Lucille -> Ankunft

Lächelnd betrachtete Lucille das Spiel von oben.
Es war ihm stets ein Vergnügen, Dinge wie diese hier zu beobachten.
Wie Menschen, die sich in ihrer Hochmut immer für die Krone der Schöpfung hielten, die glaubten, über allem anderen zu stehen, sich in Tiere verwandelten, einander bis aufs Blut jagten, keine Spur von ihrem hochgelobten Verstand zeigten.
So verdorben, so abstoßend und gleichzeitig so unglaublich einfältig waren sie, dass Lucille nichts anderes blieb, als auf angeekelte Weise fasziniert von ihnen zu sein.
Mit einer fließenden Bewegung glitt er von einer der Mauern, ließ nur für den Bruchteil einer Sekunde seine Flügel durchscheinen, und landete dann anmutig auf dem Boden.
Beobachtete das Schauspiel aus nächster Nähe.

Lucille lächelte nur.
Seine Augen blitzten, als er sich durch die silbrigen Locken fuhr.
Es war köstlich, wie Menschen versuchten, ihre eigene Natur zu verneinen, zu verbergen.
Wie sie reagierten, wenn jemand sie dennoch entdeckte.

Lucilles goldene Augen wurden schmal.
Leicht hob er eine Hand und rief das Licht, vertrieb die Schatten um sich.
"Welch obszöne Wortwahl.
Etwas anderes habe ich aber auch nicht erwartet."

Lucilles Sicht trübte sich einen Augenblick lang, ehe er wieder etwas Licht herbeibeschwor und sie ausglich.
Leise kicherte er.
"Du magst es wohl nicht, wenn jemand bemerkt, dass du ein blutdurstiges Monster bist."

Lucille lachte nur.
"Was ist?
Glaubst du, ich weiß nicht, was vor sich geht, wenn du dich darin einwickelst?
Glaubst du, es macht dich besser?"

"Ah, dann kann ich das also als Bejaung betrachten."
Lucille kicherte, machte aber keinerlei Anstalten, sich zu rühren.
Zu amüsant war das Ganze.
Außerdem würde er sich im Nachhinein gerne die Leiche ansehen.

Lucille blieb einfach stehen und beobachtete den Vorgang mit einem herablassenden Lächeln.
Es war ihm gleich, was der Sterbliche wollte oder nicht.
Letztendlich war er ein Nichts.

Mit einer anmutigen Bewegung fuhr Lucille seine Flügel aus und stieß sich in die Luft.
Auf den Resten einer Mauer ließ er sich nieder und schaute dem Ganzen von oben zu, indem er eine kleine Lichtkugel hinabschickte.

Lucille folgte den beiden aus der Luft, schickte immer wieder Lichtstrahlen herab, um die Schatten zu vertreiben.
Es war durchaus amüsant und zumindest vertrieb es die Langeweile ein wenig.

Lucille lächelte, seine Augen blitzten auf, als er das Blut erblickte.
Während er noch über den beiden schwebte, spreizte er seine Finger, ließ das Blut in dünnen Fäden aus der Wunde emporschweben.

Lucille folgte den beiden mühelos.
Ein kleiner, stetig breiter werdender Faden Blut reichte von dem Mann, bis zu seiner Hand, berührte sie aber nicht ganz.
Mit einem kleinen Lächeln fragte Lucille sich, was zuerst eintreten würde:
Dass der Mann vor Erschöpfung kollabierte, dass er verblutete oder das der blutlüsterne Elf ihn verschlang.
Der Ausgang war ihm eigentlich recht egal.
Es war das Verfolgen, die Überlegungen, die den Reiz ausmachten.

Er gab auf?
Nun, dann würde der Mann wohl verbluten.
Mit einem samtenen Lächeln schaute Lucille dabei zu.
Seine Arbeit würde danach beginnen.

Lucretia -> Ankunft

"Nilay!? Nilay!"
Lucretia schrie sich beinahe den Hals aus dem Leib.
Sie war zornig.
Unheimlich zornig.
Aber gleichzeitig auch besorgt.
Und gleichzeitig fühlte sie sich gedehmütigt und närrisch, weil sie ihn wirklich hatte entkommen lassen.