#1

06. Annas Lagerraum

in Herbst 520 05.09.2015 21:57
von Glacies Citris Herzog | 15.151 Beiträge

Zephyr kehrte zwei Tage nach seiner ersten Begegnung mit Giana zu ihr zurück.
Er konnte nicht anders.
Er wusste, dass es möglicherweise - wahrscheinlich sogar - eine Enttäuschung sein würde.
Aber, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen und eine weitere Nacht darüber nachgedacht hatte, wusste er, dass er das Risiko eingehen musste. Denn sonst würde er für den Rest seines Lebens bereuen, es nicht getan zu haben.
Nebel hing über den Straßen, als er an diesem kühlen Herbstmorgen das Armenviertel aufsuchte. Kühl war die Luft, feucht, die ganze Nacht lang war durchweg Regen auf die Erde niedergeprasselt und die dunklen Wolken verrieten Zephyr, dass dies bald wieder geschehen würde. Es war das passende Wetter, um mit einer toten Frau zu sprechen.
Das zumindest dachte er, als er an die Tür von Gianas Hütte klopfte.

Die Tür knarzte, verzogen von der herbstlichen Feuchtigkeit, ließ sich nur schwer auf Gianas "Herein " öffnen.
Das alte Medium kniete am Boden ihrer Hütte, vor sich die zerbrochenen Scherben eines dreckigen Glases, den geleeartigen Inhalt an Schürzensaum und Boden verteilt. Sie sah ruhig auf.

"Guten Morgen", sagte Zephyr leise, als er eintrat, die Tür wieder schloss und ob des noch lauteren Knarzens leicht zusammenfuhr.
Fragend schaute er erst die Scherben, dann die alte Frau an.
"Kann ich helfen?"

"Meine Finger sind steif und ungeschickt, dabei hat Anna mir extra Marmelade aus fernen Ländern mitgebracht." Giana klang bedauernd, doch dann erhob sie sich, ließ die Scherben in einen Nahen Eimer fallen. "Wie kann ich dir helfen?"

"Ich habe eine Frage."
Zephyr räusperte sich, betrachtete das Medium mit einer gewissen Ratlosigkeit.
Dann fügte er langsam hinzu:
"Gibt es eine Möglichkeit für mich... selbst mit ihr zu sprechen?
Mit Yaeeta?"

"Die gibt es, doch dafür brauch ich einige Zutaten." Giana wischte sich die Hände an der Schütze ab und trat an ihren verschrammten Tisch. Dort zog sie von irgendwoher ein Stück verkrumpeltes Papier und ein Kohlestift. Ihre Schrift war krakelig. "Das alles brauche ich "

"Das ... alles?"
Zephyr starrte auf die Liste und schluckte. Es sah eher nach der Rezeptur für einen Zaubertrank aus, denn nach den Ingredienzien für eine Methode, mit seiner toten Geliebten zu sprechen. Von einigen Substanzen wusste er sogar, wo er sie finden konnte, aber ein paar andere waren so exotisch, dass er nicht einmal sicher war, ob er sie bei auf Obskuritäten spezialisierten Händlern finden würde.
"Brauche ich wirklich alle davon ...?"
Hilflos schaute er zu Giana auf, doch ihr Blick ließ keinen Zweifel zu.
Wieder schluckte er, fügte dann hinzu:
"Gut, ich hole sie."
Er zögerte nicht weiter, verließ die Hütte. Im Hafen kannte er die eine oder andere Stelle, an der er nachfragen konnte. Er sollte allerdings besser zur Himmelswölfin beten, dass die Preise in seinem Budget lagen...






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#2

RE: 06. Annas Lagerraum

in Herbst 520 05.09.2015 21:57
von Glacies Citris Herzog | 15.151 Beiträge

"Dustkeep, Aye!" Eine wohl bekannte Frauenstimme erklang, zusammen mit dem klappern schwerer Absätze auf harten Boden und dem rasseln von Säbeln, die locker in ihren Scheiden saßen.
Anna holte den Eiselfen ein, ein kleines Fass Rum unter den Arm geklemmt grinste sie ihn an.
"Hört wohl schlecht, eh?"

