sollen. Vielleicht wäre er dann wirklich dem Tempelmädchen nachgelaufen und in Sicherheit gewesen.

"Du denkst nicht oft an ihn oder?" Lian leckte sich die Lippen, beobachtete ruhig das Gesicht des Mädchens. Junge Frau, Mädchen? Was passte besser? Niamh war beides, mal alt, mal jung. Hart, weich. Rau jedoch meistens.

Niamh schwieg, dachte über die Frage nach. Dann schüttelte sie den Kopf.
"Nicht mehr."
Sie hatte geweint und getrauert, ja. Aber nicht lange. Nur so lange, wie es nötig gewesen war. So lange, wie die Umstände es ihr erlaubt hatten, nicht an Gegenwart und Zukunft zu denken, sich darum zu sorgen, wie sie mit dem was ihr blieb, zu überleben.
Nach Noahs Tod war ihr gewesen, als hätte sie einen Arm oder ein Bein verloren. Es hatte sich angefühlt, als sei ein Teil ihrer Selbst verschwunden. Und trotzdem hatte sie die Zähne zusammengebissen, hatte gelernt, sich einarmig und mit Holzbein durch die Stadt zu bewegen, hatte gelogen, gestohlen und gefälscht, um an Geld und Essen zu gelangen, um sich selbst und ihren Vater über Wasser zu halten, um sich nicht der Trauer hinzugeben und darin zu ertrinken.
Und nun, da das alles so weit weg war, da sie sich daran gewöhnt hatte, ein Ganzes zu sein, obwohl ein Teil fehlte, nun da Noah und mit ihm ihre Kindheit und ihr altes Leben so weit zurücklagen, konnte sie nicht mehr trauern, nicht mehr weinen.
Nur ein freudloses Lachen konnte sie noch ausstoßen und hinzufügen:
"Was nutzt es auch, jetzt wo er unter der Erde vergammelt, auf der wir noch rumlaufen?"

Das freudlose Lachen klingelte hart in Lians empfindlichen Ohren und nicht zum ersten Mal keimte in ihm die Frage auf, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Vielleicht hätte er doch nicht ausgerechnet Niamh aus ihrer gewohnten Umgebung reißen sollen, nur damit sie ihm half eine Fassade zu errichten. Um sich selbst dahinter zu verbergen.
Es stand ihm nicht zu das Ansehen ihres toten Bruders mit seinem kümmerlichen Versuch des Trostes zu beschmutzen, mit seinem Mitgefühl.

Leise seufzte Niamh, brach die Stille, welche sich kalt und schwer nach ihren harschen Worten über sie beide gelegt hatte.
"So spricht eine Dame nicht, oder?"
Sie schaute auf, fasste Lians Gesicht in den Blick, studierte nachdenklich seine Züge. Schön, jung und alt, vertraut und fremdartig zugleich, glaubte sie doch, hinter den Augen eine Seele zu erkennen, an welcher die Jahre und manch ein Schmerz schon genagt hatten, und fehlte dennoch die Härte, welche sich mit der Zeit in all jene Gesichter schlich, die länger im Armenviertel hausten, die Hunger, Entbehrung und Trostlosigkeit Tag für Tag ausgesetzt waren, während sie der Hoffnung beim Sterben zusahen.
Ähnlich und anders zugleich.
"Er hat gesagt", fuhr Niamh fort, indem sie den Blick wieder abwandte, "wenn einer von uns es da raus schaffen würde, dann ich. Ich dachte, dass nur ein Idiot sowas sagen kann.
Sieht aus, als hätte er recht gehabt."

"Ich bevorzuge es, mit kalter Wahrheit konfrontiert zu werden. Lieber als ewig um honigsüße, verschnörkelte Nichtigkeiten herum blicken zu müssen." Lian legte den Kopf schief und musterte sie ebenfalls, erschauderte unter der bleischweren Kälte die auf ihrer jugendlichen Seele lag. Oh, dieses Mädchen konnte ihn mit dem kleinen Finger bezwingen ohne sich anstrengen zu müssen. Und das nicht mit roher Gewalt. Einfach die Wahrheit in ihren Augen ließ jede Fassade einknicken. Vielleicht war es gut, dass er von vornherein ehrlich zu ihr gewesen war.

Ein leises Lachen bildete sich in Niamhs Kehle und trat als heller, erstaunlich vergnügter und beinahe schon kindlicher Laut aus ihrem Mund hervor.
"Dann hoffe ich mal, dass du das nicht bereuen wirst. Die Leute sagen nämlich oft, ich wäre zu ehrlich."

"Ich werde es wohl herausfinden." Lian lächelte leicht und neigte den Kopf. "Was die Leute über mich sagen, weißt du ja schon."

"Nicht viel schmeichelhaftes", schnaubte Niamh. "Allerdings betrifft es nicht die Dinge, die wichtig für mich sind, also ist es mir egal."
Sie dachte nicht gerne daran, was Lian in seinem Bett tat - die Vorstellung, dass zwei Männer sich miteinander zwischen den Laken wälzten, war ihr zutiefst zuwider.
Aber - und das war ja das Wichtigste - es war ein Vorteil für sie. Schließlich wäre es seine Vorlieben, welche ihn überhaupt erst in die Situation gebracht hatten, sie als Braut in Erwägung zu ziehen. Und nach der Hochzeit würde sie ein gutes Leben haben, immer reichlich zu Essen, neuwertige Kleidung und einen warmen, trockenen Schlafplatz. Lian würde sie nicht einmal anfassen müssen. Er wiederrum hätte zwar das Recht, sie zu zwingen, doch er hatte eben das Geld, sich mit teuren und schönen Huren beider Geschlechter zu vergnügen, war nicht auf ein dürres Armenkind wie sie angewiesen. Und er schien ihr ohnehin nicht wie die Sorte Mann, die irgendjemanden zwingen würde.
Abstoßend, wie sie waren, die Gerüchte machten ihn für Niamh besser.

