Arbeitszimmer von Lawrence

Ruhig, aber mit gerunzelter Stirn betrachtete Lawrence Aleksandra.
Ein Mädchen.
Jung, unerfahren, unsicher.
"Es macht dir Angst, nicht wahr?", fragte er schließlich in deutlich sanfterem Tonfall als zuvor.
"Dann werde ich es nicht von dir verlangen.
Wir müssen eine andere Möglichkeit finden."

Arbeitszimmer von Lawrence

"Jeder hat Dinge, die andere nicht erfahren sollten", meinte Lawrence und schaute Aleksandra in die Augen.
"Das respektiere ich bei dir wie bei jedem anderen.
Aber dann müssen wir uns etwas einfallen lassen, wie wir die Akademie durchsuchen wollen, oder sie fürs Erste ruhen lassen und anderen Fährten nachgehen."

Arbeitszimmer von Lawrence

Schweigend betrachtete Lawrence einen Augenblick lang das Gesicht des Mädchens.
Dann nickte er.
"Dann soll es so sein."

Arbeitszimmer von Lawrence

"Bis Morgen hast du Zeit, es dir gut zu überlegen", sagte Lawrence sanft und schaute in ihre Augen, nicht auf die nun freigelegte Haut.
"Heute können wir ohnehin nichts mehr tun - mach dir am besten einen schönen Abend mit deiner Familie."

Arbeitszimmer von Lawrence

Nachdenklich schaute Lawrence das Mädchen an.
"Es tut mir leid, Aleksandra", sagte er schließlich ernsthaft.
"Ich wollte nicht taktlos sein."
Er war nicht der einzige, der etwas wichtiges verloren hatte.
Er war nicht einmal der einzige, der viel verloren hatte.
So leicht war es, das zu vergessen ...

Arbeitszimmer von Lawrence

"Es tut mir trotzdem leid."
Aufmerksam schaute Lawrence das Aleksandra an.
Sie war noch so jung, konnte kaum zwanzig Sommer zählen.
Und schon in diesem zarten Alter wusste sie um die Bitternis der Zurückweisung, kannte Erlebnisse, die das ganze Leben veränderten.
Sie war wohl etwa so alt wie Lawrence es gewesen war, als er ihm begegnet war.
Dem Mädchen, welches er ein Jahr später geheiratet hatte.
Und das nach einem weiteren Jahr schon nicht mehr in dieser Welt geweilt hatte.

Arbeitszimmer von Lawrence

"Dazu habe ich weder einen Grund, noch das Recht", antwortete Lawrence schlicht.
Vielleicht hätte er nicht immer so gedacht.
In seiner Heimat wäre auch jede Bestia fortgejagt worden.
Und vielleicht hätte er sich sogar daran beteiligt.
Aber er hatte im Laufe der Zeit vieles gelernt, oft umdenken müssen.
Und eine seiner bittersten Lektionen war gewesen, dass es nicht das Tierische, sondern das Menschliche war, dass es zu fürchten galt.

Arbeitszimmer von Lawrence

"Das ist wohl wahr", seufzte Lawrence.
"Aber vor mir hast du nichts zu befürchten."

Lawrence' Arbeitszimmer

Lawrence schüttelte den Kopf, auf seinen Lippen deutete sich ein Lächeln an.
"Da gibt es nichts zu danken."
Es lag an seinem Gedankengut, an seinem Weltbild - nicht daran, dass er sich Dank wünschte oder anderen eine Freude bereiten wollte.

Lawrence' Arbeitszimmer

"Da wirst du heute ohnehin kein Glück mit haben", bemerkte Lawrence und deutete nach draußen.
Wolken verbargen die Sterne und der Mond war nichts als eine haarbreite Sichel, die dann und wann hinter den nebligen Fetzen hervortrat.
"Schlaf gut, Aleksandra."

Lawrence' Arbeitszimmer

Lawrence saß schon früh am Schreibtisch, einen Becher Tee vor sich stehend.
Der Hauptmann würde heute der Ratssitzung beiwohnen, aber das bedeutete in keiner Weise, dass die Arbeit vernachlässigt werden konnte.
Im Gegenteil, würde bei seiner Rückkehr auch nur ein Detail nicht seiner Vorstellung entsprechen, würde das übel enden.

Lawrence' Arbeitszimmer

Lawrence schaut auf und nickte ruhig.
"Dann müssen wir wohl nur mit den Methoden arbeiten, die von uns erwartet werden."
Er hatte sich ein paar Begründungen zurechtgelegt, die man in der Akademie vorbringen würde, ohne Aleksandra zu offenbaren - allerdings würde keine standhalten, wenn die gebildeten Herrschaften dort dagegen wären ...
Nachdenklich betrachtete er die junge Frau und schob ihr dann langsam seinen dampfenden, unangetasteten Becher hin.
"Das hilft gegen die Müdigkeit."