Zephyr erschrak, als die rothaarige Frau plötzlich neben ihm auftauchte. Irgendwie schaffte sie es wohl immer, ihn zu überraschen.
Abrupt blieb er stehen, drehte sich zu ihr um.
"Anna."

"Oi!" Die Piratin fiel bei Zephyrs abrupten stopp beinahe über ihre eigenen Füße, hielt gerade noch ihr kleines Fass fest. "Aye, die einzig wahre rote Anna."

"Bitte fall nicht", sagte Zephyr und schmunzelte leicht. "Es wäre schade, wenn du dir das Genick brechen würdest..."
Er verstummte, dachte wieder zurück an diesen katastrophalen Abend, den sie miteinander verbracht hatten. An seine Unentschlossenheit, seinen jämmerlichen Abgang.
"Es tut mir leid", fügte er schließlich leise hinzu. "Wegen neulich."

"Aye, dass sollte es dir auch." Annas Grinsen konnte man entnehmen, dass sie es zumindest nicht übel nahm. Für den Moment. Leicht klopfte sie mit dem Fingerknöchel gegen die Bretter ihres kleinen Fasses. "Du könntest als Entschädigung mit mir diesen Rum vernichten."

Eine gewisse Vorsicht trat in Zephyrs Augen. Er hatte nichts von dem vergessen, was geschehen war, als er sich das letzte Mal mit Anna betrunken hatte. Und er hatte sich geschworen, es nicht mehr so weit kommen zu lassen. Und auch wenn Anna nun über den Fluch informiert war, wollte er lieber kein Risiko eingehen.
Glücklicherweise war er ja auch beschäftigt.
"Das kann ich leider nicht. Ich muss mich um ein paar wichtige Dinge kümmern."

"Keine Ausreden." Anna grinste und drückte ihr Fass wie ein kleines Kind an sich, trug es auf der Hüfte aufgestützt. "Außerdem, was musst du besorgen? Wenn du Glück hast ist es im Bauch der Wellenbraut zu finden."

"Ich wünsche, es wäre eine Ausrede", seufzte Zephyr. "Aber tatsächlich ist es keine."
Missmutig schaute er auf Gianas Zettel. Drei Händler hatte er bereits aufgesucht, nach den Zutaten gefragt, doch kein einziger hatte sie ihm verkaufen können. Der letzte hatte ihn sogar ausgelacht und gesagt, dass er bestimmt kein Händler mehr wäre, wenn Zugang zu solchen Kostbarkeiten hätte.
"Und ich bezweifle, dass du eine Flasche Uvuris-Pulver oder rotes Salz von den Südinseln gelagert hast..."

"Auswendig weiß ich das nicht." Anna zuckte mit den Schultern. Sie wirkte weniger genervt, viel mehr aufgekratzt, wie ein Kind auf Schatzjagd.

"Wie kannst du vermuten, so etwas zu haben, ohne es zu wissen ...?"
Zephyr brach ab, seufzte. Machte eine resignierte Geste.
"Also gut, zeig mir deine Güter. Aber den Rum werde ich nicht anrühren, bevor ich mich darum gekümmert habe..."

"He, weißt du wie viele Schiffe darauf warten von ihrem Habe erleichtert zu werden?" Zeternd stampfte Anna hinter Zephyr her, übernahm dann die Führung und brachte sie beide plus das Rumfass sicher zu ihrem Schiff.

"Nein, aber ich bin sicher, dass es nicht ratsam ist, das so laut durch die Stadt zu schreien.
Diese Frau schien ebenso wenig Angst zu besitzen wie Scham oder Respekt, doch obwohl Zephyr das als recht reizende Kombination empfand, war ihm bewusst, dass beinahe der gesamte Rest der Welt das nicht so sah. Und die Leben von Piraten wurden seines Wissens nach nicht einmal in Brightgale verschont.