Stolz hob Lian den Kopf, er weigerte sich, weigerte sich vor Gerüchten kleinbei zu geben, selbst wenn sie wahr waren. Er hatte niemanden gezwungen. Aber es interessierte niemanden. Die Wahrheit interessierte nur selten, mehr die skandalösen Intrigen, gesponnen aus Gift und Lügen.

"Du sprichst nicht gerne darüber", stellte Niamh trocken und ein wenig vorwurfsvoll fest.
Sie nahm es ihm nicht übel, es nicht tun zu wollen. Jeder hatte diese Themen und hier war es sogar verständlich.
Allerdings war es nicht so, als hätte sie ihn darauf angesprochen - dieses Brot hatte Lian selbst angeschnitten.

"Bin selbst schuld, ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen", erwiderte Lian ruhig und sah dann wartend zur Tür.

"Hättest du", stimmte Niamh zu und fühlte sich trotz des Schweigens, das nun folgte, nicht gänzlich unwohl.
Sie hatte das Gefühl, dass sie mit ihrem zukünftigen sehr gut zurechtkommen würde.
Vielleicht war Lian nicht nur die beste, sondern auch eine gute Wahl.
Als sie schließlich Schritte hörte und die Tür sich öffnete, Niamh ihrem Verlobten ein breites Lächeln zuwarf und ihm dann einen kurzen Kuss auf die Wange hauchte, geschah das nicht gänzlich, um der Umgebung etwas zu demonstrieren.
An dem Heiler vorbei huschte sie wieder in das Zimmer ihres Vaters.

Bei dem flüchtigen Kuss wanderten Lians Augenbrauen kurz nach oben, ehe er wieder normal drein blickte. Er lächelte halb und schüttelte leicht den Kopf.

"Sollte ich eifersüchtig werden?", fragte Nathaniel belustigt, nachdem er die Türe wieder geschlossen und sich außer Hörweite des Zimmers gebracht hatte.
Der alte Mann sollte die Worte vielleicht besser nicht hören.
"Du scheinst sie ja sehr zu mögen."

Lian blickte Nathaniel lange an, überrumpelt und verwirrt. Dann jedoch begann er zu lachen, schüttelte den Kopf.
"Ich wusste gar nicht, dass du zu der eifersüchtigen Sorte gehörst."

Nathaniel verdrehte die Augen, lehnte sich dabei an das Geländer, von dem aus man hinunter in die Eingangshalle schauen konnte
"Oh, ich bin von der eifersüchtigsten Sorte, Lian“, antwortete er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. “Ich werde jedem die Augen auskratzen, der meinem Prinzlein zu nahe kommt.
Und ich werde alles dafür tun, dass du bei mir bleibst, schließlich hat das Schicksal uns füreinander bestimmt."
Einen Augenblick lang schaute er seinem Gegenüber schweigend in die Augen, schließlich wurde ihm das Spiel aber zu dumm und er räusperte sich.
"Wie dem auch sei, dein künftiger Schwiegervater lebt noch.
Ich muss mich allerdings ein wenig umhören, bevor ich seine Krankheit einschätzen kann."

Immer noch grinsend trat Lian heran, amüsierte sich anscheinend köstlich. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und gehobenem Kopf sagte er:
"Tu das~"

"Werde ich."
Nathaniel legte den Kopf schief und verzog das Gesicht.
"Was soll das dämliche Grinsen?
Macht die Vorstellung, jemand könnte deinetwegen eifersüchtig sein, dich heiß?"
Es war lächerlich.
Sicher gab es Menschen, die seine Position gefährden, die Lian mehr in ihren Bann ziehen könnten, als er es je getan hatte.
Doch dazu gehörte sicher nicht diese junge Frau, die er aus Mitleid in irgendeiner Straße aufgelesen hatte.

Gespielt empört schnalzte Lian mit der Zunge und rollte mit den Augen, hörte auf zu grinsen, doch das Leuchten in seinen Augen war nicht zu übersehen.
"Natürlich nicht", sagte er, noch immer mit diesem neckenden Unterton. "Du hast ja Recht."

"Ich weiß. Habe ich immer."
Nun war es an Nathaniel, zu grinsen, er beugte sich vor und schenkte Lian einen kurzen, rauen Kuss, von dem er sich abrupt wieder löste.
"Ich muss gehen.
Ich habe viel zu tun."

"Lass dich nicht entführen", gab Lian leise zurück und lächelte wieder kurz, ehe er sich abwandte. Traurig seufzend.

"Wer auch immer mich entführen würde, würde mich wieder freilassen, bevor du eine Lösegeldforderung erhalten könntest.
Ich bin zu garstig für eine Geisel."
Nathaniel widerstand dem Drang, Lian noch einmal zu berühren.
Ein Abschiedskuss, mehr musste nicht sein, mehr würde den Abschied zu lange herauszögern.
Und das konnte er sich nicht leisten. Im Herbst würden bereits seine Prüfungen stattfinden und er konnte es sich nicht leisten, diese nicht zu bestehen. Die Gebühren, die er für die Teilnahme zahlen musste, waren einfach zu hoch dafür, er hatte lange sparen müssen. Und noch einmal wollte er Lians Geld nicht in Anspruch nehmen.
Also stieg er langsam die Treppe hinab und verschwand nach draußen, machte sich schleunigst auf den Weg zur Akademie.






zuletzt bearbeitet 07.09.2015 19:59 | nach oben springen
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