"Zieh dir mal den Stock aus dem Arsch, ehe du dich daran noch aufspießt", erwiderte Anna fröhlich und bewegte sich wie ein rothaariger Wirbelwind über das Deck, bis zur Luke die hinab in den vollen Laderaum führte.

Zephyr presste die Lippen zusammen, antwortete darauf nichts. Lächelte nur höflich und folgte Anna unter Deck.
Sie bot ihm ihre Hilfe an und er wusste das zu schätzen.
Aber gleichzeitig machte sie ihn auch nervös, denn er war nicht sicher, ob der drohende Tod sie davon abhalten würde, ihm Avancen zu machen. Das war das Anziehende, aber auch das Fatale an furchtlosen Frauen.

"Willkommen im Bauch der Wellenbraut." Anna breitete die Arme aus, lachte. Als sie sagte, dass der Laderaum voll war, hatte sie nicht erwähnt wie voll. Bis unter die hölzernen Planken der Decke stapelten sich Kisten, Bündel und Fässer. Es roch unglaublich. Gewürze, haltbar gemachte Lebensmittel, Schwarzpulver, Stoff und Holz, vermischt mit Alkohol und Schweiß.

"Das ... ist eine beeindruckende Sammlung."
Zephyrs Worte waren ehrlich. Es war kaum eine Überraschung, dass Anna eine solche große an Gütern besaß, doch diese schiere Menge war doch überwältigend. Und den Gerüchen zufolge konnte sich alles Mögliche in diesen Kisten und Säcken verbergen.
"Hast du eine bestimmte Ordnung hier drinnen?"

"Aye. Hübsch nach Herkunft sortiert." Anna grinste und ließ sich auf einer Kiste nieder, stützte sich an den Kanten ab. Das sie Zephyr dabei eine hervorragende Sicht auf ihren so gut wie nackten Oberkörper bescherte, war pure Absicht.

Zephyr hatte die Augen strikt auf Annas Gesicht gerichtet, etwas, was ihm nüchtern weit weniger schwerfiel.
Er hatte auch lange genug geübt.
"Wo sollte ich suchen?", fragte er mit einem höflichen, aber gleichzeitig auch distanzierten Lächeln.

"Dafür, Schneeflöckchen, musst du mir erst sagen woher dein Puder stammt. Oder was immer du suchst." Anna grinste, in ihrem Auge brannte Feuer, sie leckte sich leicht die Lippen.

... Schneeflöckchen?
"Uvuris-Pulver wird soweit ich weiß meist in der Selori-Steppe gewonnen", erklärte Zephyr. "Es ist eine begehrte Zutat in der Alchemie, aber die Stämme verkaufen es selten weiter.
Und rotes Salz der Südinseln stammt ... nun, genau von dort. Es wird in der traditionellen Medizin der Region verwendet, ist aber ebenfalls recht rar."

"Oh, Selori-Steppen...hab ich erzählt dass eine der Clananführerinnen mir was schuldet? Sie wollte mir einen ganzen Harem an Männern schenken." Anna kicherte auf und erhob sich, schlenderte mit wiegenden Hüften auf den schmalen Pfaden hinab zum linken Bugbereich des Laderaums. Betont lasziv beugte Anna sich über den Rand einer Kiste, ihre enge Hose betonte mehr als dass sie verbarg, aber...sie tauchte mit dem begehrten Pulver in einer stabilen Tonphiole wieder auf.

"Das klingt als würde sie dir viel schulden", antwortete Zephyr ohne eine Miene zu verziehen. "Obwohl eine Frau wie du sicher nicht darauf angewiesen ist, dass man ihr einen Harem schenkt..."
Er verstummte, als er die Phiole sah.
Fragte dann langsam:
"Darf ich mir das ansehen?"

"Was? Meinen Arsch oder das Pulver?" Anna zwinkerte vergnügt, ehe sie mit vielsagendem Händewinken fort huschte, zwischen den Kisten und Säcken verschwand. Von irgendwo hörte man sie rumoren, dann ein triumphierendes Rufen.

"Das Pulver bitte", murmelte Zephyr, doch er war nicht sicher, ob Anna ihn noch hörte. Neugierig war er trotzdem, also folgte er ihr tiefer in den Bauch des Schiffes.
Viel anderes blieb ihm ja nicht übrig.

"Schade." Gespielt schmollend sah Anna über die Schulter zurück, ehe sie grinste und die Phiole dem Eiselfen zuwarf. "Sicher. Fang, Schneeflöckchen."
Und dann, ohne auch nur nachzusehen, ob Zephyr überhaupt gefangen hatte, tauchte sie in den Sack ab, wühlte darin herum und zog einen weiteren, hölzernen, schachtelartigen Behälter hervor.
"Und Salz."

Bei all den Dingen, die das Leben ihm genommen hatte, Zephyrs Geschicklichkeit blieb, das Behältnis landete sicher in seiner Hand. Nachdenklich betrachtete er die Phiole, öffnete sie um das feine, grauschwarze Pulver darin zu begutachten, daran zu riechen. Eine süßliche Schärfe stieg ihm in die Nase, ganz wie die Texte, welche er über die Substanz gelesen hatte, beschrieben. Selbst war er damit noch nie in Berührung gekommen, also musste er in diesem Moment auf die Echtheit vertrauen.
Spätestens Giana würde ihm diese hoffentlich bestätigen können.

"Argk, das brennt." Anna hatte das Kästchen geöffnet und eine Prise des feinen, karmesinroten Pulvers in die Nase bekommen. Nun juckte sie wie wild ihre Nase und verzog angewidert das Gesicht. "Wenigstens ist es frisch "

"Sei vorsichtig", warnte Zephyr. "Zu viel davon kann dir die Haut verätzen."
Er hatte selbst in seinen jungen Jahren bei einem kleinen Experiment einen Unfall erlebt und musste die Erfahrung nicht wiederholen.

"Hm, vielleicht sollte ich das demnächst mal bei einem Gegner ausprobieren." Anna ließ den Verschluss zuschnappen und reichte das Kästchen an Zephyr weiter, klatschte dann in die Hände und sah sich um. "Gut...noch was?"

Zephyr schüttelte lächelnd den Kopf und nahm die kleine Kiste behutsam entgegen.
"Ich brauche noch etwas aus dem Wald, aber nichts mehr von dir."
Mit fragendem Blick hob er die beiden Behältnisse empor.
"Was möchtest du dafür haben?"

"Hmmmm..." Anna tippte sich nachdenklich gegen die Lippe und grinste dann plötzlich breit. Ihr Auge blitzte vor Schalk auf. "Als Anzahlung reicht ein Kuss."

Von einem Moment auf den nächsten wurde Zephyrs Haltung vorsichtiger, geschlossener.
"Das ist verlockend", antwortete er leise, "aber ich kann es nicht leisten.
Und ich wünschte, du würdest nicht versuchen, mich dazu zu bringen."

"Hm..." Anna lehnte sich wieder zurück und grinste ein dreckiges, listiges Grinsen. Sie wiegte leicht ihre Hüfte und schritt leicht, lasziv aus dem Laderaum. "Später vielleicht, Schneeflöckchen. Allerdings... heute Abend wollen wir auslaufen."

Zephyr nickte hastig und folgte ihr an Deck.
"Gibt es vielleicht eine... weniger intime Weise, auf die ich die Schuld begleichen kann."
Er hatte "andere Weise" sagen wollen, doch ihm war im letzten Moment aufgefallen, dass Anna dies vermutlich absichtlich falsch auslegen würde.

"Wir werden sehen ~", Anna lachte erneut auf, stützte aufreizend die Hände auf ihre Hüfte, die Bluse offen und entblößend. Ihre Locken fielen üppig und rot schimmernd um das herzförmige Gesicht.

"Ich würde es gerne jetzt wissen."
Nicht unfreundlich klang Zephyrs Stimme, aber bestimmt.
"Andernfalls kann ich das nicht mitnehmen."
Die Vorstellung, Anna einen Gefallen zu schulden, sorgte ihn. Die Vorstellung, ihren Reizen weiter ausgesetzt zu werden und ihnen womöglich immer widerstehen zu müssen, machte ihn krank.

"Schneeflöckchen, ich weiß noch nicht was ich von dir will. Auf jeden Fall kein Gold und auch keinen erzwungenen Sex, falls es das ist, was du fürchtest." Anna klang ungewohnt ernst. Sie legte ihre Hände auf Zephyrs, hielt ihn davon ab, die benötigten Dinge abzustellen. "Du brauchst das dringender als ich. Und ist es so schlimm, dass du mir wohl einen Gefallen schuldest? Glaubst du ich verlange den Kopf des Herzogs?"

Zephyrs Schultern sanken, er entspannte sich wieder.
"Nein", antwortete er und wrang sich ein kleines Lächeln ab. "Wenn du den Kopf des Herzogs wirklich wollen würdest, würdest du ihn dir selber holen. Dessen bin ich mir sicher."
Er verstaute die Phiole und das Kästchen vorsichtig in seiner Umhängetasche.
"Ich bin es nicht gewohnt, dass man mir etwas von Bedeutung schenkt. Noch dazu, ohne zu fragen, wofür ich es brauche."

Annas Grinsen wurde wieder eine Spur schmutziger, sie wackelte mit den Augenbrauen und ihr nicht verdecktes Auge blitzte auf vor Schalk.
"Aber ich weiß es doch, Schneeflöckchen~"

Eine Erinnerung schoss durch Zephyrs Kopf.
"Ach richtig", antwortete er langsam. "Giana erwähnte diesen... Mikaal, als wir bei ihr waren."

Annas Reaktion kam schnell und war gewalttätiger als man es gewohnt war, selbst von ihr. Sie schlug schnell und ohne Gnade zu, warf Zephyr um und packte mit beiden Händen seine Kehle. Ihr Auge blitzte, brannte, ihre Lippen waren zurückgezogen, zeigten gefletschte, entblößte Zähne.
"SAG NIEMALS! NIEMALS DIESEN NAMEN! NIEMALS!"

Anscheinend hatte Zephyr ein Talent dafür, Anna unfreiwillig zu beleidigen.
Der Schlag kam jedenfalls unerwartet und traf ihn mit einer Härte, die ihn von den Füßen riss und so hart auf den hölzernen Boden krachen ließ, dass es an ein Wunder grenzte, dass nicht sämtliche Knochen in seinem Körper barsten.
Als die Piratin sich dann auch noch über ihn hockte, mit den Händen seinen Hals packte, glaubte er, sein letztes Stündlein habe geschlagen.
Sich windend, krächzende Laute ausstoßend und immer wieder panisch nach Luft schnappend, versuchte Zephyr, ihre Hände abzuwehren, sie abzuschütteln, aber es zeichnete sich ab, dass ihm dies nicht gelingen würde.
So werde ich also sterben... erwürgt von einer Frau, obwohl ich nicht einmal weiß, was ich ihr angetan habe.

Annas Wut ebbte lange nicht ab, doch sie lockerte den Griff um seinen Hals, ließ ihn schließlich los, packte stattdessen den Kragen seiner Kleidung und zog ihn hoch. Es krachte, polterte, einige Kisten fielen zu Boden als sie ihn mit erstaunlich großer Kraft auf Deck zog.
Sie packte seinen Kragen fester, zog den Arm zurück, wie als wolle sie erneut zuschlagen.

Es reichte aus. Dieser kurze Moment, in dem Zephyr wieder auf eigenen Füßen stand, Anna ihn nur noch an seinen Kleidern festhielt, genügte, damit er seinen Zauber wirken konnte.
Der Stoff seiner Gewänder sackte in sich zusammen, fiel teilweise zu Boden, als sie plötzlich nicht mehr von elfischen Armen und Beinen getragen wurden. Und aus ihnen hervor huschte ein kleiner, dunkler Schatten, ein schwarzes Eichhörnchen, welches mit der Geschwindigkeit eines Blitzes davonhuschte, quer durch den Lagerraum, die Leiter empor an Deck und von dort aus dann zurück in die Stadt, in die Freiheit, die Sicherheit.
Mochte dies der unwürdigste Abgang aller Zeiten bleiben, mochten Zephyrs Habseligkeiten zurückbleiben, mochte dies ein weiteres Leben in Keuschheit bedeuten - es bedeutete, dass er nicht durch die Hand einer wildgewordenen Furie sterben würde.
So viel war ihm sein Leben wert. Obwohl er jetzt schon unendliche Schuldgefühle spürte, dafür Yaeetas Seele aufs Spiel zu setzen.

"Was..." Anna war überrascht, als sie plötzlich nur noch Kleidung in den Händen hielt, war zu überrascht, als dass sie noch nach dem Messer greifen, es hinter dem fliehenden Eichhörnchen her werfen könnte. Die wenigen Männer, die sie so verdattert sahen, lachten, doch verstummten, als Anna ihn kurz darauf das Lachen aus dem Leib prügelte.
Erst dann raffte sie Zephyrs verlassene Sachen, verschwand in ihrer Kabine und warf die Sachen in die Ecke. "So ein gerissener, kleiner Bastard..."

Zitternd lag Zephyr auf seinem Bett, nackt, den Handrücken auf seine Augen gelegt.
Er hatte eine ganze Weile gebraucht, um ein offenes Fenster zu finden, durch das er seinen Weg nach Innen hatte finden können. Dabei hatte es sich leider nicht um sein eigenes Zimmer gehandelt, sondern einen der Waschräume und unglücklicherweise war es ihm als Eichhörnchen nicht gelungen, den Türknauf zu betätigen. Also hatte er wieder seine menschliche Form angenommen. Froh war er gewesen, dass seine Blut- und Dunkelelfenmitbewohner zu dieser Stunde bereits schliefen, waren sie doch zumeist bei Nacht aktiv.
Und nun lag er da, stumm, nachdenklich und verzweifelt. Nicht nur, weil er womöglich kurz davor gewesen war, von Anna getötet zu werden, weil er anscheinend etwas falsches gesagt hatte, sondern auch, weil er sich nun überlegen musste, wie er an die nötigen Ingredienzien für das Ritual kam, sondern auch, weil er eine Möglichkeit zu finden hatte, das ohne sein gesamtes Geld - welches sich ja noch immer in seiner zurückgebliebenen Umhängetasche befand - bewerkstelligen sollte. Und es blieb ganz abgesehen davon noch die Frage, ob Giana zu trauen war.
Arias andauerndes Gekecker machte es nicht besser.
Und schließlich begann er auch entnervt damit, ihr zu antworten.
"Ja, ich weiß, dass ich ihr nicht hätte trauen sollen.
...
Ja, du hättest es besser geschafft.
...
Nein!
...
Ich war wirklich nicht mit ihr im Bett!"

Aus purer Neugierde hatte Anna den Inhalt der Tasche durch gesehen. War versucht gewesen das Geld und die Materialien zu nehmen und den Rest im Meer versinken zu lassen. Letztendlich jedoch, so ahnte sie, würde sie ihre Handlung noch bereuen. So also ließ sie Zephyrs Sachen wieder in Ruhe. Zumindest bis sie auf die Liste in Gianas krakeliger Handschrift stieß. Was hatte er mit dieser Mischung vor? Etwa...
"Will dieser Narr mit einem Geist sprechen?"






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